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Der Kabaka sorgt für Unruhen

Ugandas Regierung will König nicht in der Nähe der Hauptstadt haben

Von Marc Engelhardt, Nairobi *

Bei den blutigen Zusammenstößen in der ugandischen Hauptstadt sollen mindestens elf Menschen getötet worden sein, so am Wochenende der Leiter des größten Krankenhauses in Kampala. Anhänger des traditionellen Königshauses liefern sich seit Tagen Straßenschlachten mit der Polizei.

Die Schüsse von Gewehren hallen durch die weitgehend verlassene Innenstadt von Kampala. Über die Hügel zieht schwarzer Rauch brennender Autoreifen, während sich Anhänger des traditionellen Königshauses Straßenschlachten mit der Polizei liefern. Die Straßen sind mit Steinen übersät. »Die Polizei ist brutal, knüppelt Leute einfach nieder und setzt scharfe Munition und Wasserwerfer ein«, berichtete ein Augenzeuge. Der Generalinspektor der Polizei, General Kale Kayihura, machte hingegen die Blindwütigkeit der Demonstranten für die blutigen Ausschreitungen verantwortlich. »Das sind Hooligans«, so Kayihura. »Gesetzlose, die ohne Sinn und Verstand zur Gewalt anstiften.« Kayihura räumte ein, dass inzwischen nach Kampala auch weitere Städte in Buganda, einem der ursprünglichen vier Königreiche in Uganda, von den Unruhen erfasst seien.

Auslöser für die Gewalt ist ein geplanter Besuch von König Ronald Muwenda Mutebi II im Umland von Kampala. Die Regierung hatte den Besuch des Königs, Kabaka genannt, in Kayunga nordöstlich von Kampala verboten -- angeblich aus Angst vor Ausschreitungen. Kayunga gehört zwar traditionell zum Buganda-Reich, die ethnisch nicht-bugandische Bevölkerungsmehrheit hatte sich aber kürzlich vom Monarchen losgesagt. Bei dem Streit geht es um wertvolles Ackerland und nicht zuletzt um politischen Einfluss. Das Königshaus, ausgerechnet vom heutigen Präsidenten Yoweri Museveni nach mehr als zwei Jahrzehnten des Verbots in den 90er Jahren wieder zugelassen, darf sich nach der Verfassung nicht politisch engagieren. Der Kabaka hatte sich zuletzt aber immer wieder gegen Museveni gestellt, der das Land seit 22 Jahren regiert.

Der Präsident war von westlichen Politikern in den vergangenen Jahren immer wieder als Garant für die Stabilität in Uganda gelobt worden. Doch auf die jüngste Krise reagierte er mit eiserner Faust, wohl auch deshalb, weil sein erneuter Antritt zu den Wahlen 2011 im Land derzeit überraschend kontrovers diskutiert wird. Mit dem harten Durchgreifen gegen den Kabaka, so die Vermutung, will Museveni wohl auch andere Kritiker verwarnen. Radiostationen, die dem im Volk beliebten Königshaus nahe stehen, wurden abgeschaltet.

»Sie haben die Hörer zu Chaos und Zerstörung aufgerufen«, verteidigte Informationsminister Kabakumba Masiko das Verbot. Die Internetseite der unabhängigen Tageszeitung »Daily Monitor« war ebenfalls nicht mehr zu erreichen, nachdem Verleger Daniel Kalinaki auf der Seite zu einem Kompromiss aufgerufen hatte. »Museveni kann entweder untergeordnete Beamte für das Besuchsverbot verantwortlich machen und den Kabaka reisen lassen«, so Kalinaki. »Oder er versucht, den Besuch in Kayunga mit purer Gewalt zu verhindern -- das ist riskant.«

Am Wochenende deutete alles daraufhin, dass die Regierung sich zur zweiten Strategie entschlossen hat. »Der Kabaka wird nicht nach Kayunga durchkommen«, kündigte die Sprecherin der Polizei, Judith Nabakooba, an.

* Aus: Neues Deutschland, 14. September 2009

Kabaka

Kabaka ist der Titel des Königs des Reiches Buganda, das innerhalb Ugandas liegt. Alternativer Titel des Kabaka ist Ssabataka. < br>
Das Reich Buganda wird traditionell durch zwei Könige regiert: einem rein spirituellen Wesen und einem Menschen. Der übernatürliche König Mujaguzo existiert immer unverändert und stellt somit sicher, dass es zu jeder Zeit einen König in Buganda gibt. Mujaguzo verfügt wie für Könige üblich über einen Palast, Beamte, Diener und Wachen. Der menschliche Thronanwärter muss spezielle Riten auf den königlichen Trommeln absolvieren, um König des Königreiches Bughanda werden zu können. Mit den königlichen Trommeln wird auch die Geburt eines neuen Mitglieds der königlichen Familie offiziell verkündet, genauso wie auch der Tod des regierenden Königs.

Am 4. April 1971 folgte Prinz Ronald Mutebi II seinem verstorbenen Vater Sir Edward Mutesa II nach dessen Beerdigung in den Kasubi Tombs auf den Thron und erhielt den offiziellen Titel des Königreichs - Ssabataka. Er war erst 16 Jahre alt und so wurde die Krönung nicht durchgeführt. Die politischen Unruhen in den Jahren Idi Amins erlaubten keine Krönung zum Kabaka, als der Prinz volljährig wurde, wie es die Verfassung vorschreibt. Er blieb Ssabataka bis zum 31. Juli 1993, als die Umstände es ermöglichten, ihn zum Kabaka des Königreichs Buganda zu krönen. Anders als seine Vorgänger, die in jungen Jahren Kabaka wurden und das Land darum von Ministern verwaltet wurde, hatte Kabaka Mutebi II keine Minister, da das Reich ohne Lukiiko (Parlament), das die Minister hätte einsetzen müssen, handlungsunfähig war.

Quelle: Wikipedia; http://de.wikipedia.org




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