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Zehntausende für Frieden

Venezuela: Großkundgebung der Regierungsanhänger. Wieder rechte Gewalt

Von André Scheer *

Zehntausende Menschen haben am Sonnabend auf der Avenida Bolívar im Zentrum der venezolanischen Hauptstadt Caracas für den Frieden und gegen die gewaltsamen Ausschreitungen der rechten Opposition protestiert. Diese hatte am vergangenen Mittwoch eine Demonstration studentischer Gruppen genutzt, um nach deren Abschluß staatliche Einrichtungen und Anhänger der Regierung anzugreifen. Bei den folgenden Auseinandersetzungen wurden drei Menschen getötet.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro forderte am Sonnabend in seiner Ansprache vor den Teilnehmern der Großkundgebung die Führer der rechten Opposition auf, sich von ihren »Verrückten« zu trennen, die auf Gewalt setzten. Namentlich nannte er den »feigen Faschisten« Leopoldo López, der wegen seiner Rolle bei den Auseinandersetzungen inzwischen von der Polizei mit Haftbefehl gesucht wird. Zuvor hatte Maduro »die Jugend, die Arbeiterklasse und das gesamte Volk Venezuelas« aufgerufen, auf der Straße den Frieden zu erkämpfen und zu verteidigen. »Nichts wird mich von dem Weg abbringen, den uns der Comandante Hugo Chávez gezeigt hat, den Weg des Aufbaus der Bolivarischen Revolution. Wir werden nicht von der Realisierung des Sozialismus als der Zukunft des Friedens, der Liebe, der Solidarität und der Gleichheit des Volkes abweichen«, unterstrich der Staatschef in seiner von allen Rundfunk- und Fernsehsendern des Landes übertragenen Ansprache.

Zugleich distanzierte sich Maduro von ultralinken Gruppen, »die sich für Revolutionäre halten, weil sie ein Gewehr tragen«. Die bewaffnete Verteidigung der Revolution sei alleinige Aufgabe der Nationalen Bolivarischen Streitkräfte. »Wer sich ein rotes T-Shirt anzieht, eine Pistole zieht und einen anderen Venezolaner angreift, ist kein Chavista«, erklärte Maduro. Er werde keine Gruppen von Gewalttätern im Lager der Revolution akzeptieren.

In mehreren Teilen der Hauptstadt Caracas und an anderen Orten kam es auch am Wochenende wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Oppositionellen und den Sicherheitskräften. So ging die Polizei am Samstag mit Tränengas gegen eine Gruppe rechtsgerichteter Jugendlicher vor, die mit brennenden Barrikaden eine Autobahn blockiert hatten. Bei einer Kundgebung im Mittelschichtsviertel Chacao attackierte eine Gruppe vermummter Oppositioneller eine Reporterin des Fernsehkanals Globovisión. María Iginia Silva berichtete anschließend im Programm ihres Senders, ihr Team habe an der Plaza Altamira gerade die Ausrüstung zusammengepackt, als es von einer »sehr kleinen Gruppe« von Demonstranten mit Steinen angegriffen worden sei. Die meisten dort hätten friedlich protestieren wollen, aber einige wollten sich nicht darauf beschränken. »Wir müssen mit solch einem Radikalismus Schluß machen«, forderte die junge Journalistin des Privatkanals die oppositionellen Demonstranten auf.

* Aus: junge Welt, Montag, 17. Februar 2014


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