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"Lebensdauerverlängerungsprogramm": Die in Büchel lagernden US-Atomwaffen werden modernisiert

Die Bundesregierung findet das in Ordnung - Protest von der IPPNW


IPPNW-Pressemitteilung vom 28.5.2014:

Deutschland braucht keine neuen Atombomben - Die B61-Bombe wird modernisiert

Anlässlich des heutigen Berichts in der Rheinischen Post, dass die USA bereits mit der Modernisierung der US-Atombomben in Deutschland begonnen haben, erklärt Xanthe Hall, Abrüstungsreferentin der Ärzteorganisation IPPNW: „Deutschland braucht keine neuen Atombomben. Wir brauchen eher einen Plan, wie wir die alten Atombomben loswerden. Die in der Eifel gelagerten US-Atomwaffen erhöhen die Sicherheit Deutschlands in keiner Weise und sollten abgezogen werden. Im Gegenteil: Atomwaffen gefährden die Existenz unseres Lebens in hohem Maße.

Die schwarz-rote Regierung hat den Abzug an erfolgreiche Gespräche zwischen den USA und Russland geknüpft, die immer weiter in die Ferne rücken. Jetzt machen die USA Nägel mit Köpfen und ziehen das Modernisierungs-Programm gegen den Willen der deutschen Mehrheit durch.

Die letzte Bundesregierung hat das Ziel eines Atomwaffen-Abzugs verfolgt und wurde darin 2010 vom Deutschen Bundestag bekräftigt. Unter dem Deckmantel der „Sicherheit“ der Atombomben soll nun ein Modernisierungsprogramm vollzogen werden und die Atomwaffen bis 2020 durch die neue B61-12 ersetzt werden. Allerdings hat die US-amerikanische Wissenschaftlervereinigung 'Federation of American Scientists' bei ihren Recherchen festgestellt, dass das Programm eher der Verbesserung der militärischen Fähigkeit der Waffe dient als deren Sicherheit. Die alte 'dumme' Atombombe soll durch eine neue digitale, lenkbare Präzisionswaffe ersetzt werden.

Bei Gesprächen mit Vertretern der Bundesregierung hat die IPPNW bereits gefordert, dass in Deutschland keine neuen Atombomben stationiert werden. Wenn die Atombomben aus Büchel zur Modernisierung abgezogen werden, sollten an ihrer Stelle keinen neuen stationiert werden. Es ist an der Zeit, dass Deutschland atomwaffenfrei wird."

Website derr IPPNW, 28. Mai 2014; http://www.ippnw.de

Die Rhein-Zeitung schreibt:

Die Bundesregierung hat erstmals zugegeben, dass die amerikanischen Atomwaffen in Europa, darunter auch die in Büchel, modernisiert werden. Nach Informationen unserer Berliner Korrepondenten bestätigte die Bundesregierung ein solches „Lebensdauerverlängerungsprogramm“ aufgrund einer entsprechenden Anfrage der Grünen.

Dem Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium, Dr. Ralf Brauksiepe, zufolge diene diese Modernisierung dazu, die Sicherheit und Zuverlässigkeit aller von diesem Programm erfassten Nuklearwaffen auch weiterhin auf höchstem Niveau sicherzustellen und damit die Glaubwürdigkeit der nuklearen Abschreckung zu gewährleisten. Neue Einsatzmöglichkeiten entstünden durch den Austausch der Atomwaffen allerdings nicht. Nach Angaben der Grünen werden dabei die bisher freifallenden B-61-Sprengköpfe durch lasergesteuerte B-61-12-Lenkflugkörper ersetzt. (...)

Auszug aus dem Artikel "Regierung bestätigt: Atomwaffen in Büchel werden modernisiert" von Dieter Junker in der Rhein-Zeitung (online) vom 29.05.2014.




Deutsche Atombomben

Fabian Lambeck über die Modernisierung der im Fliegerhorst Büchel stationierten Nuklearwaffen **

Die USA modernisieren ihre in Deutschland stationierten Atomwaffen. Typisch Amis, möchte man meinen, spielen sich hier immer noch als Besatzer auf und lagern ihr nukleares Teufelszeug auf deutschem Boden. Doch so einfach ist es nicht. Denn im Fliegerhorst Büchel werden auch Bundeswehrsoldaten im Umgang mit eben diesen Atomwaffen ausgebildet. Dabei ist es deutschen Soldaten lauf Dienstvorschrift verboten, in bewaffneten Konflikten atomare Waffen einzusetzen. Trotzdem bringt man ihnen bei, wie man die Bomben wartet und ins Ziel bringt.

Apropos Ziel: Auch nach ihrer Modernisierung sind die Sprengköpfe auf Trägerflugzeuge angewiesen. Anders als etwa Interkontinentalraketen, die ihre Ladung an beinahe jeden Punkt der Erde bringen, können diese Bomben nur so weit fliegen, wie Flugzeuge sie tragen. Derzeit sind es Tornado-Kampfjets. Diese aber haben eine begrenzte Reichweite. Da wir nur von befreundeten Nachbarn umgeben sind, ist klar, gegen wen die Bomben gerichtet sind. Deutschland macht sich so zu einem Teil des Bedrohungsszenarios, das gegen Russland zielt. Angesichts der momentanen Vorgänge in der Ukraine sollte man das im Hin terkopf behalten. Die Atombomben in Büchel sind auch deutsche Bomben.

** Aus: neues deutschland, Freitag 30. Mai 2014 (Kommentar)


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