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16 Jahre sind mehr als genug

Aktionstage fordern Freilassung der in den USA verbliebenen Inhaftierten der "Cuban Five"

Von Andreas Knobloch, Havanna *

Der Druck auf US-Präsident Barack Obama in Sachen der »Cuban Five« wächst. Auch religiöse Führer in den USA schlossen sich der Forderung nach Entlassung der drei noch in Haft sitzenden Kubaner an.

»16 Jahre sind genug – keine Minute mehr!« Die Forderung nach Freilassung der drei noch in US-Gefängnissen einsitzenden sogenannten »Cuban Five« – Antonio Guerrero, Ramón Labañino und Gerardo Hernández – steht im Mittelpunkt der derzeit stattfindenden Internationalen Aktionstage für die Fünf. Auf einem von der kubanischen Nichtregierungsorganisation Asociación Cubana de la Naciones Unidas (ACNU) jüngst in Havanna veranstalteten Forum schloss sich der regierungsnahe Teil der kubanischen Zivilgesellschaft dieser Forderung an.

Guerrero, Labañino, Hernández und René sowie Fernando González, die übrigens nicht verwandt sind, hatten im Auftrag der kubanischen Regierung Informationen über exilkubanische Gruppen in Florida gesammelt, um Terroranschläge auf der Insel zu verhindern. Die Fünf waren 1998 von US-Behörden verhaftet und 2001 in einem von zahlreichen Unregelmäßigkeiten begleiteten Prozess zu drakonischen Haftstrafen verurteilt worden.

Dass René und Fernando González aus der Haft entlassen und zurück in Kuba sind, sei ein Grund zur Freude, sagte die ACNU-Generaldirektorin Soraya Alvarez in ihrer Eröffnungsansprache. Sie erinnerte aber auch daran, dass beide ihre Strafen komplett verbüßt haben. Im Fall des zu zweimal lebenslänglich plus 15 Jahren verurteilten Gerardo Hernández hieße dies, dass er bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben müsste. Die Anstrengungen zur Freilassung der Inhaftierten müssten deshalb verstärkt werden, bekräftigte auch der Vertreter der Evangelischen Kirchen in Kuba, Joel Ortega Dopico vom Consejo de Iglesias de Cuba.

Erstaunlicherweise habe der Kampf für die Fünf die kubanische und die US-amerikanische Kirche einander nähergebracht. So haben sich religiöse Führer in den USA der Forderung nach Freilassung der Fünf angeschlossen und Druck auf US-Präsident Barack Obama ausgeübt. Vertreter der Evangelischen Kirche in Kuba sind in diesem Jahr bereits zweimal nach Washington gereist und dort unter anderem mit Kongressabgeordneten zusammengetroffen. Auch im Rahmen des Weltkirchenrates versuche man, auf den Fall der Fünf aufmerksam zu machen. Die Bedeutung dieser Öffentlichkeitsarbeit sowie der Internationalen Aktionstage unterstrich der Universitätsvertreter Julián Gutiérrez Alonso vom Red de Universidades – Solidaridad con los Cinco, dem fast 9000 Menschen aus 95 Ländern angehören. Im Falle Elián González haben die USA versucht, so viel Öffentlichkeit wie möglich zu schaffen. Doch das sei nach hinten losgegangen. Der damals sechsjährige Elián stand 1999/2000 im Mittelpunkt eines Sorgerechtsstreits, der zu politischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und Kuba geführt hatte.

»Im Fall der Fünf hat das Imperium seine Taktik geändert und eine Mauer des Schweigens errichtet«, sagte Gutiérrez. »Diese einzureißen ist unsere Aufgabe.« Kampagnen für die Fünf an Kubas Universitäten seien ein Weg, jüngere Leute zu erreichen. Durch in Kuba studierende ausländische Studenten könnte der Fall in ihren Heimatländern bekannt gemacht werden.

Waldo Barrera Martínez, Professor und Repräsentant der Universität für Informatik (UCI) legte dar, wie das Internet und soziale Netzwerke für die Kampagne zur Freilassung der Fünf genutzt werden. Und Santiago Feliu von der kulturpolitischen Initiative »El 3 al 4 por los 5« hob die Bedeutung kultureller Initiativen für die Verbreitung der Forderung nach Freilassung hervor.

Die Internationalen Aktionstage mit Veranstaltungen in über 30 Ländern, darunter eine Mahnwache vor dem Weißen Haus in Washington, hatten am 4. September begonnen. An jenem Tag jährt sich der Tod des jungen Italieners Fabio Di Celmo, der 1997 bei einem Bombenanschlag von Anti-Castro-Terroristen auf ein Hotel in Havanna verstarb. Die Aktionswochen dauern noch bis zum 6. Oktober an – ein weiteres symbolisches Datum. An diesem Tag im Jahr 1976 waren bei einem Bombenattentat exilkubanischer Terroristen auf ein von Barbados gestartetes kubanisches Verkehrsflugzeug 73 Menschen ums Leben gekommen.

* Aus: neues deutschland, Samstag 27. September 2014


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