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Soldaten "ganz überraschend" aggressiver als Zivildienstleistende

Ergebnisse einer Tübinger Langzeitstudie (Bericht von "Bundeswehr Monitoring")

Am 12. Juni 2012 berichtet zeit.de von einer Studie eines Forscherteams der Universität Tübingen, der zu Folge bereits der neunmonatige Dienst in der Bundeswehr (vor Aussetzung der Wehrpflicht) ausgereicht habe, "um junge Bundeswehrrekruten in ihrer Charakterentwicklung dauerhaft zu beeinträchtigen". Die Forscher folgerten, es "sei keine Zufallsschwankung", dass die Exsoldaten "aggressiver und weniger einfühlsam" seien als ihre männlichen Altersgenossen", meist Zivildienstleistende. Dies sei "durch den vorher geleisteten Wehrdienst erklärbar".

Die jungen Männer, die zur Bundeswehr gingen, hätten sich als "misstrauischer und weniger gesprächig Fremden gegenüber" bezeichnet und würden sich "seltener Gedanken über die Folgen ihres eigenen Handelns und ihre Rolle in der Welt" machen. Philosophische Diskussionen hätten sie "eher langweilig" gefunden. Sie wären dafür "umso konkurrenzbetonter". zeit.de fasst zusammen: "Noch Jahre später hinken ehemalige Soldaten ihren Altersgenossen in Sachen persönlicher Reife hinterher."

Die Forscher hätten den Befund als "überraschend" bezeichnet. Man habe Personen ausgewählt, "die aus ähnlichem Elternhaus stammten und zu Beginn der Studie auf dieselben Fragen vergleichbare Antworten gegeben haben". Das Verteidigungsministerium interpretiert laut zeit.de die Ergebnisse der Studie als "widersprüchlich". Einer der Bildungsforscher prognostiziere hingegen, "dass die charakterlichen Unterschiede zwischen Berufssoldaten und Normalbevölkerung eher noch wachsen dürften, wenn bei der Rekrutierung nur noch das Prinzip Freiwilligkeit herrscht".

zeit.de verweist auf eine ausführlichere Darstellung der Forschungsergebnisse auf dem Portal wissenschaft.de, die das Datum vom 20. Februar 2012 trägt.

Quellen:
  • zeit.de: Unreife Rekruten, Version vom 12.06.2012, 07:02 Uhr, abgerufen am 15.06.2012 unter http://www.zeit.de/2012/23/C-Wehrdienst
  • wissenschaft.de: Wird man beim Bund zum Mann?, Version vom 20.02.2012, abgerufen am 15.06.2012 unter http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/315074
* Quelle: Bundeswehr Monitoring, Juni 2012; http://www.bundeswehr-monitoring.de

Military Training and Personality Trait Development: Does the Military Make the Man, or Does the Man Make the Military?

Joshua J. Jackson [1], Felix Thoemmes [2], Kathrin Jonkmann [2], Oliver Lüdtke and Ulrich Trautwein [2]

[1] Washington University in St. Louis [2] University of Tübingen

Joshua J. Jackson, Department of Psychology, Washington University in St. Louis, Campus Box 1125, St. Louis, MO 63130 E-mail: j.jackson@wustl.edu

Abstract
Military experience is an important turning point in a person’s life and, consequently, is associated with important life outcomes. Using a large longitudinal sample of German males, we examined whether personality traits played a role during this period. Results indicated that personality traits prospectively predicted the decision to enter the military. People lower in agreeableness, neuroticism, and openness to experience during high school were more likely to enter the military after graduation. In addition, military training was associated with changes in personality. Compared with a control group, military recruits had lower levels of agreeableness after training. These levels persisted 5 years after training, even after participants entered college or the labor market. This study is one of the first to identify life experiences associated with changes in personality traits. Moreover, our results suggest that military experiences may have a long-lasting influence on individual-level characteristics.

Psychological Science; http://pss.sagepub.com/content/23/3/270




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