NATO erklärt den Bündnisfall
Muss die Bundeswehr nun in den Krieg ziehen? Ein Radiointerview mit Tobias Pflüger (IMI)
Am 2. Oktober 2001 hat die NATO zum ersten Mal seit ihrem 52-jährigen Bestehen den "Bündnisfall" nach Artikel 5 des NATO-Vertrags erklärt. Danach sind die Mitgliedstaaten gegenüber dem angegriffenen Land zum Beistand verpflichtet, wobei sich die Umstände der Hilfe aber nach den Erfordernissen jeweiligen Bündnisstaates ergeben. Dennoch sind die Koalitionspolitiker einschließlich ihrer Opposition eifrig bemüht, aktive militärische Hilfe nicht auszuschließen. Auch wenn bisher keinerlei Hilfeersuchen aus den USA vorliegt, bekräftigt der Kanzler zum wiederholten Mal seine "uneingeschränkte" Solidarität, die auch "militärisch gemeint" sei.
Fünf Tage vor der NATO-Entscheidung gab Tobias Pflüger einem alternativen "freien Radio" in Tübingen ein Interview, in dem es um mögliche deutsche militärische Beiträge im "Krieg gegen den Terrorismus" ging. Wir dokumentieren das Interview im Folgenden nach der Tonbandabschrift, wohl wissend, dass manches ins Unreine gesprochen war. Es macht das Ganze aber auch sehr lebendig.
Interview: Das Kommando Spezialkräfte (KSK) vor dem
Kriegseinsatz
Telefoninterview mit Tobias Pflüger (IMI), durchgeführt
und abgetippt von der Redaktion Lauschangriff des Radios Wüste
Welle in Tübingen
Redaktion Lauschangriff: Die Tübinger Informationsstelle
Militarisierung (IMI) warnt seit Jahren vor der (schleichenden)
Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee für
Kriegseinsätze in aller Welt. Insbesondere der Aufbau des im Schwarzwaldstädtchen Calw
stationierten Kommando Spezialkräfte (KSK) wird von der
Informationsstelle kritisiert. Das Kommando Spezialkräfte soll im
Rahmen der Vergeltungsschläge gegen den Terrorangriff auf das
World Trade Center und das Pentagon zum Einsatz kommen. Was
genau ist das KSK?
Tobias Pflüger: Das Kommando Spezialkräfte ist die Elitetruppe der
Bundeswehr. Sie wurde 1996 nach langen Vorbereitungen
gegründet. ...Es ist eine tausend Mann starke Einheit, in der
Kampfsoldaten ausgebildet werden, die hinter feindlichen Linien
gegnerische Hauptquartiere oder Kommandoeinrichtungen lahm
legen sollen. Das KSK besteht aus in einem komplizierten
Verfahren ausgesuchten Elitesoldaten, die einen reinen
Kampfauftrag haben. Dieses Kommando Spezialkräfte ist auch so
was wie die Symboltruppe der neuen zukünftigen Bundeswehr. Die
Soldaten sind rein kampforientiert, agieren zum Beispiel in kleinen
Vier-Mann-Trupps, die gemeinsam irgendwo abgeworfen werden,
z.B. bei der jetzigen Afghanistan-Operation.
Was wißt ihr denn genau über die Einsatzplanung? Wo soll das
KSK genau zum Einsatz kommen und welche Aufgaben soll das
KSK in Afghanistan bekommen?
Das ist das noch gehütete Geheimnis. Das KSK ist offensichtlich
von der US-Regierung um Unterstützung angefragt worden. Es ist
ja inzwischen die Rede davon, daß es vermutlich erstmal einen
Einsatz der US-Truppen und der britischen Truppen in Afghanistan
geben wird. Erste Meldungen aus Großbrintannien sagen, daß das
britische SAS, also die britische Eliteeinheit, schon vor Ort ist in
Afghanistan und daß es möglicherweise ein gemeinsames
Kommandounternehmen geben könnte von amerikanischen
Einheiten, z.B. Delta-Forces oder Seals, und der SAS und auch
dem Kommando Spezialkräfte. Ich könnte mir vorstellen, daß es
zwei Optionen gibt: Zum einen bezüglich der Shelter-Now-
Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter und zum zweiten bezüglich
Osama bin Ladin. Hierbei soll wohl der Mythos verbreitet
werden, daß diese Person einfach herausgeholt und in die USA
gebracht werden soll, wobei das die Theorie ist, die Praxis sieht
vermutlich anders aus.
Wie könnte die Praxis aussehen?
Ja, der Chef des KSK, Reinhard Günzel, hat jüngst ausgeplaudert,
wie ein Teil der Planungen laufen. Es gab wohl Absprachen
zwischen den Elitekampftruppen Großbritanniens, der USA,
Israels, Deutschlands und Frankreichs, die gemeinsam überlegt
haben, was jetzt gemacht werden könnte. Man ist gemeinsam zum
Schluß gekommen, daß ein Kommandounternehmen gegen
Osama bin Ladin nur zu einem Blutbad führen kann, weil im
Grunde genommen immer der gleiche Effekt entsteht, nämlich:
Wenn Truppen abgeworfen werden, müssen diese sämtliche
Menschen, die sie erkennen, als Soldaten, als ihre Feinde
betrachten. Die gesamte Zivilbevölkerung, die in das Umfeld dieser
Truppen kommt, ist gefährdet. Und deshalb sagt der Günzel ganz
offen und direkt, daß er ein Blutbad in Afghanistan bei einem
KSK-Einsatz befürchtet. Das hat dem Bundesministerium der
Verteidigung überhaupt nicht gepaßt. Die haben sein Interview
dementiert. Dann haben sie festgestellt, daß er das tatsächlich
gesagt hat, worauf sie gesagt haben, er sei nicht autorisiert. Sie
haben ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, weil KSK-Soldaten und
insbesondere der Kommandeur absolutes Sprechverbot haben und
überhaupt nicht über ihre Einsatzoptionen sprechen dürfen.
Bei den Einsätzen des KSK herrscht also absolute Geheimhaltung?
Ja, das KSK war bisher fünf mal eingesetzt. Bei einem der
Einsätze im Kosovo im Rahmen der Festnahme mutmaßlicher
Kriegsverbrecher hat sich der Festzunehmende mit einer
Handgranate in die Luft gesprengt und dabei zwei
KSK-Soldaten schwer verletzt. Über diese Aktion war sehr wenig
zu lesen. Es ist nach wie vor so, daß diese Aktionen geheim
gehalten werden, weil das KSK auch ohne gesonderte
Bundestagsbeschlüsse eingesetzt werden kann.
Hierbei wird das Verfassungsgerichtsurteil vom 12.Juli 1994
insofern über- oder uminterpretiert, indem formuliert wurde, daß der
Bundestag bei "Gefahr im Verzuge" auch im Nachhinein
abstimmen könne. ... Jetzt gibt es ja Streit, weil Scharping sagt,
daß "Gefahr im Verzug" gegeben sei und unser aller geliebte
Angelika Beer sagt, daß das nicht so sei, sondern daß
der Bundestag im Vorhinein über einen Einsatz abstimmen müßte.
Ich muß nochmal genau nachfragen. Wäre ein Einsatz des
Kommando Spezialkräfte jetzt von der deutschen Verfassung
gedeckt oder muß da nochmal eine gesonderte
Bundestagsabstimmung erfolgen?
Es gab ja eine Bundestagsabstimmung, in der ganz allgemein
gehalten formuliert wurde, daß man sämtliche Fähigkeiten, auch
militärische, den USA zur Verfügung stellt, die die USA anfordern
und die mit der deutschen Verfassung konform sind. Dieser
Beschluß bedeutet nichts anderes, als daß damit ein Einsatz des
KSK freigegeben wurde und die Regierung unter den
jetzigen Bedingungen das KSK einsetzen kann und wohl auch
einsetzen wird. Das wäre aber, wenn man das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts genau anschaut, ein Bruch dieses
Urteils und somit auch ein Bruch der Verfassung, weil im
Grundgesetz steht ja nach wie vor: Der Bund stellt
Streitkräfte zur Verteidigung auf. Diese KSK-Aktionen haben mit
Verteidigung überhaupt nichts zu tun, das sind Angriffsaktionen.
Das sind Angriffsaktionen, die hoch gefährlich sind, sowohl für
diejenigen Menschen im Umfeld dieser Aktionen als auch für die
Soldaten.
Du hast vorhin zwei Einsatzoptionen genannt, die eine der
Versuch, Osama bin Ladin zu ergreifen oder zu töten, an der das
KSK beteiligt sein könnte, die andere wäre die Befreiung der Leute
von "Shelter Now". Ich denke mal, daß es viele Leute als legitim
erachten, Menschen zu befreien, die von einem undemokratischen
Staat zu Unrecht festgehalten werden. Was kann man darauf
antworten?
Das Problem ist, mit illegalen Mitteln auf illegale Aktionen zu
reagieren. Das halte ich für hoch problematisch. Es ist natürlich im
Moment nicht opportun, was ich jetzt im Folgenden sagen werde:
Die Shelter Now-Mitglieder gehören Gruppen an, die missionarisch
tätig sind. Ich finde die Reaktion des Taliban-Regimes vollkommen
falsch, diese Leute festzunehmen und ihnen den Prozeß zu
machen. Aber offensichtlich war bei "Shelter Now" nicht nur reine
Nächstenliebe im Spiel, sondern auch Bekehrungsversuche. Und
bezüglich einer Befreiung solcher Menschen ist es
natürlich das gleiche Problem wie im Fall von Osama bin Ladin.
Das wird sämtliche Menschen, die drumherum sind, ebenfalls
tödlich treffen. Das heißt, wenn da irgendwelche Bewacher sind,
wenn es in einem Gefängnis ist, werden entsprechend die
Gefängniswärter und andere umgebracht werden
müssen, damit man an die Gefangenen ran kommt. Und ich denke,
ethisch ist es so, daß kein Leben mehr wert ist als ein anderes. ...
Wir werden bald wissen, welche Aufgabe das KSK bekommen
wird. Was glaubst du eigentlich, wann dieser "Vergeltungsschlag"
beginnen wird?
Meine Befürchtung ist, daß es sich um eine gestaffelte Militäraktion
handeln wird und zwar zuerst solche Kommandounternehmen, die
allgemein wahrscheinlich, weil man ja nicht mitbekommen wird,
wer alles umgekommen sein wird, auf höhere Akzeptanz stoßen
werden. Danach wird Stück für Stück die militärische Keule der
USA in Begleitung Großbritanniens und womöglich einiger Nato-
Staaten aufgefahren werden. Wenn die Option von Condoleeza
Rice zutrifft, daß man die Taliban-Regierung stürzen will, wird es
dann tatsächlich zu größeren Bombardierungen kommen. Und ich
denke, der US-Verteidigungsminister Rumsfeld hat es ja sehr klar
formuliert, daß es ein sehr langer "Feldzug" sein wird, der geführt
werden wird und daß es dabei auch viele Tote geben wird, vor allem
natürlich auf der Seite der Angegriffenen, aber auch auf der
Angreiferseite. Ich denke, man muß sich auf einen sehr langen
Krieg einstellen, der jetzt droht. Eine meiner Hauptängste zur Zeit
ist, daß viele glauben, daß jetzt halt Afghanistan bombardiert wird. Daß daraus aber ein Flächenbrand entstehen könnte, weil ja zum
Beispiel in Pakistan sehr viele unterschiedliche politische Kräfte
vorhanden sind, die auch die Taliban unterstützen, das ist, glaube
ich, vielen hierzulande noch nicht bewußt.
Zurück zum KSK. Du hast vorhin gesagt, daß das KSK ein Symbol
ist für die Umrüstung der Bundeswehr von der Verteidigung des
eigenen Territoriums hin zu Kriegseinsätzen in aller Welt. An
dieser Umstrukturierung zeigt sich ja, daß das Deutschland nach
der Wiedervereinigung auch seine militärische Rolle in der
Weltpolitik völlig neu definieren will. Jetzt soll ja die Bundeswehr in
Mazedonien die dominierende Rolle im Rahmen des Nato-
Einsatzes spielen. Wie ist es denn zu erklären, daß diese
Entwicklung nahezu unwidersprochen vonstatten ging und daß sie
vor allem von einer rotgrünen Regierung zu Ende geführt wird?
Mein Eindruck ist, daß der Gewinner der Anti-Terror-
Militäraktionen, die jetzt geplant sind, die Bundeswehr ist. Die
Bundeswehr bekommt jetzt einen führenden Einsatz in
Mazedonien. Sie wird dort lead-nation. Sie wird einen
übergroßen Anteil der dortigen Soldaten stellen und hat damit
natürlich auch entsprechende Einflußmöglichkeiten. Sie bekommt
1,5 Milliarden DM mehr an Geldern, die insbesondere in den
Bereich Kommando Spezialkräfte und Division Spezielle
Operationen fließen wird. Die Division ist die erweiterte Truppe um
das KSK, die Luftlandebrigade 31 in Oldenburg und die
Luftlandebrigade 26 in Saarlouis. Das sind zusammen 7400
Soldaten und die Bundeswehr wird jetzt in diesem Bereich enorm
aufgestockt werden. Ich rechne damit, daß das, was sowieso
geplant war, nämlich kleinere Kampfeinheiten zu bilden und die
Gesamtzahl der Bundeswehr zu reduzieren, weiter vorangetrieben
wird.
Daß das Ganze unter Rotgrün stattfindet, hat im Wesentlichen die
eine Funktion, daß dadurch weniger Widerstand gegen solche
Entwicklungen zu erwarten ist, weil viele trotz Nato-Angriffskrieg
gegen Jugoslawien und trotz der Innenpolitik der jetzigen Regierung
nach wie vor meinen, sie seien bei Rotgrün aufgehoben. Im
Moment sagen viele Menschen, daß sie wollen, daß auf die
Terrorangriffe hin was passieren soll, aber sie wollen keinen Krieg,
sie wollen keine Rache. Hier gibt es gerade so was wie einen
Bruch mit der Regierung. Der ist auch ganz dringend zu
organisieren. Wenn eine Regierung Lynchaktionen, Rache-
Militäraktionen und Krieg unterstützt als Reaktion auf diese
brutalen Anschläge in den USA, dann kann das nicht
unsere Regierung sein, daß muß man ganz klar in Opposition zu
dieser Regierung stehen, auf die Straße gehen und gegen diesen
Krieg mobilisieren.
Es zeigt sich, daß viele Leute mehr und mehr genau dies tun und
es überall Kundgebungen, Demonstrationen, Mahnwachen und so
weiter gibt. Es ist absolut an der Zeit, deutlich zu machen, daß
diese Regierung Kriegspolitik betreibt. Die uneingeschränkte
Solidarität mit den USA bezieht sich ja nicht (nur) auf die Opfer,
sondern bezieht sich auf die Regierung und diese Regierung fährt
einen Harakiri-Kurs. Wenn Bush davon redet: Entweder seid ihr für
uns oder gegen uns und wenn ihr gegen uns seid, seid ihr für die
Terroristen und wenn er sagt, das ist der Kampf des Guten gegen
das Böse, ... zeigt das, welche Dimension das hat. Im Moment
hat die Bundesregierung einen Kurs, den sie wohl auch beibehalten
wird, voll hinter diesem Harakirikurs zu stehen. Da kann man nur in
Opposition zu dieser Regierung gegen diesen Kriegskurs Stellung
beziehen.
Die deutsche Bundesregierung hat ja gemeinsam mit anderen Nato-
Staaten den vorauseilenden Gehorsam gegenüber den USA geübt
und die "uneingeschränkte Solidarität" zugesagt und den Nato-
Bündnisfall ausgerufen. Die USA haben die Nato aber bisher gar
nicht um Beistand gebeten. Es scheint aber, daß die europäischen
Nato-Staaten gerne mitreden wollen, wie der Militäreinsatz ablaufen
soll. Wie ist das? Dürfen die mitreden oder halten die USA die
anderen einfach außen vor bei ihrer Einsatzplanung?
Das wird so laufen wie im Jugoslawienkrieg, daß die wesentliche
Einsatzplanung von den US-Militärs gemacht werden wird. Die
USA haben aber ein Interesse aus Akzeptanzgründen, daß den
Regierungen der anderen Nato-Staaten zumindest Grundlinien
bekannt sind. Eine Mitsprache wird es nicht gehen, sondern es
wird darum gehen, daß das politisch abgesichert
ist. Der Beschluß ist ja relativ bezeichnend. Es ist ja nicht
beschlossen worden, daß der Art.5-Fall vorliegt, also daß ein Staat
von einem anderen Staat von außen angegriffen wurde. Das ist ja
auch Unsinn, denn es war kein Staat, sondern es waren
Terroristen. Man hat den Art.5-Fall unter der Voraussetzung
beschlossen, daß die US-Regierung Beweise vorlegen kann, daß
es Verbindungen z.B. zu Osama bin Ladin gibt. Das ist vor allem
den Benelux-Ländern zu verdanken, die da gebremst haben. Wir
haben die Situation, daß die US-Regierung vermutlich eh ihren
Krieg führen wird, führen will, es aber innerhalb der US-Regierung
noch nicht klar ist, worauf das hinaus läuft. Die EU- und die Nato-Staaten werden versuchen, dabei
mitzureden. Sie werden aber im Wesentlichen die Funktion haben,
das politisch abzusichern und dabei zum Beispiel ihrer
Bevölkerung zu sagen: Uneingeschränkte Solidarität bedeutet eben
auch, daß man jetzt einen solchen Krieg führen muß und dabei
auch leiderleider unschuldige Menschen umkommen.
Wenn es zu dieser "uneingeschränkten Solidarität" kommen sollte,
... wird es Tote geben, die auch zurück nach Deutschland kommen
werden. Was vermutest du, wird passieren, wenn hier die toten
Soldaten ankommen? Werden sie heroisiert werden oder könnte
dann die Stimmung kippen?
Im Gegensatz zu den USA, wo Rumsfeld, diejenigen, die in diesem
Krieg verrecken werden, schon als Helden ausgerufen hat, wird es
hier in Deutschland schwieriger werden. Es war eigentlich jahrelang
meine Überzeugung, daß wenn die Zinksärge nach Hause
kommen, es nochmal eine schwierige Situation vor allem für eine
rotgrüne Regierung geben wird, ihre Kriegspolitik durchzuziehen.
Es ist aber jetzt die gesamte Koordinatenlage nach diesen brutalen
Anschlägen in den USA verschoben. Im Moment dominiert bei
vielen eine Verunsicherung darüber, was insgesamt stattfindet,
sowohl bezüglich der Anschläge als auch der Reaktion der
Regierenden. Insofern kann ich im Moment schlecht einschätzen,
welche Folgen das haben wird. Je nachdem, wie eine solche
Aktion ablaufen wird. Wenn das Ziel erreicht wird und dabei sind halt Menschen
umgekommen, könnte es zu einer Heroisierung kommen. Wenn es
schief geht und dabei zusätzlich noch mehr Menschen
umkommen, denke ich, wird es hier in der BRD schwer, zu sagen,
daß das Helden sind. Und dann ist es Aufgabe linker
friedensbewegter Kreise, deutlich zu machen, daß diese Art von
Kriegsführung auch Zivilisten trifft und daß Soldaten, die sich zu
Handlangern einer solchen Politik machen, nicht Helden sind,
sondern die, die den dreckigen Teil des Jobs machen. Und dann
denke ich, ist es angebracht, zu sagen, daß sich die Soldaten
genau überlegen sollten, was sie machen. Sie sollten dann ihren
Job stecken. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, vom normalen
Antrag Antrag auf Kriegsdienstverweigerung über Totalverweigerung
bis zur Desertion. Ich denke, das ist an der Zeit.
Am 13. Oktober wird es eine Demonstration in Berlin geben. Was
ist die Hauptforderung dieser Demo?
... Bei dem bundesweiten Friedensratschlag in Kassel, bei dem
diese Demo beschlossen wurde, war der Haupttenor: Vergeltung
darf nicht sein, sondern auf solche Anschläge muß so reagiert
werden, daß Ursachen von Terrorismus angegangen werden, daß
die verschiedenen westlichen Staaten ihre Politik ändern müssen.
Zentraler Ansatz wird sein, zu sagen, daß Vergeltungskrieg
niemals das sein kann, was vorgegeben wird, nämlich "zivilisiert",
sondern ein Rückfall in die Lynchjustiz. Eine der Forderungen, die
formuliert wurde, war "Gegen Terror, Vergeltung und Rassismus".
Ich denke, das macht die wesentlichen Punkte deutlich.
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