Amerika, das japanische Raubgold und Hiroshima:
Warum die A-Bomben wirklich fielen
Von Frank Krüger*
Die Welt rätselte 60 Jahre lang über die wahren Motive der
Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki – bis heute. . .
Hiroshima und Tage später Nagasaki wurden total vernichtet.
Dabei war Japan militärisch längst geschlagen. Die Bomben
richteten sich in Wahrheit gegen Stalin, der sich von den
Atomschlägen derart beeindrucken ließ, daß er die bereits
angelaufene Invasion in Richtung Japan abblies. Amerika hatte
weiterhin freie Bahn in Südostasien.
Trinity/Hiroshima. (SE exclusiv) Heute um 5 Uhr 29
Minuten 45 Sekunden (Ortszeit), vor genau 60 Jahren,
explodierte die erste Atombombe in der Wüste von New Mexico,
200 Meilen südlich von Los Alamos und 60 Meilen nordwestlich
von Alamogordo (USA). Die Wissenschaftler – darunter
zahlreiche deutsche Emigranten – die an ihrer Entwicklung im
Rahmen des geheimen Manhattan-Projekts maßgeblich
beteiligt waren und dem Atombombenversuch beiwohnen
durften, waren stolz auf ihre Leistung und reagierten mit
stürmischer Begeisterung. Ein Schaudern erfasste einige von
ihnen erst drei Wochen später, als US-Präsident Harry S.
Truman am 6. August 1945 eine von drei zur Verfügung
stehenden Atombomben über das faktisch bereits
geschlagene Japan 500 Meter über Hiroshima explodieren
ließ, bevor er nachlegte und am 9. August eine zweite
Atombombe, diesmal über Nagasaki, zur Explosion bringen
ließ, ohne die japanische Reaktion auf das Drama von
Hiroshima erst einmal abzuwarten. Der amerikanische
Präsident hatte es eilig.
Truman befand sich an diesem 16. Juli 1945 bereits in
Potsdam-Babelsberg und wartete ungeduldig auf Nachrichten
aus Los Alamos. Niemand hatte ihm vor seiner Abreise zur
Potsdamer Konferenz garantieren können, dass die neuen
Bomben auch tatsächlich funktionierten und explodieren
würden. Truman aber wollte den sowjetischen Diktator Stalin
mit einer entsprechenden Erfolgsmeldung unbedingt
beeindrucken. Deshalb hatte er zuvor mit fadenscheinigen
Ausreden um Verschiebung der Konferenz auf die zweite Juli-
Hälfte gebeten, in der Hoffnung, dass bis dahin die
Atombombenversuche in New Mexico erfolgreich
abgeschlossen sein würden.
Während sich Truman im Potsdamer Schloss
Cecilienhof „missmutig“ – wie Beobachter damals
registrierten – auf die Konferenz und sein erster Treffen mit
dem sowjetischen Diktator vorbereitete, setzte der Assistent
von US-Kriegsminister Stimson, George L. Harrison, in
Washington ein verschlüsseltes Telegramm an seinen Chef
ab: „Operation erfolgte heute morgen. Diagnose noch nicht
vollständig, Ergebnisse scheinen jedoch zufriedenstellend und
übertreffen bereits die Erwartungen…“
Die Meldung traf am 16. Juli 1945 um 19.30 Uhr auf Schloss
Cecilienhof ein und wurde von Kriegsminister Stimson sofort
an den Präsidenten und seinen Außenminister, James F.
Byrnes, weitergeleitet. Das Verhältnis zwischen Truman und
Byrnes war außerordentlich eng. Manche bezeichnen es gar
als konspirativ. Jedenfalls genoss Byrnes, im Gegensatz zu
seinen Kabinettskollegen, das Privileg eines nahezu
ungehinderten Zugangs zum Präsidenten, während seine
Kabinettskollegen oft abgeschirmt und von Informationen
ausgeschlossen wurden. Wir wissen bis heute „nichts über die
vielen privaten Gespräche zwischen James F. Byrnes und
Präsident Truman in den Monaten April, Mai und Juni 1945“.
Und „wir wissen fast nichts über die entscheidenden
Planungssitzungen der beiden Männer während der
achttägigen Schiffsreise vor der Potsdamer Konferenz und
während der Rückfahrt kurz vor dem Abwurf“ [der Atombomben]
über Japan, beklagte sich der amerikanische Historiker Gar
Alperovitz in seinem 1995 erschienenen Buch „Hiroshima“.
Er erhob schwere Vorwürfe, die bis heute unbeantwortet im
Raum stehen: Alperovitz kritisierte „dass die Öffentlichkeit ganz
allgemein in die Irre geführt wurde“, dass Dokumente nicht
zugänglich gemacht oder versteckt und vernichtet worden
seien. „Viele wichtige Dokumente waren offensichtlich
unterschlagen, andere merkwürdig manipuliert oder in einigen
Fällen systematisch neu geschrieben worden“, beklagte sich
der Wissenschaftler und fragte: „Was gab es zu verbergen?“
Höchst begeistert und zuversichtlich
Als Präsident Truman am 16. Juli 1945 von seinem
Kriegsminister Stimson das seltsame Telegramm aus
Washington in den Händen hielt, „verbesserte sich seine
Laune schlagartig“. Die verklausulierte Nachricht bedeutete
nichts anderes, als dass der Atombombentest erfolgreich
verlaufen war. Ein weiteres Telegramm am Morgen des 18. Juli
bestätigte den großen Erfolg und lieferte wichtige
Zusatzinformationen: „Doktor kam soeben zurück, höchst
begeistert und zuversichtlich, dass der kleine Junge so kräftig
ist wie sein großer Bruder.“ Im Klartext: Auch die Plutonium-
Implosionsbombe, die anschließend getestet worden war, war
genauso stark wie die Uranbombe.
Schon nach Erhalt des ersten Telegramms hatte Truman am
17. Juli 1945 bei seiner ersten Begegnung mit Stalin
aufzutrumpfen versucht, als er den sowjetischen Diktator in
allgemein gehaltener Form über eine von den USA
entwickelten Super-Bombe am Rande der Konferenz und unter
vier Augen nur in Gegenwart eines Dolmetschers informierte.
Doch seltsamerweise schien sich Stalin für Trumans
spektakuläre Mitteilung nicht sonderlich zu interessieren. Der
Diktator nahm die Nachricht eher gelangweilt auf. Truman
konnte nicht ahnen, dass Stalin von der Entwicklung der
amerikanischen Atombombe längst wusste. Sowjetische
Spione in Los Alamos hatten ihn schon Monate zuvor über das
amerikanische Manhattan-Projekt informiert. Der von Truman
erhoffte Triumph verpuffte.
Dabei hatte der amerikanische Präsident noch ein Ass im
Ärmel, von dem Stalin nichts ahnte. Bis heute konnte es vor der
offiziellen Geschichtsschreibung verborgen gehalten werden,
wie auch ein zweites Geheimnis, das mit Trumans Ass in
einem direkten Zusammenhang steht und sich dahinter
verbirgt. Beide Geheimnisse und ihre Verbindung miteinander
unterliegen auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs weitgehend immer noch der höchsten
Geheimhaltungsstufe der USA, weil sich dahinter noch ein
drittes Geheimnis verbirgt, das erstmals zu einem plausiblen
Motiv für den Abwurf der Atombomben über Japan im August
1945 führen könnte, nach dem Historiker wie Alperovitz seit
Jahrzehnten suchen:
Deutsche Code-Brecher in Diensten der USA
1. Ende 1944 wurde auf Anordnung des amerikanischen
Oberbefehlshabers George C. Marshall eine amerikanisch-
britische Spezialeinheit, das ”Target Intelligence Committee”
(TICOM), zusammgengestellt und mit dem Ziel ausgebildet,
deutsche Nachrichtenspezialisten aufzuspüren.Marshall war
von der Überlegung ausgegangen, dass es Hitlers
Codebrechern gelungen sein könnte, die sowjetischen Codes
zu knacken. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wollte
Präsident Roosevelt wissen, was sein Alliierter Stalin plante.
Anfang März 1945 wurden mehrere kleine TICOM-Teams nach
Deutschland entsandt, um gezielt Jagd auf die deutschen
Codebrecher und ihre technische Ausrüstung zu machen.
Tatsächlich hatten sie eine Dechiffriermaschine entwickelt, mit
der es ihnen gelungen war, in die geheimsten sowjetischen
Nachrichtennetze einzudringen. Bis Mitte April 1945 hatten
TICOM-Einheiten etwa 200 deutsche Nachrichtenspezialisten
entdeckt und gefangen genommen. Sie wurden mitsamt
ihrer ”Wundermaschinen” nach England ausgeflogen. Fortan
spuckten die deutschen Entschlüsselungsgeräte die
geheimsten Nachrichten aus der Sowjetunion nunmehr für die
Vereinigten Staaten aus.
2. Kurz nach dem Tod von Roosevelt am 12. April 1945 erfuhr
dessen Nachfolger im Weißen Haus, Harry S. Truman, dank
TICOM und deutscher Codebrecher sowie ihrer
Entschlüsselungsmaschinen von sowjetischen Vorbereitungen
für eine Invasion Japans. Stalin hatte der Führung der Roten
Armee bereits unmittelbar nach der Konferenz von Jalta im
Februar 1945 den Befehl erteilt, Pläne für eine
Landungsoperation in Japan auszuarbeiten. Der
Geschichtsschreibung wurde diese bedeutende historische
Information Jahrzehnte lang vorenthalten.
3. Da in Jalta eine sowjetische Besatzungszone in Japan
nicht vereinbart worden war, musste Truman befürchten,
dass die Rote Armee vor den US-Streitkräften in Japan
sein würde. Die amerikanische Landungsoperation („Operation
Olympic“) war für den 1. November 1945 geplant. Die Rote
Armee hatte ihre Vorbereitungen für eine Invasion Japans auf
der nördlichen Insel Hokkaido aber bereits im Juni 1945
abgeschlossen. Stalin billigte die Pläne und war bereit
loszuschlagen. In Washington schrillten die Alarmsirenen. Mit
einer sowjetischen Besatzungszone in Japan würde Stalin den
Amerikanern über die Schultern und in die Karten sehen
können. Amerika musste befürchten, um die „Früchte des
Krieges“ gebracht zu werden. Auch die sowjetischen
Invasionspläne von Japan wurden der Geschichtsforschung
Jahrzehnte lang vorenthalten.
4. In Japan nämlich ging es um eine gigantische Kriegsbeute
im Wert von „vielen Hunderten Milliarden Dollar“, um
japanisches Raubgold, das die Kaiserliche Armee seit 1937
systematisch im gesamten südostasiatischen Raum geraubt
hatte. Während die Siegerbeute in Deutschland, die sich
überwiegend aus Industriedemontagen zusammensetzte,
gerade mal 20 Milliarden Dollar betrug, von denen Stalin zehn
Milliarden Dollar zugesagt worden waren, bedeutete das
japanische Raubgold mit Blick auf das 1944 von den USA
durchgepeitschte Abkommen von Bretton Woods sofortige
Liquidität für die Vereinigten Staaten.
Höchste Gefahr: Stalins Invasionspläne
Im Abkommen von Bretton Woods war vereinbart worden, dass
im Mittelpunkt des internationalen Finanz- und
Währungssystems der Nachkriegszeit wieder das Gold stehen
sollte, und zwar im Rahmen eines Gold-Devisen-Standards,
der auf einen Gold-Dollar-Standard hinauslief. Dafür mussten
der Dollar und das Gold identisch erscheinen. Der Dollar
brauchte das Gold, um vom Jahrhunderte lang gewachsenen
Vertrauen in das Edelmetall profitieren zu können. Amerika
brauchte deshalb auch das von Japan geraubte Gold des
Fernen Ostens, um den Dollar – bedrucktes Papier – langfristig
als Devisenreserve und Weltgeld etablieren zu können,
nachdem Roosevelt bereits ab 1934 mit einer geschickten und
konsequenten Politik große Teile des europäischen Goldes
angezogen, akkumuliert und scheinbar sinnlos sterilisiert und
damit dem internationalen Finanz- und Währungskreislauf
entzogen hatte. Mit den sowjetischen Invasionsplänen von
Japan drohte Truman nun das japanische Raubgold zu
entgleiten, bevor es in den Besitz der Vereinigten Staaten
gelangen würde. Truman musste handeln – und die
Hintergründe seiner Aktionen gleichzeitig verbergen.
Die eiligst durchgeführten Atomschläge gegen das faktisch
bereits geschlagene Japan hatten nach dieser Hypothese zum
Ziel, den Krieg sofort zu beenden, bevor Stalin die
amerikanischen Pläne, das japanische Raubgold abzugreifen,
durchkreuzen könnte. Truman konnte eine sowjetische
Besatzungszone schließlich nur noch mit den
Bombenabwürfen über Hiroshima und Japan verhindern.
Stalin gab noch in letzter Minute den Befehl zur
Landungsoperation auf Hokkaido, gab dann aber in
buchstäblich letzter Sekunde den Befehl zum Abbruch der
bereits angelaufenen Operation. Er befürchtete eine direkte
Konfrontation mit den Vereinigten Staaten. Im Herbst 1945
stand die Welt abermals am Rande eines Krieges – diesmal
zwischen den beiden mächtigsten Alliierten.
Europa war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
überwiegend mit sich selbst und seinem Wiederaufbau
beschäftigt. Russland, das 25 Millionen Tote und eine
weitgehend zerstörte Wirtschaft zu beklagen hatte, konzentrierte
sich darauf, Osteuropa als Sicherheitspuffer – mit
weitgehender Billigung der USA – unter seine Kontrolle zu
bringen – während die gesamte restliche Welt zu einem
Freiraum für die USA geworden war, die im Fernen Osten damit
begannen, sich die Überreste des britischen Empire sowie die
bis dahin von den europäischen Kolonialmächten kontrollierten
rohstoffreichen Länder Südostasiens als „inoffizielles
Imperium“ (Chalmers Johnson) einzuverleiben, während
Japan – Täter und Opfer zugleich – bei der Unterschlagung des
japanischen Raubgoldes mit ins amerikanische Boot
genommen wurde, vom Raubgold profitieren durfte und zum
ergebenen Vasallen der Vereinigten Staaten mutierte und
mithalf, den Raub des asiatischen Goldes und seine
Unterschlagung durch die USA zu verschleiern.
TICOM-Dokumente noch heute geheim
Die unter den Punkten 1 bis 4 keineswegs vollständig und nur
kurz und andeutungsweise skizzierten Eckpunkte dieser
amerikanischen Politik und Kriegspolitik sowie die
Verschleierung der damit zusammenhängenden Vergehen und
Kriegsverbrechen können im Rahmen dieses kurzen Artikels
nicht ausgebreitet werden.
An dieser Stelle nur soviel: Die TICOM-Operationen in
Deutschland können durch verschiedene amerikanische und
deutsche Quellen belegt werden. Die meisten TICOM-
Dokumente unterliegen, vor allem auch die durch TICOM
erzielten Ergebnisse, bis heute – 60 Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs – noch immer der höchsten
Geheimhaltungsstufe der USA. Das TICOM-Geheimnis wurde
1948 von dem Amerikaner William Weisband an die
Sowjetunion verraten, die daraufhin ihre sämtlichen Codes
änderte, mit der Folge, dass die Vereinigten Staaten bei
Ausbruch des Korea-Krieges 1950 Informationen aus dem
geheimen Nachrichtennetz der Sowjetunion nicht mehr
abschöpfen konnten.
Die sowjetischen Invasionspläne von Japan enthüllte der
russische Historiker Boris Slavinsky 1993 in einem
ausführlichen Aufsatz unter der Überschrift „The Soviet
Occupation of the Kurile Islands and the Plans fort he Capture
of Northern Hokkaido“, der in „Japan Forum“ (Vol. 5, No. 1,
BAJS 1993) veröffentlicht wurde, dann aber wie von der Hand
eines unsichtbaren Zensors gelenkt in der Versenkung
verschwand und nie mehr zitiert wurde. Slavinsky hatte
während der Jelzin-Ära kurzzeitig Zugang zu russischen
Archiven erhalten. In seinem Aufsatz belegt er die sowjetischen
Invasionspläne und die bereits angelaufene
Landungsoperation mit detaillierten und genauen Angaben aus
sowjetischen Dokumenten und nennt deren exakte Quellen.
Die russischen Archive, in denen er seine Entdeckungen
machte, wurden wenig später für die wissenschaftliche
Forschung wieder geschlossen und sind seitdem nicht mehr
zugänglich. Drei Jahre später (1996) veröffentlichte der
regierungsnahe US-Historiker David Glantz, Direktor des „U.S.
Army’s Military Studies Office“, unter der Überschrift „The Soviet
Invasion of Japan“ in einem kaum verbreiteten
militärhistorischen Fachjournal einen kurzen Aufsatz, bei dem
offensichtlich ist, dass er sich auf Slavinskys Aufsatz gestützt
hat, den er allerdings mit keinem Wort erwähnt und auch
Slavinskys Quellen nicht nennt. Wichtige Inhalte aus Slavinskys
Arbeit unterschlug Glantz sogar und verfälschte damit die
Gesamtaussage seines inzwischen verstorbenen russischen
Kollegen, dessen Recherche-Ergebnisse er gleichwohl unter
seinem eigenen Namen faktisch, fälschlicherweise und
schamlos als eigene Entdeckung ausgab.
Der systematische Raub von Edelmetallen durch Japan in
Südostasien kann mit Vernehmungsprotokollen japanischer
Banker aus dem Jahre 1946 belegt werden, die von der
japanischen Regierung als zivile „Experten“ und
staatliche „Goldwäscher“ zur Kaiserlichen Japanischen Armee
abkommandiert wurden.
US-japanische Mauer des Schweigens
Vier kaum bekannte Untersuchungsberichte der
niederländischen Regierung aus den Jahren 1999 bis 2003
geben detailliert Auskunft über den perfekt organisierten Raub
von Edelmetallen durch die japanische Armee in ehemals
Holländisch-Indien, dem heutigen Indonesien. Vergeblich
suchte die niederländische Regierung weltweit nach den von
Japan geraubten Vermögenswerten ihrer ehemals 300000 in
Holländisch-Indien lebenden Staatsbürger. Ein Mitglied der
Untersuchungskommission: „Wir liefen gegen eine
amerikanisch-japanische Mauer des Schweigens.“
In Archiven in Singapur fanden sich Dokumente und
Augenzeugenberichte aus der Kriegs- und Nachkriegszeit über
eine 50-Millionen-Dollar-Erpressung der japanischen Armee.
Hier hatten die dort lebenden Chinesen unter Androhung von
Folter und ihrer Ermordung Gold im Wert von 50 Millionen
Dollar (Kurs 1945) auszuhändigen.
Die Hongkong-Chinesen wurden nach der Eroberung der Stadt
durch japanische Truppen gezwungen, ihre Edelmetalle gegen
den wertlosen japanischen Military-Yen einzutauschen, dessen
Aufdruck versprach, ihn nach dem Krieg wieder einlösen zu
können. Das versuchten die noch lebenden chinesischen
Opfer Ende der 90er Jahre vor japanischen Gerichten. Ihre
Klagen wurden unter Hinweis auf den Friedensvertrag von San
Francisco, den die Vereinigten Staaten 1951 eiligst
durchpeitschten, abgewiesen.
Nordkorea verlangt offiziell 363 Tonnen Gold von Japan zurück,
das während des Zweiten Weltkriegs gestohlen und geplündert
wurde. Südkorea beklagt die Plünderung unter anderem der
koreanischen Königsgräber des Landes und hier
insbesondere den Verlust der goldenen koreanischen
Königskrone sowie unersetzliche Schätze aus Edelmetallen,
die überall im Lande geraubt wurden.
Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Japan und die
Vereinigten Staaten schweigen zu diesen und anderen
Kriegsverbrechen, als ginge sie die ganze Sache nichts an –
obwohl selbst in den „Reports of General Douglas MacArthur“
unter anderem Edelmetalle – Gold, Platin und Silber – sowie
Unmengen Diamanten aufgelistet sind, die in Japan 1945
vorgefunden wurden und angeblich nicht zugeordnet werden
konnten. „Restitutionen“, so schrieb der nach Japan entsandte
Truman-Berater Edwin Pauley 1946 an den „Dear Mr.
President“, „liegen nicht im Interesse der Vereinigten Staaten.“
Ferdinand Marcos mit den Fingern am Gold
Ähnlich dachte der philippinische Diktator Ferdinand Marcos,
der ab 1965 auf den über 7000 Inseln des Landes nach
japanischem Raubgold suchen ließ, das die japanische Armee
in der Endphase des Krieges dort versteckt hatte. Marcos
wurde fündig und griff das Raubgold an den Amerikanern
vorbei selbst ab, die es erst nach seinem Sturz im Jahre 1986
in ihren Besitz bringen konnten. Die Rede ist von Gold im Wert
von 35 Milliarden Dollar. Die Marcosi mit Imelda Marcos an der
Spitze fordern von den USA die Herausgabe des
unterschlagenen Marcos-Goldes, bei dem es sich in Wahrheit
um japanisches Raubgold handelt, wie inzwischen offiziell
zugegeben wird, während im Hintergrund die amerikanische
Vasallen-Regierung unter Präsidentin Arroyo ebenfalls auf
einen Anteil an der Beute hofft. In den Köpfen der
philippinischen Machtoligarchie ist das philippinische
Raubgold Japans längst gewaschen und wird
als „philippinisches Eigentum“ betrachtet.
Wie es den Vereinigten Staaten und Japan gelang, den Raub
des Goldes in Südostasien und seine Unterschlagung in den
Nachkriegsjahrzehnten zu verschleiern, kann wegen der
komplexen Hintergründe und Abläufe sowie aus Platzgründen
hier nicht dargelegt werden. Das bleibt einem in Arbeit
befindlichem Buch mit dem Arbeitstitel „Amerika, das
japanische Raubgold und Hiroshima“ vorbehalten.
Alperovitz’ Frage, was es zu verbergen gab, könnte hiermit
erstmals eine plausible Antwort gefunden haben. Dass
Amerikas Eintritt in den Zweiten Weltkrieg in Europa wie im
Fernen Osten, diesem provoziertem Krieg, bei dem Japan
zum „ersten Schuss“ veranlasst werden musste, in erster Linie
ideelle Motive zugrunde gelegen haben sollen, wird nach sechs
Jahrzehnten globaler imperialer US-Politik kaum noch jemand
glauben. Kriege wurden so gut wie nie aus ideellen Motiven
geführt, sondern fast immer aus wirtschaftlichen Gründen.
Kurz vor dem Tod, wenn sich Menschen mit Blick aufs Jenseits
gelegentlich dazu durchringen, vorsichtshalber durchs
Fegefeuer zu gehen, um Tabula rasa zu machen, damit es für
sie auf der anderen Seite nicht gar zu schrecklich wird,
kommen hin und wieder erstaunliche Bekenntnisse ans
Tageslicht. So auch im Falle George Marshalls, der 1957, zwei
Jahre vor seinem Tod, auf die Frage des Historikers Forest C.
Pogue, warum die Bomben über Japan abgeworfen wurden,
mit einer seltsam anmutenden Antwort überraschte. Im ersten
Halbsatz repetierte er zunächst die von der Truman-Regierung
vorgegebene und hinlänglich bekannte und als zweifelhaft
eingestufte Standard-Antwort: „Das Leben Hundert- und
Aberhunderttausender Amerikaner stand auf dem Spiel…“, um
dann fortzufahren, „…und dazu noch viele Hunderte Milliarden
Dollar.“ Die kommen bei grober Hochrechnung der bereits bis
jetzt vorliegenden Belege über den Raub von Gold, Platin,
Silber und Diamanten durch Japan während des Zweiten
Weltkriegs in Südostasien leicht zusammen.
Der erfolgreiche Atombombenversuch vom 16. Juli 1945, der
sich heute zum sechzigsten Male jährt, kennzeichnet den
Beginn des Atomzeitalters am Vorabend eines Massenmords
aus niedrigen Beweggründen, eines Massenmordes auch aus
Habgier. In gewisser Weise ist der Zweite Weltkrieg noch nicht
beendet. Er kann noch nicht zu den Akten gelegt werden.
* FRANK KRÜGER ist Journalist, war Redakteur großer
Tageszeitungen, Auslandskorrespondent eines bekannten
Zeitschriftenverlags sowie Geschäftsführer einer Diamanten-
und Goldhandelsgesellschaft. Für das SAAR-ECHO schrieb er
zuletzt die Serie ”Von Clearstream bis Yukos”. Zur Zeit arbeitet
er an einem Buch über ”Amerika, das japanische Raubgold
und Hiroshima”, für das er drei Jahre lang weltweit recherchiert
hat. Kontakt: mailto:mail@frankkrueger.org.
Aus der Internetzeitung "Saar-Echo". Im Internet: www.saar-echo.de. - Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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