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Vietnam

Grundinformationen zu Geschichte, Wirtschaft und Politik

Staatsname: Cong Hoa Xa Hoi Chu Nghia Viet Nam - Sozialistische Republik Vietnam

Geografie
Fläche: 331.114 km2
Hauptstadt: Hanoi (2,2 Mio. Einw.)

Bevölkerung
Einwohner: 76,6 Mio.
Bevölkerungsdichte: 231 Einw./km2
Bevölkerungswachstum: 1,75 %
Lebenserwartung: 68 Jahre
Säuglingssterblichkeit: 40 pro Tausend
Alphabetisierung: 93,7 %
Religion: Buddhistisch (55,3 %), katholisch (7,3 %), moslemisch (1,0 %)
Ethnische Gruppen: Insgesamt rund 60 Nationalitäten; 87 % Vietnamesen (Kinh); siamo-chinesische u.a. Minderheiten

Politik
Staatsform: Sozialistische Republik
Staatschef: Tran Duc Luong (seit 1997)
Regierungschef: Phan Van Khai (seit 1997)
Parlament: Nationalversammlung mit 450 Sitzen; Sitzverteilung (seit 1997): 384 Kommunisten, 63 Nichtparteimitglieder, 3 Unabhängige
Politsche Parteien: Kommunistische Partei Vietnams (führende Kraft)

Wirtschaft
Urbanisierung: 21 %
BIP: 23,3 Mrd. US-Dollar
BIP/Einw.: 1.570 US-Dollar
BIP/Sektor: Landwirtschaft 27 %, Industrie 31 %, Dienstleistungen 42 %

Geschichte/Innenpolitische Entwicklung

Vietnams Geschichte ist geprägt von endlosen Kriegen um Selbstbestimmung und Souveränität. Nach der Niederlage der französischen Kolonialmacht im Indochina-Krieg (1946-54) wurde das Land geteilt: Der Norden Vietnams wurde kommunistisch, im Süden etablierte sich die Republik Vietnam. Ab 1957 kämpften dann Vietcong-Guerillas für ein vereinigtes Land und wurden dabei von China und der ehemaligen UdSSR unterstützt. Die USA kamen dem Süden zur Hilfe und starteten 1965 Flächenbombardements auf Nordvietnam. Der umstrittene Vietnamkrieg setzte ein, konnte von den USA allerdings nicht gewonnen werden und nach weit über einer Million Toten zogen sich die USA 1973 zurück und beendeten ihren Einsatz. 1975 schließlich kapitulierte der Süden und im Juli 1976 wurde das Land wiedervereinigt.

Seit 1987 setzten Reformen ein und der seit 1997 amtierende Regierungschef Phan Van Khai gilt als vergleichsweise modern. Vergleichsweise aus dem Grunde, dass die letztendlich doch überalterte kommunistische Führung einen Spagat zwischen wirtschaftlicher Liberalisierung und kommunistisch-asiatischem Konservatismus vollführt.

Nachdem der Vormarsch des Sozialismus nach der Wiedervereinigung des Landes nicht aufging und Vietnam sich Anfang der 80er Jahre in einer schweren Krise befand, die Wirtschaft am Boden lag und Millionen Menschen hungerten, wurde ein tief greifender Reformkurs beschlossen: Die politische und wirtschaftliche Öffnung des Landes sowie der schrittweise Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft sind dabei Hauptreformen. Doch bei allen Fortschritten der letzten Jahre ist nicht zu übersehen, dass Vietnam bei der Errichtung eines modernen demokratischen Staates erst am Anfang steht.

Wirtschaft:

Wirtschaftliche Liberalisierung hat in den 80er Jahren stattgefunden und seit 1993 bis 1997 erreichte Vietnam ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von neun Prozent. Doch lahmen nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise von 1997 Investitionen sowie Exporte und die Zahl der Arbeitslosen steigt. Vor allem ausländische Exporte sind von 8,3 Milliarden $ im Jahre 1996 auf 1,6 Milliarden $ 1999 gesunken. Bürokratismus, Korruption und Rechtsunsicherheit behindern auch weiterhin ausländische Investitionen in großem Ausmaß. Die wirtschaftlichen Fortschritte und die Öffnung nach außen blieben allerdings nicht ohne Auswirkungen auf Kultur, Bildung und Politik. Der Lebensstandard ist zwar insgesamt gestiegen, aber die soziale Schere ist größer geworden und Kontraste zwischen Stadt und Land sowie arm und reich haben sich verschärft.

Außenpolitik:

Außenpolitisch konnte Vietnam seine Position seit dem militärischen Rückzug aus Kambodscha (1989) entscheidend verbessern. Die Beziehungen zu China, Kambodscha, Thailand und anderen Ländern der Region wurden versachlicht und normalisiert, obwohl dabei die wenigsten Konfliktpunkte gelöst sind. Weiter strittig sind z.B. die Besitzansprüche auf die Paracel- und Spratly-Inseln oder die Stellung der Chinesen in Vietnam und der Vietnamesen in Kambodscha.

Insgesamt haben die Aufhebung des amerikanischen Embargos 1994, die Aufnahme in den ASEAN-Bund und die aktive Teilnahme an den Bestrebungen zur gewaltfreien Regulierung regionaler Konflikte die Stellung Vietnams in der Welt deutlich gefestigt.

Außenpolitische Konflikte:

Offene außenpolitische Konflikte existieren zwar nicht, doch gibt es zuhauf Dispute um ungeklärte Grenzziehungen und Ansprüche auf maritime Gebiete. So ist die maritime Grenze zwischen Kambodscha und Vietnam bis heute nicht klar definiert. Des Weiteren belastet der komplexe Disput über die Spratly-Inseln zwischenstaatliche Beziehungen der Staaten China, Malaysia, Philippinen und Taiwan. Einzig maritime Grenzen zwischen Vietnam und Thailand sind seit 1997 geklärt, wohingegen diejenigen zu China im Golf of Tonkin nach wie vor ungelöst sind. Auf die Paracel-Inseln, besetzt von China, werden Ansprüche nicht nur seitens Vietnam gestellt, sondern auch seitens Taiwan. Immerhin ist man bezüglich der Landesgrenzziehungen zwischen China und Vietnam seit Dezember 1999 zu einer Übereinstimmung gekommen, doch bleiben meherere Grenzabschnitte zu Kambodscha weiterhin ungeklärt.

Quellenangabe:
  • CIA (2000): The World Factbook 2000 (http://www.cia.gov)
  • Dahm, B.; Ptak, R. (Hrsg.) (1999): Südostasien-Handbuch; München
  • Draguhn, Werner (Hrsg.) (1995): Politische Risiken und Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Engagements in Asien; Hamburg
  • Spiegel-Almanach (1999): Alle Länder der Welt - Zahlen, Daten, Analysen; Hamburg

Christiane Potzner

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