Den Flutopfern helfen - Den Friedensprozess in Sri Lanka fördern
Ein Spendenaufruf zur Unterstützung eines konkreten Hilfs- und Friedensprojekts
Die Spendenbereitschaft für die Opfer der katastrophalen Flutwelle in Asien Ende Dezember 2004 war überwältigend. Im Folgenden wollen wir dennoch um Spenden bitten für ein konkretes Hilfsprojekt in Sri Lanka, das von der Berghof Stiftung für Konfliktforschung betreut wird. Das Projekt wird von der AFK-Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung, der auch Mitglieder der AG Friedensforschung angehören, empfohlen. Wir schließen uns dieser Empfehlung von Herzen an.
Es folgt der Brief des AFK-Vorsitzenden an die AFK-Mitglieder und eine Projektbeschreibung der Berghof Stiftung für Konfliktforschung.
Liebe AFK-Mitglieder,
viele von uns haben sicher schon gespendet, um die unmittelbare Not der Menschen in den von der Flutwelle verwüsteten Gebieten zu lindern. Vielleicht möchte aber noch jemand spenden, entweder weil sie/er noch nicht dazu kam oder weil er/sie das Geld lieber kleineren Organisationen oder Projekten zukommen lassen will. Dies ist aber oft schwierig, weil die etablierten Großhilfsorganisationen erst einmal die Spendenbereitschaft für sich vereinnahmen und bei geringeren Beträgen die Bankgebühren unverhältnismäßig hoch sind.
Unser AFK-Mitglied Norbert Ropers ist seit einigen Jahren für die Berghof-Stiftung in Sri Lanka, um im
dortigen Bürgerkrieg vor allem über gesellschaftliche Initiativen zu einer friedlichen Regelung beizutragen. Seine MitarbeiterInnen und er sind körperlich nicht verletzt, einige von ihnen sind aber mit knapper Not dem Tod entgangen.
Wie einige von Ihnen sicher schon über Reiner Steinweg informiert worden sind, möchte Norbert Ropers
schnell ein Projekt beginnen, mit dem er versuchen will, zu verhindern, dass über die Verteilung der internationalen Nothilfe und der Mittel für den Wiederaufbau nach der Flutwelle der Konflikt in Sri Lanka verschärft wird und die Chancen für eine gewaltfreie Lösung vertan werden. Aus den beigefügten Unterlagen geht hervor, wie er sich das vorstellt.
Der AFK-Vorstand möchte alle denjenigen, die für diese Projekt spenden möchten, einladen, dies auf ein
von uns eingerichtetes Sonderkonto zu tun, von dem aus unser Geschäftsführer das Geld so gebührengünstig wie möglich nach Colombo überweist. Der Geschäftsführer wird Ihnen für diese besondere Spende eine gesonderte Spendenquittung zur Vorlage bei Ihrem Finanzamt möglichst umgehend ausstellen
und zusenden.
Wir meinen, dass bei einer solchen Spende das Geld gut angelegt ist und die Spender und Spenderinnen
sicher sein können, ein sinnvolles Projekt zu unterstützen.
Bitte, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto
AFK SriLanka, KtoNr.: 8043501
bei Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches Jahr 2005.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
(gez.) Peter Schlotter
Anlage:
Memo zur Arbeit der Berghof Stiftung für Konfliktforschung in Sri Lanka und ihrem Beitrag zur
Bewältigung der Folgen der Flutwelle im Indischen Ozean
Seit Juli 2001 arbeitet die Berghof Stiftung in Sri Lanka im Rahmen eines breit angelegten Projekts zur Foerderung des Friedensprozesses zwischen der Regierung und den ”Liberation Tigers of Tamil Eelam”
(LTTE), um dem Land bei der nachhaltigen Ueberwindung des Buergerkrieges zu helfen, der das Land in
den letzten 20 Jahren gespalten und zerruettet hat. Seit Februar 2002 gibt es einen Waffenstillstand und ein starkes Engagement Norwegens als ”Facilitator”, einen Friedensvertrag zustande zu bringen. Keine Partei hat ein Interesse, zum Krieg zurueckzukehren, aber die Bereitschaft zu einem substantiellen Kompromiss ist angesichts des tief verwurzelten und ”vertrackten” Konflikts noch schwach entwickelt.
Das genau ist der Grund, weshalb die Berghof Stiftung und einige andere Konfliktbearbeitungs-
Organisationen sich in diesem Land engagieren: Wir sind ueberzeugt, dass ein erfolgreicher Friedensprozess
Bemuehungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfordert (”Multi-track Diplomatie”); dass
Erfahrungen aus anderen Konfliktgebieten hilfreich sind; dass es wichtig ist, die veraenderungswilligen,
moderaten Akteure zu staerken (”agents of change”); dass politische Reformen in Richtung Machtteilung
und Foederalismus eine wichtige Rolle spielen und dass moeglichst viele Gelegenheiten fuer Dialoge und
gemeinsame Problemloesungen als auch fuer die Kooperation bei konkreten Gemeinschaftsprojekten
geschaffen werden sollten.
Die Ziele unserer Arbeit im einzelnen sind:
-
die Schaffung und Staerkung eines Netzwerks einheimischer Organisationen und Einflusspersonen,
die sich aktiv fuer Friedensverhandlungen, politische Reformen, Konflikttransformation
und Verstaendigung einsetzen;
- die Initiierung und Foerderung von Organisationen, die der Friedensarbeit eine dauerhafte
institutionelle Basis geben (wie z.B. das juengst gegruendete ”Muslim Peace Secretariat”);
- die Unterstuetzung aller Parteien bei dem Erwerb von Kenntnissen und Faehigkeiten zur Staatsreform
(insbesondere zur Einfuehrung foederalistischer Strukturen), zur Vertrauensbildung und
Versoehnung sowie zur Verhandlungsfuehrung und zum konstruktiven Umgang mit Differenzen,
mit Pluralitaet und Konflikten;
- die Schaffung von Gelegenheiten fuer informelle Dialoge und Problemloesungs-Workshops, die
Organisation von Konferenzen, die Einladung von Experten aus anderen Konfliktregionen, die
Zusammenstellung von Studiengruppen u.v.a.m.
Die Arbeit beruht auf den Prinzipien der Allparteilichkeit, der Partnerorientierung und der Hilfe zur
Selbsthilfe. Unsere Partner sind sowohl die Parteivertreter selbst als auch zivilgesellschaftliche Organisationen,
die ihnen mehr oder weniger nahe stehen oder sich ausdruecklich ebenfalls um die
Verstaendigung bemuehen. Im Laufe der Zeit sind ueber 100 Einzelprojekte durchgefuehrt und ein breites
Netzwerk von Einflusspersonen geschaffen worden.
Die Praesenz der Berghof Stiftung in Sri Lanka ist zeitlich befristet, vermutlich bis zum Jahr 2008. Bis
dahin sollen unsere Partnerstrukturen so gestaerkt sein, dass die nach allen Erfahrungen langfristige
Arbeit einer nachhaltigen Konflikttransformation von ihnen uebernommen werden koennen.
Die Arbeit des ”Ressourcen-Netzwerks fuer Konfliktstudien und Konflikttransformation Sri Lanka” wird
finanziert vom Eidgenoessischen Departement des auswaertige Angelegenheiten (EDA) und vom
Bundesministerium fuer wirtschaftliche Zusammen arbeit und Entwicklung (BMZ) durch die Gesellschaft
fuer technische Zusammenarbeit (GTZ). Sie ist rechtlich abgesichert durch ein Abkommen mit der
Regierung Sri Lankas und politisch durch eine gewachsene Verstaendigung mit der LTTE und anderen
Parteien.
Das Vorhaben wird geleitet von Norbert Ropers, dem Gruender des ”Berghof Forschungszentrums fuer
konstruktive Konfliktbearbeitung” in Berlin, jetzt Gesellschafter und Geschaeftsfuehrer der ”Berghof
Foundation for Peace Support”. Die zirka 20 Mitarbeiter sind weit ueberwiegend einheimische Experten
aller drei ethnischen Gemeinschaften in Sri Lanka.
Alle Mitarbeiter und ihre Angehoerigen haben die Seebeben-Katastrophe gluecklicherweise ueberlebt,
einige von denen, die ihren Weihnachtsurlaub an der Suedkueste verbrachten, freilich nur sehr knapp und
mit inneren wie aeusseren Verletzungen. Manche Mitarbeiter haben sich spontan im Rahmen von
Nothilfe-Projekten engagiert. Andere haben Koordinierungsaufgaben bei Hilfsorganisationen uebernommen.
Als Organisation arbeiten wir daran, wie die die Hilfe moeglichst ”konfliktsensitiv” gestaltet
werden kann, noch besser, wie diese nationale Krise zugunsten des Friedensprozesses genutzt werden
kann.
Die letztgenannte Arbeit ist durch unser Mandat und das von den Gebern EDA und BMZ/GTZ zur
Verfuegung gestellte Budget gesichert. Durch unsere Arbeit vor Ort sind wir jetzt aber auch mit akuten
und hoechst konkreten Hilfeanfragen konfrontiert, die wir aus unserem offiziellen Budget nicht abdecken
koennen. Dazu gehoeren so verschiedene und hoechst konkrete Dinge wie die Anmietung eines Bulldozers
in einem Dorf, aus dem einer unserer Mitarbeiter stammt; die Anschaffung erster Haushaltsgueter,
von Medikamenten und Kleidung; der Wiederaufbau von Haeusern des Personals in den Ferienanlagen,
mit denen wir eng vertraut sind; Uebergangshilfen fuer diejenigen, die ihre Arbeit verloren haben; die
Kostenuebernahme psychosozialer Betreuungen.
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