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"Ich bin ein amerikanischer Unternehmer mit persönlichen Erfahrungen in der transatlantischen und globalen Wirtschaft" / "I am an American businessman with first-hand experience in the transatlantic and the global business community"

Rede des US-Botschafters William R. Timken / Speech by Ambassador Timken

Im Folgenden dokumentieren wir die Rede von US-Botschafter William R. Timken in der Akademie der Wissenschaften vom 29. September 2005, zunächst in einer vom Amerika Dienst besorgten Übersetzung, sodann im englischen Original.


Pflichtbewusstsein und Verantwortung - Die deutsch-amerikanischen Beziehungen

Rede des Botschafters

Ich möchte mich bei Ihnen allen für den herzlichen Empfang bedanken, der meiner Frau Sue, unserer Tochter Fran und mir in den vergangenen sechs Wochen bereitet wurde. Wir freuen uns darauf, diejenigen unter Ihnen zu treffen, die wir noch nicht persönlich kennen lernen konnten. Ich danke der Academy und dem Institut, dass sie diese Veranstaltung mit uns abhalten - meine erste Gelegenheit, als Botschafter eine öffentliche Rede zu halten.

Im Namen aller Amerikaner möchte ich den Deutschen und der deutschen Regierung für die Hilfsangebote sowie für die aufrichtige und tiefempfundene Anteilnahme nach den verheerenden Verwüstungen durch Hurrikan Katrina danken. Die deutsche Wirtschaft war ebenfalls sehr großzügig. Die Reaktion Deutschlands ist ein Beweis für die Stärke unserer langjährigen Beziehungen, die auf den uns alle verbindenden Gefühlen der Menschlichkeit und des Mitleids basieren.

Letzte Woche gaben die Sächsische Staatskapelle Dresden und das Houston Symphony Orchestra ein gemeinsames Konzert in Houston für die Opfer von Hurrikan Katrina und Freiwillige aus Houston, die so hart und so lange an der Unterstützung der Hilfsmaßnahmen gearbeitet haben. Heute morgen traf ich mich mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Milbradt, der das Konzert in Houston besuchte, um ihm für die Organisation und seinen persönlichen Einsatz zu danken. Er sagte mir, dass die Geschichten des durch Hurrikan Katrina verursachten Leids die Einwohner Sachsens besonders berührten, da sie, wie Sie wissen, 2002 die Zerstörung durch das Elbhochwasser erleben mussten. Sie erhielten damals Hilfe von den Vereinigten Staaten und von Ländern überall auf der Welt. Jetzt unterstützt Deutschland die Hilfsmaßnahmen in der Golfregion nach dem Hurrikan in vielerlei Hinsicht, aber wie mir der sächsische Ministerpräsident sagte, war die Absicht des Konzerts vielmehr, die Herzen der Menschen anzusprechen und ihnen zu sagen: "Wir stehen euch zur Seite".

Es gab zahlreiche Begebenheiten in der Geschichte, bei denen die Vereinigten Staaten und Deutschland Seite an Seite standen - sowohl im Geist, als auch mit Taten. Es ist eine große Ehre für mich, mein Land hier zu vertreten. Mein wichtigstes Ziel als Botschafter ist einfach. Als der "Mann des Präsidenten" in Deutschland ist es die Umsetzung des Auftrags, den Präsident Bush vergangenen Winter in Mainz formulierte, als er Bundeskanzler Schröder traf: auf den bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden großen Nationen aufzubauen und sie zu verbessern.

Dies wird die Anstrengungen der Mitarbeiter beider Regierungen auf allen Ebenen erfordern. Mit Regierungen meine ich auch die Regierungen der Bundesländer, der 50 amerikanischen Einzelstaaten und alle Menschen auf der kommunalen Ebene der Regierung. Es erfordert die Anstrengungen all derer, die ein Interesse an der deutsch-amerikanischen Partnerschaft haben.

Wer hat nun ein Interesse daran? Zunächst einmal jeder hier in diesem Raum. Natürlich die Gastgeber des heutigen Abends, die American Academy und das Aspen Institute, sowie die vielen wichtigen Forschungsinstitutionen und binationalen Organisationen, die sich für die transatlantischen Beziehungen einsetzen.

Ein Interesse an den Beziehungen hat auch die Wirtschaft, und für mich sind das die hunderttausenden deutschen Angestellten amerikanischer Unternehmen in Deutschland sowie die hunderttausenden Amerikaner, die in den Vereinigten Staaten bei deutschen Unternehmen angestellt sind - vom Praktikanten bis zum Geschäftsführer. Auch die Wissenschaftler auf beiden Seiten des Atlantik, die die neuen Technologien entwickeln, die Innovation fördern, müssen eng zusammen arbeiten.

Ich bin der Meinung, dass die Medien eine Verantwortung haben, über die Erfolgsgeschichten zu berichten, und nicht nur über die problematischen Bereiche in den deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Bildungseinrichtungen auf beiden Seiten des Atlantik spielen auch eine wichtige Rolle, vor allem die tausenden deutschen und amerikanischen Studenten, die jedes Jahr an Austauschprogrammen teilnehmen. Diese jungen Menschen sind die Zukunft unserer Partnerschaft.

Wir müssen als aktive Teilhaber im Geist der Konsultation und Kooperation zusammenarbeiten und zwischen den Menschen zahlreiche positive Verbindungspunkte ausmachen und entwickeln, um sicherzustellen, dass wir unsere gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Wir werden uns nicht immer im Gleichschritt voran bewegen können, aber wir dürfen nicht zulassen, dass uns Probleme entzweien. Es ist wichtig, dass wir unsere gemeinsamen Stärken und Unterschiede nutzen, wenn wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angehen.

Wenn jetzt in Deutschland eine neue Regierung gebildet wird, haben wir die Chance, die Zielsetzung von Mainz erneut zu bekräftigen. Eines der wichtigsten Ziele des Präsidenten bei seinem Europabesuch im vergangenen Februar war, wie er es selbst sagte, zuzuhören. Und als neuer US-Botschafter in Deutschland bin ich auch hier, um zuzuhören. Ich bitte Sie zu Beginn meiner neuen Tätigkeit um Ihre Unterstützung und Ideen. Wir sollten ab heute nach vorne blicken und nicht zurück.

Lassen Sie mich Ihnen zunächst etwas über mich selbst erzählen - und für was ich eintrete. Viele von Ihnen wissen, dass ich einer der 70 Millionen Amerikaner mit deutschen Vorfahren bin. Mein Urgroßvater kam als achtjähriger deutscher Bauernjunge 1838 im Hafen von New Orleans an. Er hatte Deutschland in Bremerhaven verlassen.

v Ich bin ein amerikanischer Unternehmer mit persönlichen Erfahrungen in der transatlantischen und globalen Wirtschaft. Ich habe früher in Europa gelebt und arbeite seit mehr als vierzig Jahren mit Europäern zusammen. Als Geschäftsführer der Firma, die mein Urgroßvater vor mehr als 100 Jahren gründete, hatte ich die Aufgabe, eine von Ohio aus agierende und hauptsächlich dort tätige Firma in ein wettbewerbsfähiges multinationales globales Unternehmen umzustrukturieren. In den letzten 83 Jahren war die Timken Company an der New Yorker Börse notiert und hat derzeit mehr als 50.000 Aktionäre. Unter Ingenieuren und Herstellern ist Timken heute eine weltweit bekannte Marke.

Ich war in einigen nationalen und internationalen Handelsverbänden tätig und in Bestrebungen involviert, Partnerschaften zur Förderung von Wachstum und Innovation mit allen Ebenen der Regierung einzugehen. Vor einigen Jahren war ich Vorsitzender der National Association of Manufacturers. Das ist ein Handelsverband der Industrie, der 18 Millionen amerikanische Arbeitnehmer vertritt. Eine meiner Hauptaufgaben als Vorsitzender war es, Hersteller und ihre Angestellten zu unterstützen, eine aktivere Rolle bei der Ausarbeitung der Politik zu spielen, indem sie am politischen Prozess teilnehmen. Niemand versteht besser, welche politischen Entscheidungen gut für die Wirtschaft sind, als die Hersteller, ihre Angestellten und der Privatsektor. Der Privatsektor kann nicht am Rande des Geschehens stehen und lediglich zusehen. Er kann es sich nicht leisten, die Politik nur den Politikern zu überlassen.

Ich habe versucht, umzusetzen, was ich predige.
Wenn ich mit Kollegen und Geschäftspartnern darüber spreche, wie es ist, sich in der Politik zu engagieren, habe ich mich oft einer Aussage von John Gardner bedient, Minister für Gesundheit, Bildung und Soziales unter Präsident Lyndon Johnson. Er sagte es folgendermaßen, und für mich ergibt es Sinn: "Freiheit. Pflichtbewusstsein und Verantwortung. Das ist der Deal." Das gilt für Einzelpersonen. Aber ebenso für Nationen.

Bürgerbeteiligung an der Politik und der Regierung gewährleistet Transparenz, Effektivität, Bürgernähe und Rechenschaftspflicht. Sie ist auch Teil der Bürgergesellschaft in den Vereinigten Staaten. Viele der Dienstleistungen, die in Europa durch Regierungen steuerfinanziert geleistet werden, werden in den Vereinigten Staaten vom Privatsektor, von Nichtregierungsorganisationen und Freiwilligen gesichert. Nach Hurrikan Katrina, der größten Naturkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten, war die Reaktion aus der Gesellschaft phänomenal. Es muss noch viel getan werden, und der Wiederaufbau erfordert Zeit, aber ein guter Anfang konnte größtenteils dank der Lebendigkeit der amerikanischen Bürgergesellschaft gemacht werden.

Da ich während der letzten 40 Jahre im politischen Leben der Vereinigten Staaten involviert war, war es für mich wirklich faszinierend, dem intensiven Wahlkampf in Deutschland und den noch intensiveren Verhandlungen nach den Wahlen beizuwohnen. Aufgrund meiner Erfahrungen aus der Privatwirtschaft bin ich mir der Bedeutung der Arbeitsmarkt- und anderen Strukturreformen bewusst, die Deutschland derzeit in Erwägung zieht. Aufgrund der sich schnell verändernden Weltwirtschaft mussten wir uns in den Vereinigten Staaten zum Teil mit denselben Problemen auseinandersetzen.

Die Vereinigten Staaten haben ein starkes Interesse an einem erneuten wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland. Unsere Volkswirtschaften sind zunehmend miteinander verflochten. Die Privatsektoren in Deutschland und den Vereinigten Staaten haben erheblich in die Volkswirtschaft des jeweils anderen Landes investiert. Die Vereinigten Staaten sind das Hauptziel deutscher Direktinvestitionen im Ausland, und die amerikanischen Investitionen in Deutschland sind die drittgrößte Quelle ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland. Sie stellen mehr als 15% der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland dar. Der wechselseitige Warenhandel beläuft sich auf mehr als gewaltige 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Es sind nicht nur Regierungen, die diese Beziehungen ausmachen. Es ist die Stärke der großen und dynamischen Privatsektoren auf beiden Seiten des Atlantiks, die die Wirtschaftsbeziehungen zu dem machen, was sie sind.

Die Vereinigten Staaten haben ebenso wie Deutschland ein großes Interesse an der Stärkung von Wirtschaftswachstum und Wohlstand auf der Welt. Die Erfahrungen in den letzten fünfzig Jahren haben gezeigt, dass, wenn die Vereinigten Staaten und Deutschland zusammenarbeiten, sie eine starke Kraft für Frieden, Wohlstand und Demokratie sind.

Demokratie erfordert den Aufbau von Institutionen, die die Ideale der Freiheit stützen. Demokratische Nationen tragen zu Frieden und Stabilität bei, weil sie die Entfaltung ihrer Bürger zum Ziel haben und nicht die Eroberung ihrer Nachbarländer. Demokratische Nationen gewinnen an Stärke, weil sie die kreativen Leistungen ihrer Bürger belohnen und respektieren. Demokratische Nationen bewahren die Rechtsstaatlichkeit, schränken die Macht des Staates ein und behandeln Frauen und Minderheiten wie vollwertige Bürger. Demokratische Nationen schützen das Privateigentum sowie die Rede- und Religionsfreiheit. Wahrhaft demokratische Nationen standen in der Geschichte der Welt stets auf der positiven Seite.

Am 18. September, als die Bürger in Deutschland wählen gingen, wurden auch die ersten Parlamentswahlen seit 36 Jahren in Afghanistan abgehalten. Es war ein weiterer sehr wichtiger Schritt auf dem Weg von Präsident Karzai und dem afghanischen Volk hin zur Schaffung einer voll funktionsfähigen Demokratie. Wir haben zusammen ein wahrlich historisches Ereignis unterstützt.

Am 15. Oktober werden die Iraker voraussichtlich in einem nationalen Referendum über den Verfassungsentwurf der Übergangsnationalversammlung abstimmen. In Afghanistan und dem Irak wurden mehr als 60 Millionen Menschen aus despotischer Herrschaft befreit und bestimmen ihre Zukunft jetzt selbst.

Im Gaza-Streifen wird der Abzug von fast 8.000 Siedlern - eine mutige politische Maßnahme der israelischen Regierung - den Palästinensern die Möglichkeit geben, sich selbst zu regieren. Im Januar werden freie Parlamentswahlen für alle Palästinenser stattfinden. Vielleicht erleben wir das Ende der Tragödien in dieser krisengeschüttelten Region.

Diese Wahlen - und es gibt weitere Beispiele - stellen große Chancen für die Freiheit dar. Präsident Bush sagte Anfang dieses Monats in seiner Rede vor den Vereinten Nationen: "Überall auf der Welt öffnen Menschen Herz und Verstand für die Botschaft der menschlichen Freiheit, wie niemals zuvor. Allein in den vergangenen zwei Jahren wählten Millionen Menschen in freien Wahlen in Afghanistan und dem Irak, im Libanon und den Palästinensergebieten, in Kirgisistan, der Ukraine und in Georgien." Dies sollte diejenigen von uns im Westen mit Freude erfüllen, die sich bereits so lange dieser Art der Freiheit erfreuen konnten.

Insbesondere im Irak ist es nicht leicht, bei den politischen Entwicklungen den Überblick zu behalten. Es ist ein schwieriger Prozess, der unter den skeptischen Augen der Weltmedien und unter Gewaltandrohung durch totalitäre Aufständische sowie fanatische ausländische Fundamentalisten stattfindet. Es ist aber ein unaufhaltsamer politischer Prozess. Die Attentate der Aufständischen haben Gewalt und Gefahr in das Leben der irakischen Bevölkerung gebracht, aber sie waren nicht in der Lage, den politischen Prozess zu stoppen, der mit der Zeit mit Sicherheit eine Regierung hervorbringen wird, die die Zustimmung des Volkes hat. Überall im Land registrieren sich Irakerinnen und Iraker, um zu wählen, politische Parteien entstehen und Kandidaten bewerben sich um öffentliche Ämter.

Einige sind möglicherweise der Meinung, die Fortschritte erfolgen zu langsam. Wir müssen uns jedoch in Erinnerung rufen, dass in Deutschland nach dem Krieg die ersten Parlamentswahlen in Westdeutschland erst im August 1949 abgehalten wurden.

Welche Differenzen wir auch in der Vergangenheit beim Thema Irak hatten, heute unterstützen Europäer und Amerikaner die Iraker bei der Errichtung der Institutionen der Freiheit. Wir müssen ihnen beim Wiederaufbau und der Entwicklung ihrer Wirtschaft helfen. Wir müssen ihnen politische und andere Unterstützung geben. Wir in den Vereinigten Staaten begrüßen das Engagement der deutschen Regierung bei diesen Bemühungen.

Während des Kalten Krieges traten frühere Generation von Europäern und Amerikanern, die sich mit totalitären kommunistischen Regimen konfrontiert sahen, hasserfüllten Ideologien entgegen, indem sie stark und geeint blieben. Präsident Bush sagte vergangenen Februar in Brüssel: "Gemeinsam können wir die Geschichte wieder auf einen hoffnungsvollen Weg bringen - weg von der Armut und Verzweiflung, hin zur Entwicklung und Würde der Selbstbestimmung, weg von Ressentiments und Gewalt, hin zu Gerechtigkeit und der friedlichen Beilegung von Meinungsverschiedenheiten."

Die Herausforderungen, die wir heute bewältigen müssen, sind nicht minder gewaltig als die während des Kalten Krieges. In diesem neuen Jahrhundert ist es die Verantwortung der transatlantischen Partner, die Beziehungen auf der Grundlage gemeinsamer Werte in den Dienst gemeinsamer Ziele zu stellen.

Wir arbeiten in vielerlei Hinsicht effektiv zusammen.

Die Vereinigten Staaten und Europa arbeiten gemeinsam an Reformen im Nahen und Mittleren Osten. Vor einigen Jahren herrschte noch Skepsis, ob dies der richtige Weg der Zusammenarbeit zwischen Europa und den Vereinigten Staaten ist. Anstatt nun darüber zu debattieren, ob sie helfen sollen, sprechen die Vereinigten Staaten und Europa darüber, wie sie helfen können - und wie sie zusammen helfen können.

Im israelisch-palästinensischen Konflikt haben Europäer und Amerikaner eine gemeinsame Vision: zwei friedliche, demokratische Staaten, die Seite an Seite leben. Die historische Entscheidung, sich aus dem Gaza-Streifen zurückzuziehen, erforderte von Premierminister Sharon politischen Mut. Sowohl der israelischen als auch der palästinensischen Regierung gebührt unsere Anerkennung für den erfolgreichen Abschluss des Prozesses. Eine ausgezeichnete Abstimmung und Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit ermöglichten einen friedlichen und effektiven Abzug. Um den Prozess erfolgreich zu beenden, ist unsere Unterstützung erforderlich, damit beide Seiten sehen, dass Frieden gelingen kann. Für die Israelis bedeutet das erhöhte Sicherheit und für die Palästinenser eine verbesserte wirtschaftliche Situation.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September haben deutsche Soldaten in Afghanistan Seite an Seite mit den amerikanischen Streitkräften die Taliban und Al Kaida in Afghanistan verfolgt. Seitdem haben wir die Annahme einer neuen Verfassung, Präsidentschaftswahlen und, vor zwei Wochen, dank der Bemühungen der Nato, größere Sicherheit zu gewährleisten, erfolgreiche Parlamentswahlen miterlebt. Die Bonner Afghanistankonferenz Ende 2001 begründete diesen Prozess für den politischen Wiederaufbau. Derzeit stellt Deutschland das zweitgrößte Truppenkontingent in Afghanistan und spielt bei der Stabilisierung des nördlichen Teils des Landes eine ausschlaggebende Rolle. Wie wir alle wissen, wurde diese Position erst gestern erneut bekräftigt. Das Land baut eine Demokratie auf, die afghanische Traditionen und Geschichte widerspiegelt und den Weg für andere Nationen der Region aufzeigt.

Alle Nationen haben ein Interesse am Erfolg eines freien und demokratischen Irak, der den Terror bekämpft und eine Quelle wahrhaftiger Stabilität in der Region ist. In den vergangenen Monaten hat die neu gewählte Versammlung im Irak mit der Bildung einer Regierung, der Gewährleistung der Sicherheit, der Verbesserung grundlegender öffentlicher Dienste und der Schaffung einer demokratischen Verfassung wichtige Aufgaben erfüllt. Deutschland gewährte der neuen irakischen Regierung einen maßgeblichen Schuldenerlass und leistet derzeit den wertvollen Beitrag der Ausbildung irakischer Polizei- und Sicherheitskräfte in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten.

Im Iran verfolgt die freie Welt ein gemeinsames Ziel: Um des Friedens willen muss das iranische Regime die Unterstützung des Terrorismus beenden und darf keine Atomwaffen entwickeln. Eines der konkreten Ergebnisse der Treffen von Präsident Bush mit den europäischen Politikern im vergangenen Winter war eine neue Klarheit in der Zielsetzung in den europäischen Verhandlungen mit Iran. Der Präsident hat zugehört. Wir arbeiten jetzt eng mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland zusammen, die sich den atomaren Bestrebungen des Iran entgegenstellen und darauf bestehen, dass Teheran das Völkerrecht einhält.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie die Vereinigten Staaten und Europa zusammenarbeiten.

Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - der Kampf gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, den globalen Terrorismus, Tyrannei, Armut, Hunger und Krankheiten - sind einfach zu umfassend, um von einer Nation allein bewältigt zu werden. Wir können viel mehr erreichen, wenn wir gemeinsam handeln, als wenn wir alleine vorgehen.

Die deutsch-amerikanische Partnerschaft in der Nachkriegszeit wird als größte diplomatische Erfolgsgeschichte der modernen Zeit bezeichnet. Sie war der Schlüssel zu bemerkenswerten Veränderungen, die zum Aufbau eines geeinten, freien und friedlichen Europas führten. Es ist nun an der Zeit, dieses Bündnis in den Dienst derer zu stellen, deren Hoffnung auf Freiheit und Wohlstand noch nicht erfüllt wurde. Eine Welt in Freiheit und Wohlstand wird die größte Sicherheit für unsere Kinder und Enkelkinder bieten.

Vielen Dank.

Originaltext: Duty and Responsibility - German-American Relations
Siehe http://www.usembassy.de


Ambassador Timken

Duty & Responsibility - German-American Relations

Berlin, September 29, 2005

I want to express my thanks to everyone for the extremely warm welcome that Sue and I, and our daughter, Fran, have received during the past six weeks. We look forward to meeting those of you we have not yet met in person. I appreciate the Academy and the Institute co-hosting this, my first opportunity to speak before the public.

I would like to thank the German people and the German government, on behalf of all Americans, for their pledges of support and for the sincere, heartfelt condolences in the wake of the devastation caused by Hurricane Katrina. The German business community has also been very generous. The response from Germany is an example of the strength of our long-term relationship based upon the humanity and compassion that unites all of us.

Last week, the Dresden State Orchestra of Saxony and the Houston Symphony gave a joint concert in Houston for the victims of Hurricane Katrina and for the volunteers who have worked so long and so hard to assist in recovery efforts. This morning I met with Saxony's Minister-President Milbradt who attended the concert in Houston to thank him for arranging it and for giving it his personal attention. He told me that the stories of the suffering caused by Hurricane Katrina especially touched the people of Saxony who, as you know, experienced devastating flooding along the Elbe in 2002. They received help from the United States and around the world; and now Germany is assisting hurricane relief efforts in the Gulf region in many ways, but as Saxony’s Minister-President told me, with this concert, they wanted to say something to the people's spirit, they wanted to say “we stand by you.”

There are many examples in history of how the United States and Germany have stood together -- both in spirit and in deeds. It is a great honor for me to represent my country here. My main goal as Ambassador is simple. As the President's "man on the ground," it is to carry out the mandate that President Bush established last winter in Mainz when he met with Chancellor Schroeder, namely to build on and improve the bilateral relationship between our two great nations.

That will require the efforts of people in both governments at all levels. And when I say government, I include the Länder, the 50 U.S. state governments and all the people at local levels of government. It will require the efforts of all those who are stakeholders in this German-American partnership.

Who are those stakeholders? Well, for a start, everybody in this room. Our hosts tonight, of course, the American Academy and the Aspen Institute, and all the many fine research and bi-national institutions that focus on transatlantic relations.

Stakeholders in the relationship also include the business community, and for me, that means the hundreds of thousands of German employees of American companies located here and the hundreds of thousands of Americans who work for German companies in the United States - from the "Praktikant" up to the CEO. The scientists on both sides of the Atlantic who provide the new technology that feeds innovation need to work together closely.

I believe the media has a responsibility, a responsibility to cover the success stories, not just the problem zones, in the German-American relationship.

Educational institutions on both sides of the Atlantic also play an important role, especially the thousands of German and American students who take part in exchanges each year. These young people are the future of our partnership.

As active participants, we all must work together in a spirit of consultation and cooperation, identifying and developing multiple points of positive connection between people to ensure that we not lose sight of our common goals. We will not always be able to move in lockstep but we cannot allow problems to divide us. It is important that we use our combined strengths and our diversity to address the challenges of the 21st century.

As a new administration is put in place in the German government, we have an opportunity to re-confirm the spirit of Mainz. One of the President’s main purposes in coming to Europe last February, as he stated, was to listen. And as the new Ambassador in Germany, I am also here to listen. I ask for your help, your ideas as I start my new job. From today, we should be looking out the front window of the automobile, not the rear window.

Let me begin by telling you something about myself -- and what I stand for. As many of you know, I am one of the 70 million Americans with German ancestry. My great-grandfather, as an 8 year-old German farm boy, arrived in the port of New Orleans in 1838, after shipping out from the port of Bremerhaven.

I am an American businessman with first-hand experience in the transatlantic and the global business community. I have lived in Europe and have worked with Europeans for more than forty years. As the CEO of the company that my great-grandfather established more than 100 years ago, my mission was to transform an Ohio-based and focused company into a competitive, multinational global operation. For the last 83 years, the Timken Company has been traded on the New York Stock Exchange, and currently has more than 50,000 shareholders. Today amongst engineers and manufacturers, Timken is a famous global brand.

I have served on a number of national and international trade organizations and have been involved in efforts to partner with government at all levels to foster growth and innovation. A few years ago, I chaired the National Association of Manufacturers. It is an industrial trade organization that serves 18 million American workers. One of my main missions as chairman was to encourage manufacturers and their employees to play a more active role in the development of public policy by becoming part of the political process. Nobody understands better than manufacturers, their employees and the private sector what policies are good for the economy. The private sector cannot stand on the sidelines and watch. It cannot afford to leave politics to the politicians.

I have tried to practice what I preach.
When I talk with colleagues and associates about becoming involved in politics, most often I have borrowed a statement from John Gardner, the Secretary of Health, Education and Welfare under President Lyndon Johnson. This is the way he put it, and it made sense to me: "Freedom and liberty. Duty and responsibility. That's the deal." This applies to individuals. This applies to nations.

Citizen participation in politics and government ensures transparency, effectiveness, responsiveness and accountability. It also integrates with civil society in the United States. Many of the services provided in Europe by governments funded through taxes are secured in the United States through the private sector, nongovernmental organizations and volunteers. In the aftermath of Hurricane Katrina, the most powerful natural disaster ever to hit the United States, the community response was phenomenal. Much work remains to be done, and the rebuilding will take time, but a good start has been made thanks in large part to the vibrancy of U.S. civil society.

Having been involved in American politics for the past 40 years, it certainly has been fascinating for me to observe Germany's intense election campaign - and even more intense post-election negotiations. Coming from a business background, I am deeply aware of the importance of the labor market and other structural economic reforms Germany is considering. We have had to face some of the very same issues in America in today's rapidly changing global economy.

The United States has a strong interest in renewed German prosperity. Our economies are increasingly interwoven. The German and American private sectors have huge investments in each other's economies. The U.S. is the number one destination for German foreign direct investment; and American investment is the third largest source of foreign direct investment in Germany, providing over 15% of all FDI invested in Germany. Two-way trade in goods is a staggering more than $100 billion per year. Government alone does not make this relationship happen. It is the strength of large and dynamic private sectors on both sides of the Atlantic that make the economic relationship what it is.

The United States shares with Germany a critical interest in strengthening economic growth and prosperity around the world. Our experience over the last half-century has shown that when the United States and Germany work together, we are a powerful force in support of peace, prosperity and democracy.

Democracy requires building the institutions that sustain the ideals of freedom and liberty. Democratic nations contribute to peace and stability because they seek the greatness of their citizens, not the conquest of their neighbors. Democratic nations grow in strength because they reward and respect the creative achievements of their people. Democratic nations uphold the rule of law, impose limits on the power of the state, and treat women and minorities as full citizens. Democratic nations protect private property; protect free speech and religious expression. Truly democratic nations have always been on the positive side of world history.

On September 18, the same day German citizens exercised their rights and went to the polls, the first parliamentary elections in 36 years were held in Afghanistan. This was another very important step in the quest of President Karzai and the Afghan people to establish a fully functioning democracy. We, collectively, have supported a truly historic event.

On October 15, Iraqi voters are scheduled to go to the polls for a national referendum to determine the fate of the proposed democratic constitution drafted by the Transitional National Assembly. Between Afghanistan and Iraq, more than 60 million human beings have been freed from despotic rule and are choosing their own future.

And in Gaza, the withdrawal of nearly 8,000 settlers - a courageous political act by the Israeli government - will allow the Palestinians there to govern themselves. Free parliamentary elections for all Palestinians are due in January. Perhaps, just perhaps, we can see the end of tragedy in this troubled region.

These elections - and there are other examples -- represent great opportunities in the cause of human freedom. As President Bush pointed out in his address to the United Nations earlier this month, "Across the world, hearts and minds are opening to the message of human liberty as never before. In the last two years alone, tens of millions have voted in free elections in Afghanistan and Iraq, in Lebanon and the Palestinian territories, in Kyrgyzstan, in Ukraine, and Georgia." This should bring great joy to those of us in the West who have enjoyed for so long this type of liberty.

In Iraq, in particular, it is easy to lose sight of what is happening on the political front. It is a very difficult process, taking place under the skeptical eye of the world media and under threat of violence from totalitarian insurgents and fanatical foreign fundamentalists. But there is an inexorable political process going on. These terrorists have made life violent and dangerous for the Iraqi population but they have not been able to derail a political process that will certainly lead over time to a government of the people's choice. Throughout the country, Iraqi men and women are registering to vote, political parties are forming, and candidates are stepping forward.

Some may say that progress is too slow. But remember, in postwar Germany, the first West German parliamentary elections were not held until August 1949.

Whatever our differences were on Iraq in the past, Europe and America together are supporting Iraqis as they build their institutions of freedom. We must help them with economic reconstruction and development. We must help them through political and other support. And we in America appreciate the German government's commitment to these efforts.

During the Cold War, faced with the challenge of totalitarian communist regimes, earlier generations of Europeans and Americans confronted hateful ideologies by remaining strong and united. Today, Europeans and Americans, as President Bush said in Brussels last February, "can once again set history on a hopeful course -- away from poverty and despair, and toward development and the dignity of self-rule; away from resentment and violence, and toward justice and the peaceful settlement of differences."

The challenges we face today are no less daunting than those we faced during the Cold War. The responsibility of the transatlantic partners in this new century is to put that relationship to work for common objectives based on our common values.

And we are working together effectively in many ways.

The United States and Europe are working together on reform in the broader Middle East. A couple of years ago, there was skepticism as to whether this was even a proper avenue of collaboration for Europe and the United States. Now the United States and Europe, instead of debating whether we should be doing it, are discussing how to do it -- and how to do it together.

In the Israeli-Palestinian conflict, both Europe and America have a common vision: two peaceful, democratic states living side by side. The historic decision to withdraw from Gaza required political courage on the part of Prime Minister Sharon. Both the Israeli and Palestinian governments deserve credit for bringing the process to a successful conclusion. Excellent security coordination and cooperation allowed the withdrawal to take place peacefully and effectively. Making the withdrawal work will require our efforts to demonstrate to both sides that peace works. For Israelis, that means improved security; for the Palestinians, improved economic standards.

In Afghanistan, following the 9/11 terrorist attacks, German soldiers stood shoulder-to-shoulder with U.S. forces tracking down the Taliban and al Qaida remnants in Afghanistan. Since then, we have seen the adoption of a new constitution, presidential elections and, two weeks ago, thanks to NATO efforts to provide greater security, successful parliamentary elections. It was the Bonn Conference on Afghanistan in late 2001 that established the process for political reconstruction. And tt present, Germany provides the second largest military contingent in Afghanistan and plays a vital role in stabilizing the northern part of that country. And as we all know, just yesterday, that position was reaffirmed. As a result of these efforts, Afghanistan is building a democracy that reflects Afghan traditions and history, and shows the way for other nations in the region.

All nations have an interest in the success of a free and democratic Iraq, which will fight terror and which will be a source of true stability in the region. In the past months, Iraq's newly elected assembly has carried out the important work of establishing a government, providing security, enhancing basic services, and writing a democratic constitution. Germany provided significant debt relief to the fledgling Iraqi government and is currently providing valuable training for Iraqi police and security personnel in the neighboring United Arab Emirates.

In Iran, the free world shares a common goal: For the sake of peace, the Iranian regime must end support for terrorism, and must not develop nuclear weapons. One of the concrete results of President Bush's meetings last winter with Europeans was a new clarity of purpose in the European negotiations with Iran. The President listened. And now we are working closely with Britain, France and Germany as they oppose Iran's nuclear ambitions, and as they insist that Tehran comply with international law.

These are just a few examples of how the United States and Europe are working together.

The challenges of the 21st century -- confronting the proliferation of weapons of mass destruction, global terrorism, tyranny, poverty, hunger and disease -- are simply too large for any one nation to solve alone. We can achieve much more by acting together than any of us can do on our own.

The postwar German-American partnership is said to be the greatest diplomatic success story in modern history. It was the keystone to the remarkable changes that led to the building of a Europe, whole, free and at peace. Now is the time to put this alliance to work for those whose aspirations of freedom and prosperity have yet to be met. A free and prosperous world will be the best security for our children and our grandchildren.

Vielen Dank.


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