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Söldner für die Emirate

Von Knut Mellenthin *

Der Gründer des berüchtigten US-Söldnerunternehmens Blackwater, Erik Prince, baut eine internationale Kampftruppe für die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) auf. Das berichtete die New York Times aufgrund umfangreicher Recherchen am Wochenende.

Nach Skandalen seiner früheren Firma im Irak, Afghanistan und Pakistan lebt Prince seit letztem Jahr offiziell in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Emirate. Zwischen den USA und den UAE besteht kein Auslieferungsabkommen, was Prince vor möglichen Gerichtsverfahren schützt. Darüber hinaus begründete er seine Übersiedlung mit der »großen Nähe zu potentiellen Chancen im gesamten Nahen und Mittleren Osten«. Der Blackwater-Veteran hat in Abu Dhabi eine neue Firma unter dem Namen Reflex Responses, oft kurz als R2 bezeichnet, gegründet. Nach dort üblicher Geschäftspraxis halten die Emirate eine 51prozentige Anteilsmehrheit an dem Unternehmen, das sie zunächst mit 21 Millionen Dollar Startkapital ausstatteten.

Dem Bericht der New York Times zufolge hat Prince mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi, Mohammed bin Zayed Al-Nahyan, einen 529 Millionen Dollar schweren Kontrakt über den Aufbau einer Söldnertruppe geschlossen. Begonnen wurde zunächst mit der Anwerbung und dem Training ausländischer Kräfte für ein 800 Mann starkes Bataillon. R2 hat dafür angeblich ein Ausbildungslager im Stützpunkt Zayed Military City zur Verfügung. Falls die Aufstellung der ersten Einheit erfolgreich anläuft, soll Prince eine Ausweitung seines Vertrags auf die Aufstellung einer ganzen Brigade mit mehreren tausend Mann in Aussicht haben. Die Söldner sind unter anderem ehemalige Angehörige der berüchtigten kolumbianischen Policía Nacional und der Spezialeinheiten des früheren südafrikanischen Rassistenregimes. Nur die Einstellung von Moslems lehne Prince grundsätzlich ab, da diese nicht zuverlässig bereit seien, gegen ihre Glaubensgenossen zu kämpfen. Als Ausbilder erwähnt die New York Times Exmitglieder US-amerikanischer, deutscher und britischer Spezialeinheiten sowie der französischen Fremdenlegion.

Zu den Aufgaben der R2-Söldnertruppe soll der Schutz von Ölpipelines und Geschäftshochhäusern vor terroristischen Angriffen gehören. Die Einheit soll aber auch im Fall innerer Unruhen eingesetzt werden. Die Herrscher der Emirate fürchten vor allem soziale Proteste der überwiegend aus Pakistanis, Philippinos und anderen befristet angeheuerten Ausländern bestehenden Arbeiterschaft. Die Planung der Söldnertruppe begann schon mehrere Monate vor der Aufstandsbewegung in vielen arabischen Ländern, hat aber vor diesem Hintergrund eine zusätzliche Brisanz bekommen.

Nach den Recherchen der Times hat das von Prince geleitete Vorhaben auch eine klare Stoßrichtung gegen den Iran. Der Kronprinz von Abu Dhabi ist einer der aggressivsten Polemiker gegen den Nachbarn auf der anderen Seite des Persischen Golfs. Der Söldnertruppe könnte ein militärischer Handstreich gegen mehrere unbewohnte Inseln in der Meerenge von Hormuz anvertraut werden, die sich unter iranischer Kontrolle befinden, aber von den Emiraten beansprucht werden.

* Aus: junge Welt, 19. Mai 2011

Zwei kurze Auszüge aus dem Artikel in der New York Times

Der Artikel in der New York Times, auf den sich oben stehender Bericht bezieht, stammt aus der Feder von Mar Mazzetti und Emily B. Hager und wurde am 14. Mai 2011 unter dem Titel "Secret Desert Force Set Up by Blackwater’s Founder" veröffentlicht. Wir zitieren im Folgenden daraus:

(...) The United Arab Emirates — an autocracy with the sheen of a progressive, modern state — are closely allied with the United States, and American officials indicated that the battalion program had some support in Washington.

“The gulf countries, and the U.A.E. in particular, don’t have a lot of military experience. It would make sense if they looked outside their borders for help,” said one Obama administration official who knew of the operation. “They might want to show that they are not to be messed with.”

Still, it is not clear whether the project has the United States’ official blessing. Legal experts and government officials said some of those involved with the battalion might be breaking federal laws that prohibit American citizens from training foreign troops if they did not secure a license from the State Department.

Mark C. Toner, a spokesman for the department, would not confirm whether Mr. Prince’s company had obtained such a license, but he said the department was investigating to see if the training effort was in violation of American laws. Mr. Toner pointed out that Blackwater (which renamed itself Xe Services ) paid $42 million in fines last year for training foreign troops in Jordan and other countries over the years. (...)

(...) The first waves of mercenaries began arriving last summer. Among them was a 13-year veteran of Colombia’s National Police force named Calixto Rincón, 42, who joined the operation with hopes of providing for his family and seeing a new part of the world.

“We were practically an army for the Emirates,” Mr. Rincón, now back in Bogotá, Colombia, said in an interview. “They wanted people who had a lot of experience in countries with conflicts, like Colombia.”

Mr. Rincón’s visa carried a special stamp from the U.A.E. military intelligence branch, which is overseeing the entire project, that allowed him to move through customs and immigration without being questioned.

He soon found himself in the midst of the camp’s daily routines, which mirrored those of American military training. “We would get up at 5 a.m. and we would start physical exercises,” Mr. Rincón said. His assignment included manual labor at the expanding complex, he said. Other former employees said the troops — outfitted in Emirati military uniforms — were split into companies to work on basic infantry maneuvers, learn navigation skills and practice sniper training. (...)

Source: Secret Desert Force Set Up by Blackwater’s Founder. By MARK MAZZETTI and EMILY B. HAGER. In New York Times, May 14, 2011; www.nytimes.com/




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