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Jubiläumsfeiern am Mekong

Laos und Vietnam in Partnerschaft neuer Art

Von Alfred Michaelis, Vientiane *

Laos und Vietnam haben in diesem Jahr Anlass zum gemeinsamen Feiern. Zwei Daten markieren Meilensteine in den Beziehungen zwischen den indochinesischen Nachbarn. Am 5. September jährt sich zum 45. mal die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten, damals noch dem Königreich Laos und der Demokratischen Republik Vietnam unter Präsident Ho Chi Minh. Verbunden war das seinerzeit mit der – vergeblichen – Hoffnung, Laos könne sich aus dem Konflikt in und um Indochina heraushalten.

Am heutigen 18. Juli vor 30 Jahren unterzeichneten beide Seiten einen Freundschaftsvertrag: 1977 war der Krieg gerade erst beendet und die Volksdemokratische Republik Laos noch kein Jahr alt. Sie stand auf unsicheren Füßen und der Nachbar musste helfen – auch durch eine Beistandsklausel in jenem Vertrag. Mit Kulturwochen, Sportwettkämpfen, Konferenzen und Festveranstaltungen – alles unter der Überschrift »laotisch-vietnamesische Freundschaft« – wird das Jubiläum nun gefeiert. Dies trifft die Gemütslage der alten Kämpfer, bei jüngeren Leuten, denen die Erfahrung gemeinsamer Schlachten fehlt, steht anderes im Mittelpunkt. Handel und Investitionen heißen die neuen Schlagwörter, Wachstum und Gewinn die Ziele. Das neue Schlachtfeld nennt sich Freihandelszone, die Herausforderung Globalisierung.

Längst haben die Vietnamesen begriffen, dass Laos nicht nur der dünn besiedelte Landstrich hinter den Bergen ist, sondern eine wichtige Reserve an Land und Naturvorräten. Und den Laoten ging auf, dass der östliche Nachbar nicht nur Losungen, sondern auch immer bessere Produkte und Investitionen zu bieten hat. Das hat auch die heutige politische Führung von Laos verinnerlicht – zum größten Teil in Vietnam selbst. Denn seit jeher absolvieren die Führungskräfte des Landes am Mekong ihre Schulungskurse beim Nachbarn. Parteipolitik, wirtschaftliches Denken und modernes Management stehen dabei keineswegs in unvereinbarem Widerstreit.

So werden auch die Festwochen von Verkaufsmessen und die politischen Delegationen von Wirtschaftsvertretern begleitet. Vietnam ist der drittgrößte ausländische Investor in Laos, in 70 Projekten stecken etwa 500 Millionen US-Dollar. Bis 2010 soll der zweiseitige Handel auf beachtliche eine Milliarde Dollar wachsen. Darüber hinaus macht sich Vietnam als Seniorpartner für den Junior auch in Gremien stark, in denen Laos noch nicht vertreten ist, wie in der Welthandelsorganisation (WTO) und im Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforum.

Sorgen machen sich die Bündnispartner um den Nachwuchs. So wurden Programme vereinbart, um vor allem Jugendlichen die Sonderbeziehungen der »traditionellen Freundschaft und besonderen Solidarität« nahe zu bringen. Auch der Dritte im Bunde wird nicht vergessen: Sowohl Vietnam als auch Laos bekunden ihr Interesse an einem regionalen Entwicklungsdreieck mit Kambodscha.

* Aus: Neues Deutschland, 18. Juli 2007


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