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Deutsches U-Boot vor US-Küste

Beteiligung an Washingtons Manövern - Trip zum Persischen Golf fällt aus

Von René Heilig *

Am Sonntag wird wieder ein deutsches U-Boot Kurs auf die USA nehmen. Der Ehrgeiz der U-32-Besatzung ist geweckt. Vor rund zwölf Jahren war es U 24 gelungen, alle Sicherungen um den US-Flugzeugträger »Enterprise« zu überwinden und einen »Treffer« zu landen. Übungshalber, versteht sich. Nun wird U 32 - ein hochmodernes konventionelles Boot mit Brennstoffzellenantrieb - an »Westland Deployment« teilnehmen. Bei dem mehrwöchigen Manöver der US-Navy sollen Kommandostrukturen und Operationsabläufe bei gemeinsamen Einsätzen perfektioniert werden. Ein US-Trägerverband soll die deutsche Untersee-Waffenplattform aufspüren. U 32 seinerseits wird versuchen, den Verteidigungsring der Verbündeten zu überwinden. Dabei will man nicht nur die vorhandenen Technologien und Verfahren testen, sondern zugleich neue entwickeln.

Dazu wird dem Boot nicht nur der übliche Tender und ein Flugzeug vom Typ »Orion« folgen. Mit im Spiel ist die »Planet«, teilte die Marine mit und ordnet dem High-Tech-Schiff das Attribut »zivil« zu. Dabei gehört die »Planet« zur Wehrtechnischen Dienststelle 71 in Eckernförde. Als modernstes Forschungsschiff der NATO steht es auch der Forschungsanstalt der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik zur Verfügung. Die rund 20 Wissenschaftler und Techniker, die demnächst die Stammbesatzung verstärken werden, sind auf das Fachgebiet Unterwasserakustik spezialisiert. Ihnen stehen hochmoderne Labore und verschiedenste Sonargeräte zur Verfügung. Die so gewonnenen Daten sind begehrt bei allen NATO-Marinestäben.

Bereits Anfang Januar war die Fregatte »Hamburg« aus Wilhelmshaven ausgelaufen und hatte Kurs auf die amerikanische Ostküste genommen. Das Schiff wird am Mittwoch im US-Marinestützpunkt Norfolk erwartet und anschließend als Teil eines Verbandes um den US-Flugzeugträger »Harry S. Truman« eingesetzt. Anfang Februar will die Armada ins Mittelmeer einlaufen. Dann ist eine Passage des Suezkanals vorgesehen, um an gemeinsamen Übungen vor arabischen Küsten teilzunehmen.

Die Mission ist angesichts des gespannten Verhältnisses gegenüber Iran politisch brisant und gewiss nicht dazu angetan, Deutschlands Rolle als möglicher Vermittler im Atomkonflikt zwischen Washington und Teheran zu stärken. Doch nicht deshalb wird aus dem Trip vermutlich nichts werden. Seit gestern ist das Auslaufen der »Truman« in Frage gestellt.

Die Entsendung des Flugzeugträgers sei bis auf Weiteres ausgesetzt, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington. Grund sind die Etatprobleme. Einigen sich Demokraten und Republikaner im Kongress bis zum 1. März nicht auf einen Haushaltskompromiss, treten automatisch Budgetkürzungen in Kraft. Das Pentagon müsste dann im laufenden Haushaltsjahr 50 Milliarden Dollar weniger ausgeben.

Bislang hatten die USA zumeist zwei Flugzeugträger im Persischen Golf. Derzeit ist die »John Stennis« in der Region, im März wird sie von der »Eisenhower« abgelöst.

* Aus: neues deutschland, Freitag, 08. Februar 2013


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