Die glorreichen Sieger
Zu einem neuen Buch von Ralph Hartmann
Ein überfüllter Alt-Schöneberger Saal im Rathaus Schöneberg am
16.3. zur Premiere des Buches "Die glorreichen Sieger. Die Wende in
Belgrad und die wundersame Ehrenrettung deutscher Angriffskrieger"
von Ralph Hartmann. Nach "Die ehrlichen Makler" ist es das zweite
Buch des Autors über den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien
und eines der vielen notwendigen Bücher dazu. Mit zeitlichem
Abstand geschrieben, dennoch sehr aktuell erfasst es unzählige
Dokumente, die selbst einem politisch interessierten Leser in der
Dramatik des Krieges nicht bekannt wurden bzw. schon in
Vergessenheit geraten waren.
Hartmann nimmt ausführlich und tiefgründig die 13 Lügen von
Scharping auseinander, die mitentscheidend für den bewussten
Eintritt Deutschlands in diesen verbrecherischen Krieg waren: die
Racak-Lüge die Völkermord-Lüge, die Rambouillet-Lüge, die
Vertreibungs-Lüge, die Wir- führen-keinen-Krieg-Lüge, die KZ-Lüge,
die Hufeisenplan-Lüge, die Fötengrill-Lüge, die
Vergewaltigungs-Lüge, die Albaner-Führer-Hinrichtungs-Lüge, die
Massengräber-Lüge, die Albaner-Schutzschild-Lüge, die neue
Auschwitz-Lüge. Ohne sie hätte die Öffentlichkeit nicht irregeführt
werden und somit auch nicht ihre Zustimmung erreichen können.
Verwiesen sei nur auf die vielfach wiederholte Behauptung, Schuld
an allem seien die Serben, da sie 1989 die Kosovo-Autonomie
beseitigt und die albanische Bevölkerung ihrer Rechte beraubt. Laut
Scharping hat Milosevic in seiner Amselfeld-Rede im Juni 1989 von
"Großserbien" und davon gesprochen, dass dieses Serbien ethnisch
rein sein soll. Der Autor legt dazu unanfechtbare Gegenbeweise vor.
Welche Unverantwortlichkeit von deutschen Politikern und Medien im
Umgang mit politischen Dokumenten eines anderen Staates, welche
selbstherrliche selektive Interpretation mit gewünschtem Inhalt. Es
stellt sich heraus, dass die FAZ zum 10. Jahrestag des
Amselfeld-Jubiläums am 28.6.99 einen Redetext veröffentlicht, der
nach einem Vergleich mit dem Originaltext der Rede (in der
Belgrader "Politika v. 29.6.89) wesentliche Aussagen nicht enthält,
andere Abschnitte sehr willkürlich übersetzt wurden. Falls die FAZ
so gutgläubig war, den Text einer ausländischen Agentur ohne
Prüfung zu publizieren, bleibt u.a. die Frage, wie sie
verantwortungsvoll mit solchen staatlichen Dokumenten umgeht.
Welche Rolle spielte und spielt auch das Auswärtige Amt, speziell
sein Sprachendienst? Es ist das Verdienst von Hartmann, mit einem
akribischen Vergleich beider Textversionen diese Lüge von Scharping
widerlegt zu haben. Ganze deutsche Stäbe waren bisher entweder
nicht fähig oder - was noch gefährlicher ist - nicht willens, ein
solches Dokument authentisch zu übersetzen. Willens allerdings,
schrittweise die Bedingungen für einen heißen Krieg zu schaffen.
Letzter Auslöser für den heißen Krieg war das Diktat von
Rambouillet, als Jugoslawien ein "Vertrags"-Entwurf vorgelegt
wurde, den kein souveräner Staat der Welt unterzeichnet hätte.
Aufschlussreich, dass man Jugoslawien einen Text präsentierte, der
nie verhandelt wurde, aber schon vorher in einer albanischen
Zeitung erschien!
Wichtig für uns Deutsche auch im nachhinein, die Positionen der
westlichen Verbündeten zum damaligen Zeitpunkt zu kennen. So
US-Außenminister Christopher im Juni 1993: "Es wurden... bei der zu
schnellen Anerkennung schwere Fehler gemacht und die Deutschen
tragen eine besondere Verantwortung dafür." Nach Roland Dumas,
Frankreichs Außenminister, waren "die Verantwortlichkeiten
Deutschlands und des Vatikans für die Beschleunigung der Krise
offenkundig enorm."
Selbst UNO-Generalsekretär Perez der Cuellar schaltete sich ein und
schrieb an Genscher am l4.12.91 u.a.: "Ich nehme an, dass Sie von
der großen Sorge... gehört haben,... dass eine verfrühte selektive
Anerkennung eine Erweiterung des gegenwärtigen Konflikts in jenen
empfindlichen Regionen nach sich ziehen würde. Solch eine
Entwicklung könnte schwerwiegende Folgen für die ganze Balkanregion
haben und würde meine eigenen Bemühungen und diejenigen meines
persönlichen Gesandten... für friedenserhaltende Maßnahmen...
ernsthaft gefährden."
Lord Carrington, der Vorsitzende der Jugoslawienkonferenz verwies
darauf, dass eine frühzeitige Anerkennung Sloweniens und Kroatiens
den Abbruch der Friedenskonferenz bedeuten würde und "der Funke
sein (könnte), der Bosnien-Herzegowina in Brand setzt."
Doch Bonn war zu arrogant zuzuhören. Mit einem politischen
Blitzkrieg strebte es in deutscher Großmannssucht nach einem
Blitzsieg Den hat es errungen, doch die negativen Langzeitfolgen
beginnen erst, für die unser Land und Millionen Steuerzahler noch
teuer bezahlen müssen.
Der Autor belegt an Hand zahlreicher Dokumente das militärische
Dilemma der Nato bei der Kriegsführung, der es nicht gelang,
militärisch Jugoslawien in die Knie zu zwingen. Bekanntlich sank
die Zustimmung in Westeuropa, je länger der Krieg dauerte und
immer größere sog. Kolateralschäden unter der Zivilbevölkerung
entstanden. Aus der dazu umfangreichen Dokumentation sei nur
Bundeswehrgeneral a.D. Hartmut Harff zitiert: "Wir (sind) noch
einmal davon gekommen - allerdings mit zwei blutunterlaufenen
blauen Augen:"
Statt aus dieser Erkenntnis die Schlussfolgerung zuziehen, nach
neuen friedlichen Mitteln zu suchen, wird ein ganzes Arsenal höchst
gefährlicher Militärmaßnahmen entwickelt, die mit Hilfe neuer
Kriege die Weltherrschaft der USA sichern sollen. Da Russland immer
noch über ein gewaltiges Militärpotential verfügt, wird alles
unternommen, es einzugrenzen. Nicht zufällig heißt es in einem
Dokument des US-Verteidigungsministeriums, dass es für die USA nur
eine Region gebe, für die es sich wirklich zu kämpfen lohne - "das
Gebiet vom Persischen Golf nördlich bis zum Kaspischen Meer und
östlich bis nach Zentralasien." Also Erdölgebiete. Legt man daneben
die neue militärische Philosophie der deutschen Generalität, dass
es nicht darum geht, Konfliktherde zu löschen, "sondern um die
militärische Sicherung des Zugangs zu Märkten, Rohstoffen und
Interessengebieten" und um den Einsatz an der Peripherie des
westlichen Bündnisses, entsteht die legitime Frage: Drängt die
Bundeswehr irgendwann auch zu den Erdölfeldern des Kaukasus?
Allen, die auf der Suche nach den Ursachen des Krieges gegen
Jugoslawien sind und Argumente für Friedensarbeit suchen, sei
dieses Buch empfohlen. Es liefert umfangreiche Fakten über die
Heimtücke der NATO und Deutschlands mit seiner militanten Troika
Schröder, Scharping, Fischer, die in der Lage ist, unser Land in
noch größere und unkontrollierbarere militärische Abenteuer in
treuer Vasallenschaft zu den USA zu fuhren. Im Interesse von
Millionen Deutscher muss dem Einhalt geboten werden - das wiederum
geht nur mit dem Engagement von Millionen seiner Bürger und nie
wieder mit Wegschauen und Gleichgültigkeit.
Werner Heiden
Ralph Hartmann: Die glorreichen Sieger. Die Wende in Belgrad und die wundersame Ehrenrettung deutscher Angriffskrieger. Karl Dietz Verlag: Berlin 2001; 256 Seiten, 24,- DM
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