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Westsahara: Eine vernachlässigbare Menge?

Wie die Sahrauis seit einem Vierteljahrhundert um ihre Rechte kämpfen - Informationen von medico international

Mit umfangreichen Nahrungsmittel- und Medikamentenhilfen unterstützt medico international die Sahrauis seit über 25 Jahren. Im letzten Rundbrief informierte medico über die Geschichte und die jüngste Entwicklung in Westsahara, eine Entwicklung, aus der es wegen der unnachgiebigen Haltung Marokkos keinen Ausweg zu geben scheint. Wir dokumentieren eine Analyse von Martin Glasenapp sowie einen Hintergrundbericht über den Konflikt, beides der Homepage von medico entnommen: www.medico-international.de.



Westsahara: Eine vernachlässigbare Menge?

Von Martin Glasenapp.

Unzählige UN-Resolutionen blieben in der Vergangenheit Papier. Es gibt Resolutionen zu Indien, Russland oder Zypern, die nicht eingehalten wurden, ohne dass dies Folgen hatte. Die Gründung eines palästinensischen Staats steht ebenso aus, wie das Referendum über die Zukunft der Westsahara. Deren Bewohner leben seit mehr als 30 Jahren unter marokkanischer Besatzung. Afrikas letzter Kolonialkonflikt überdauert die Zeit.

"Der Zug ist vorbeigefahren, schnell / Ich warte am Bahnsteig / Auf einen Zug, der vorbeigefahren ist / Meine Zeit war nicht / Auf meiner Seite des Bahnsteigs / Die Uhr wurde umgestellt / Wieviel Uhr ist es? / Der Zug ist vorbeigefahren, schnell / Er ist durch mich hindurchgefahren, und ich / Ich warte."
(Mahmud Darwisch)

Eigentlich haben die Sahrauis in ihrem Kampf um eine unabhängige Westsahara alles richtig gemacht. Sie nahmen ihren Unabhängigkeitskrieg 1969 auf, als die antikolonialen Bewegungen sich auf einem historischen Höhepunkt wähnten. Die erste Schlacht war 1954 in Indochina geschlagen worden, in Dien Bien Phu, als vietnamesische Befreiungstruppen die scheinbar uneinnehmbare Dschungelfestung der Fremdenlegion stürmen konnten. Ihr General Giap, vielleicht einer der größten Strategen des "langandauernden Volkskrieges", ließ jedes seiner Geschütze zerlegen und auf schlammigen Urwaldpfaden zu dem französischen Fort bringen. Damit hatte keiner gerechnet. Eine Armee auf Gummisandalen schlug die hochgerüstete Fremdenlegion. Auf Dien Bien Phu folgte Kuba, der Sieg der "Bärtigen" im Vorhof der USA, Fidel Castro und Che Guevara, vom Land zog man in die Städte ein. Dann Algerien, und wieder gab es etwas Neues: der Krieg in der Kasbah, der labyrinthischen Altstadt Algiers. Und wieder die Gräueltaten einer Besatzungsarmee, Vertreibung, Umsiedlungen, Lager, Folter, dazu die Siedler, die "Piednoirs", die im Namen Frankreichs das Land auspressten und ein subalternes Herrschaftsregime schufen. 1969 schlug die Stunde der Sahrauis und der Frente Popular de Liberación de Saguía el Hamra y Río de Oro, kurz Frente Polisario. Gegründet von sahrauischen Studenten, die den Mai 1968 nicht nur an marokkanischen Universitäten, sondern auch im Pariser Quartier Latin erlebten. Den europäischen Marxismus übersetzten sie in die Realität der sahrauischen Feudalgesellschaft: zuallererst sei der Tribalismus zu zerschlagen, die überkommene Stammesgesellschaft. Die Polisario verortete sich als antikoloniale und sozialistische Bewegung. 1976 gründete sie die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS). Die war und blieb bis heute allerdings eine Republik von Staatenlosen, beherbergt in Flüchtlingslagern bei Tindouf in der algerischen Wüste, bewohnt von 165.000 Frauen, Männern, Kindern und Greisen. medico war von Anfang an, seit dem Winter 1976, Teil der internationalen Hilfe für die Flüchtlingsrepublik. Wir lieferten Nahrungsmittel, Medikamente, fast 30 Jahre lang, auch um bewusst die Selbstverwaltungsstrukturen der Lager zu stärken. Zugleich versuchten wir die Öffentlichkeit für die Belange der Sahrauis zu sensibilisieren.

Zeit der Träume, Zeit der Hoffnung

Tatsächlich wurde die spanische Kolonisierung der Westsahara 1884 in Deutschland besiegelt. Auf der Berliner Afrikakonferenz, in der die alten europäischen Kolonialmächte ihre Mandats- und Einflussgebiete festlegten, sicherte sich Spanien den Küstenstreifen der westlichen Sahara. Mit der Kolonisation begann der Widerstand. General Franco schlug die sahrauischen Stämme 1934 zusammen mit Frankreich nieder und setzte dann zum Putsch nach Madrid über.

Der moderne sahrauische Unabhängigkeitskampf begann als politische Kampagne und wurde nach der Ermordung Harakat Tahrirs, ihres charismatischen Anführers, zum Sandkrieg, geführt von der Polisario. Nach dem Rückzug Spaniens 1975 besetzte Marokko die Westsahara. Die hochbeweglichen, in schnellen Jeeps vorstoßenden Polisario-Verbände brachten den gegnerischen Truppen empfindliche Niederlagen bei. Die marokkanische Armee fürchtete die Polisario wie zuvor die Fremdenlegionäre den Vietcong. Während die Guerillas des General Giap unsichtbar im Reisfeld lagen, unter Wasser, nur mit einem Strohhalm atmend, auf eine vorbeiziehende Patrouille warteten, vergruben sich die sahrauischen Einheiten im Sand. Tagelang harrten sie dort aus, sie warteten auf den geeigneten Moment zum Angriff. Und noch heute, 30 Jahre später, erzählen Sahrauis die Geschichten ihrer Kämpfer, die schon anhand der Farbe und Rieselbeschaffenheit des Sandes präzise sagen konnten, in welchem Teil der Wüste sie sich befanden. Marokko antwortete auf die Niederlagen am Boden mit einem Luftkrieg. Dörfer wurden bombardiert, Napalm eingesetzt, Brunnen vergiftet, das lebensnotwendige Nutzvieh abgeschlachtet. Zehntausende Sahrauis flohen nach Algerien. Dann kamen die marokkanischen Siedler, den Koran in den Händen - der "Grüne Marsch". Hassan II. marokkanisierte die Westsahara und konnte sich dabei auf den Westen verlassen, der auf den König als regionales Gegengewicht zu Algerien setzte. US-Außenminister Kissinger vermittelte Waffendeals mit Taiwan, Jordanien, Südkorea und Südafrika. Die Carter-Administration lieferte Cobra-Hubschrauber. Später kamen Green Berets als Ausbilder und dem König wurde per Vertrag der Kauf und Einsatz US-amerikanischer Cluster-Bomben gestattet.

Zwischenzeitlich schien sich immer wieder mal das Blatt zu wenden. Nicaragua hatte seine Revolution erlebt, die Guerilla in El Salvador wähnte sich vor dem Sieg, alle afrikanischen Staaten waren entkolonialisiert, allein Südafrika noch unter weißer Herrschaft. Der Westsahara-Konflikt war der letzte klassische afrikanische Kolonialkonflikt. Die Polisario wurde regierungsamtlich, ein Präsident, Minister und Botschafter wurden ernannt, Abkommen geschlossen. Mauretanien verzichtete auf seine Ansprüche. Die Sahrauis verstärkten die Diplomatie, die Sozialistische Internationale gewährte ihnen einen Beobachterstatus. Die UN-Hilfsprogramme liefen an. Marokko aber zog eine bis zu zehn Meter hohe Sperranlage hoch. 1.200 km Hightech zerteilen seitdem die Westsahara, Stacheldraht, Infrarot, Sprengfallen, hinter dem Wall 170.000 marokkanische Soldaten, davor ein schmaler, unfruchtbarer Streifen "befreites Gebiet" der Sahrauis.

1991 wurde auf UN-Vermittlung zwischen Marokko und der Polisario ein Waffenstillstand mit späterem Referendum vereinbart. Die Bevölkerung sollte über die Unabhängigkeit entscheiden. Die Polisario war bereit sich aufzulösen, wenn eine Mehrheit Marokko den Vorzug geben sollte. Die Sahrauis wähnten sich am Ziel. Man sprach über Wahlbeobachter, diskutierte Rückführungspläne für die Flüchtlinge. Aber die Uhren waren längst umgestellt worden – ohne dass man die Betroffenen gefragt hatte. Eine andere Zeit hatte begonnen. Keine der großen Mächte war wirklich am Referendum interessiert. Die Sowjetunion existierte nicht mehr. Paris tat, was der König wollte, lieferte zwischen 1991 und 2000 militärische Güter im Umfang von 250 Millionen Euro. Alle großen Multinationalen - Renault, Citroen, TotalFinaElf, Aerospatiale - operieren im Königsstaat.

Die Uhren werden umgestellt

Unter Überwachung der im Jahr zuvor eingerichteten UN-Friedenstruppe MINURSO sollte das Referendum 1992 stattfinden. Bis zum Jahr 2000 wurde die im UN-Sicherheitsrat beschlossene Abstimmung fünfmal verschoben. Marokko fälschte Wahllisten, sabotierte die Registrierung. Die UNO versuchte in erster Linie die Sahrauis umzustimmen. Peu à peu wurden die Konditionen des Referendums aufgeweicht. Mal ging es nur um eine Autonomie, dann um die Teilung, heute favorisiert die UNO lediglich eine Autonomie mit einer Jahre später vorgesehenen Abstimmung über den zukünftigen Status. Die Polisario beharrte auf dem Wortlaut der UN-Resolutionen. Und immer dann, wenn die Sahrauis zähneknirschend begannen, zu ihrem Nachteil nachzugeben, verweigerte Marokko kategorisch jeden Kompromiss. Nur wenige Partner stehen den Flüchtlingen wirklich zur Seite. Algerien natürlich, und Kuba, das junge Sahrauis zu Elektroingenieuren, Landwirten oder in medizinischen Berufen ausbildete. Aber die Rückkehrer müssen sich "zuhause" der Flüchtlings- und Lagerökonomie des Nichtstuns fügen, einige flüchten nach Europa. Dabei betreibt die Polisario in den Lagern ein Regime, das in vielen Aspekten durchaus "auf der Höhe der Zeit" ist: Religiöser Fundamentalismus ist ihnen fremd, der Glaube Privatsache, bei Scheidungen behält die Frau das Zelt, Mädchen und Jungen werden zusammen unterrichtet.

Aber Marokko ist zu wichtig, und Algerien wird wichtig. Erst recht im heutigen US-amerikanischen Präventionskrieg gegen den Terror. Den Sahrauis aber weist die Neuordnung des Maghreb keinen Platz mehr zu. NGOs versorgen die Flüchtlinge mit Milchpulver, Hülsenfrüchten, Lebensmittelkonserven, Medikamenten. Alles, was es in den Lagern gibt, kommt von außen. medico charterte 2001 ein Flugzeug in die Wüste. Ein wahnwitzig-einmaliges Spektakel, 100 Deutsche zwischen 16 und 60 Jahren bei bis zu 50 Grad im Schatten, das nicht nur Anteilnahme und Solidarität ausdrückte, sondern auch Beziehungen entstehen ließ, die bis heute halten. Fischers Beamte aber schrieben die Sahrauis in Flurgesprächen als "vernachlässigbare Menge" ab. Jahr für Jahr verlängerte medico die aus EU-Mitteln finanzierte Nahrungsmittel- und Medikamentenhilfe. Wir hielten am politischen Anspruch auf das Referendum fest, prüften Hygieneartikel auf ihren Gebrauchswert, verkosteten Sardinenbüchsen in Reihentests, bevor wir sie weiterschickten. Mit den zuständigen Behörden der Sahrauischen Republik wurde konferiert, mühevolle Listen erstellt, der Bedarf in den Lagern ermittelt. Die Geldgeber verschärften ihre Auflagen. Auf der politischen Bühne dagegen herrschte Stillstand, warten, eins ums andere Mal warten.

Zeit der Leere, Zeit der Hilfe

Eine zweite Generation Sahrauis wächst als Flüchtlinge heran. Für die sahrauische Lagerverwaltung wird die Distribution der Hilfe zum einzigen Bereich, in dem sie am Zug bleibt. Die ganz real existierende Bürokratie einer virtuellen Staatlichkeit beharrt auf ihrem Machtmonopol. Die Elendsverwaltung umfasst Elemente repressiver Herrschaft, bestimmt über den Nahrungsmittelbedarf ihrer Staatsbürger in spe, über die Auslandsreisen, das Studium in Kuba. Auf den umliegenden Märkten in Algerien und Mauretanien tauchen vermehrt Hilfsgüter auf. Ein Endspiel, der bittere Ertrag des sahrauischen Vertrauens in Verhandlung und politischen Dialog. Nach langen Erwägungen entschied medico im Jahre 2004, bei den EU-Geldgebern keinen Antrag auf Nothilfe mehr zu stellen. Zur allein technischen Abwicklung und Überwachung einer Hilfe ohne absehbare Chance auf Beseitigung ihrer Ursachen, zur Aufrechterhaltung einer immerwährenden Lagerhaltung für Flüchtlinge waren wir nicht bereit. Die Entscheidung, nicht mehr den "humanitären Ausputzer" spielen zu wollen, betrifft allerdings nicht unsere Unterstützung des sahrauischen Anspruchs auf Freiheit und Gerechtigkeit, unser Rücktritt von der alljährlichen Lieferung der Hilfstonnagen ist kein Ausstieg aus Hilfe und Solidarität. Nach Lage der Kräfte liegt die Verantwortung für die ausweglose Lage der Sahrauis und für ihre fortgesetzte Demütigung jetzt bei den Agenturen der UN, weil sie im Augenblick die einzigen sind, die handeln könnten. Sie müssten sich dazu gegen die Mächte stellen, die im Sicherheitsrat das Sagen haben.



Projektstichwort: "Westsahara"
medico wird den Flüchtlingen auch zukünftig zur Seite stehen und das bewährte Gesundheitsprogramm weiter stärken. Geplant ist für dieses Jahr eine Fortbildung von medizinischem Personal. Bewusst finanziert allein aus freien Spendenmitteln. Für die Zukunft sind wir deshalb ganz unmittelbar auf ihre Solidarität und finanzielle Mithilfe angewiesen. Dafür möchten wir Ihnen schon jetzt herzlichst danken.
Spendenkonten von medico international:
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(Siehe: www.medico-international.de/spenden/)




Westsahara:

Wie die Sahrauis seit einem Vierteljahrhundert um ihre Rechte kämpfen - Überleben in der Wüste

Etwa so groß wie die alte Bundesrepublik liegt die Westsahara zwischen Marokko, Mauretanien und Algerien an der westafrikanischen Küste.
Das Land bietet mehr als Dürre und Sand. Fischreiche Gewässer vor der Küste, Öl, Eisen- und Kupfererze, das zweitgrößte Phosphatvorkommen der Erde. Weitere Rohstoffvorkommen werden vermutet. Unmittelbar nach dem Rückzug der spanischen Kolonialherren 1975 wurde die Westsahara von Marokko besetzt. Die Eroberer vertrieben die dort lebenden Menschen. Unter dem Schutz ihrer im Widerstand gegen Spanien entstandenen Befreiungsbewegung Frente Popular de Liberación de Saguia el Hamra y Rio de Oro (POLISARIO) sammelten sich die Flüchtlinge in eilends in der Wüste errichteten Lagern. In den ersten Wochen des Jahres 1976 warf die marokkanische Luftwaffe Phosphor- und Napalmbomben über den Flüchtlingslagern ab, die 25.000 Menschen den Tod brachten. Um den Überlebenden des Bombenterrors eine Zuflucht zu bieten, stellte Algerien den Flüchtlingen vorübergehend Gebiet in der Nähe der Wüstenstadt Tindouf zur Verfügung Überleben im Flüchtlingslager

Seit einem Vierteljahrhundert leben die Sahrauis nun schon in der algerischen Geröllwüste: 160.000 Menschen, von der Weltöffentlichkeit vergessen, im Kalkül der Mächtigen ohne jede Bedeutung. Trotzdem organisiert diese »Republik im Exil« seither das Überleben: mitten in der Wüste entstanden Städte aus Zelten und einfachen Lehmbauten, Ministerien, Schulen Krankenhäuser und einfache, in mühseliger Arbeit angelegte Gemüsegärten; ein laizistisch und von Toleranz geprägtes Gemeinwesen, welches diametral dem autoritär-feudalistischen Zentralismus marokkanischer Couleur in den besetzten Gebieten ihrer Heimat entgegen steht. Unter den unwirtlichen Bedingungen ihres Wüstenexils bleiben die Menschen von internationaler Hilfe abhängig. Die bi- und multilateralen Hilfen sind unzureichend und erfolgen so unregelmäßig, daß es immer wieder zu Versorgungsengpässen kommt. Frische vitaminreiche Nahrung, vor allem für das Wachstum der Kleinkinder wichtig, gibt es nur selten oder in geringen Mengen. Diese fortgesetzte qualitative wie quantitative Unterversorgung führt zu gravierenden gesundheitlichen Problemen. Die Kinder sind zu einem großen Teil in ihrer physischen und intellektuellen Entwicklung beeinträchtigt, manche dieser Schädigungen sind irreversibel.
Nicht zuletzt deshalb setzen sie den Kampf um ihre Selbstbestimmung auch nach 25 Jahren fort.

Der letzte Kolonialkonflikt in Afrika

Die Westsahara ist der letzte Kolonialkonflikt in Afrika. Als ehemalige spanische Kolonie gelten für das Land der Sahrauis die Dekolonisierungsbeschlüsse der Vereinten Nationen, die ihnen auch das Selbstbestimmungsrecht garantieren. Völkerrechtswidrig hat Marokko die Westsahara annektiert und blockiert seit dem alle Bemühungen um das im Waffenstillstandsabkommen vereinbarte Referendum. Die Demokratische Arabische Republik der Sahara ist seit 1984 Mitglied der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und wird von den meisten Staaten der Welt offiziell anerkannt. Den bewaffneten Widerstand stellte die POLISARIO im September 1991 ein, nachdem Marokko ihre Forderung nach einer freien und geheimen Abstimmung über die Zukunft der Westsahara anerkannt hatte. Aber nicht der Aggressor Marokko steht unter internationalem Druck, sondern die Flüchtlinge in der Wüste. Obwohl sie jedes Recht auf ihrer Seite haben, erhalten sie nicht recht und wurden über Jahre hinweg politisch vertröstet. Und jede zeitliche Verzögerung richtet einzig und allein gegen die Opfer des Konflikts und spielt Marokko in die Hände.

Kriegsgefahren & Enteignung

Die sahrauische Flüchtlingsrepublik steht vor einem Scheidepunkt. Viele der seit Jahrzehnten in den Lagern Ausharrenden wollen nicht mehr warten. Zu oft wurden der Friedensplan zu ihren Ungunsten modifiziert, zu oft ließ Marokko die anvisierten Abstimmungstermine verstreichen. Und so droht das Hoffen und der Glaube an eine Gerechtigkeit, die ihre Durchsetzung auf politischem Wege erfährt, umzuschlagen in eine neue Runde der Gewalt.

Marokko verweigert nicht nur eine demokratische Westsahara, sondern unlängst schloß der marokkanische König mit den beiden Erdölproduzenten Total Elf Fina und KerrM Gee Explorationskontrakte ab für vermutete Ölquellen in den Küstengewässern der Westsahara. Marokko und die Ölmultis verstoßen damit gegen internationales Recht, da die Vereinten Nationen die marokkanische Souveränität über die letzte Kolonie Afrikas nicht anerkennen und in einer Resolution "die Ausbeutung kolonialer und nicht-unabhängiger Territorien durch ausländische Wirtschaftsinteressen" als illegitim zurückweisen. Denn sicher ist, daß die Sahrauis von den etwaigen Gewinnen der Ölkonzerne keinen Pfennig erhalten werden. Sie haben zwar alles Recht auf ihrer Seite, aber nichts an vollzogener Gerechtigkeit.

Mit umfangreichen Nahrungsmittel- und Medikamentenhilfen unterstützt medico die Sahrauis seit über 25 Jahren.
Helfen Sie mit! Stichwort: »Westsahara«

Quelle: Website von medico international.


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