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Ramadan begann mit einer Botschaft Obamas

Fastenmonat eint Schiiten und Sunniten in Irak / US-Präsident hofft auf Neubeginn der Beziehungen zu Muslimen

In den meisten arabischen Ländern und in Iran begann am Sonnabend (22. August) der islamische Fastenmonat Ramadan.

Den Zeitpunkt für den Beginn des Ramadan legten die religiösen Führer in Saudi-Arabien, dem religiösen Zentrum der Sunniten, und im mehrheitlich schiitischen Iran nach astronomischen Berechnungen fest. Der heilige Monat, eine der fünf Säulen des Islam, begann somit in Ägypten, Algerien, Bahrain, Iran, Jordanien, Katar, Kuwait, Sudan, Syrien, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jemen und den Palästinensergebieten am selben Tag. Während der Ramadan in Deutschland bereits am Freitag eröffnet wurde, fasteten in Frankreich die Muslime ab Sonnabend. In Irak setzte für die schiitischen und sunnitischen Gläubigen erstmals seit dem Sturz von Saddam Hussein 2003 gemeinsam der Fastenmonat ein. Nach der von US-Truppen geführten Invasion vor sechs Jahren und dem Machtwechsel zugunsten der Schiiten haben die beiden Konfessionsgruppen bisher zeitlich um einen Tag versetzt den Ramadan begonnen.

Während des heiligen Monats dürfen die Gläubigen – abgesehen von Kindern, Schwangeren und Alten – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken. In der Zeit sind auch das Rauchen und Sex verboten. Jeden Abend ist Fastenbrechen.

»Ich möchte mein Bekenntnis zu einem Neubeginn zwischen Amerika und den Muslimen in aller Welt bekräftigen«, erklärte US-Präsident Barack Obama in einer im Internet veröffentlichten Video-Botschaft zum Ramadan. Nach Gesprächen mit Regierungen und Bürgern in muslimischen Ländern lege die US-Regierung den Schwerpunkt nun auf »konkrete Maßnahmen« zur Verbesserung der Beziehungen. »Wir haben zugehört. Wir haben euch gehört«, versicherte Obama, dessen kenianischer Großvater Muslim war. In einer viel beachteten Rede in Kairo hatte der US-Präsident im Juni der muslimischen Welt einen Neubeginn angeboten.

* Aus: Neues Deutschland, 24. August 2009

Ramadan - Grußwort des Präsidenten

Im Folgenden dokumentieren wir ein Grußwort von Präsident Barack Obama zum Fastenmonat Ramadan vom 21. August 2009. Übersetzung: Amerika Dienst.

Im Namen der amerikanischen Bürger – und aller muslimischen Gemeinden in allen fünfzig Bundesstaaten – gehen meine besten Wünsche an die Muslime in den Vereinigten Staaten und überall auf der Welt. Ramadan karim.

Ramadan ist der Monat, in dem sich dem Glauben der Muslime nach dem Propheten Mohammed der Koran offenbarte. Die Offenbarung begann mit einem einfachen Wort: Iqra. Er ist daher eine Zeit, in der sich die Muslime Gedanken zur Weisheit und Orientierung machen, die sie aus ihrem Glauben schöpfen, und über die Verantwortung aller Menschen gegenüber anderen und gegenüber Gott.

Wie viele Menschen, die anderen Konfessionen angehören und den Ramadan in unseren Gemeinden und Familien kennen gelernt haben, weiß ich, dass er eine Zeit der Feierlichkeiten ist – eine Zeit, in der Familien zusammenkommen und Mahlzeiten teilen. Ich weiß aber auch, dass der Ramadan eine Zeit intensiver Andacht und Reflexion ist – eine Zeit, in der Muslime während des Tages fasten, abends Tarawih-Gebete verrichten und den ganzen Monat über den Koran rezitieren und Koranlesungen lauschen.

Diese Rituale erinnern uns an unsere gemeinsamen Werte sowie an die Rolle des Islams bei der Förderung von Gerechtigkeit, Toleranz und der Würde aller Menschen.

Das Fasten ist beispielsweise ein Konzept, das es in vielen Glaubensrichtungen gibt – auch in meiner, – um die Menschen in näheren Kontakt mit Gott zu bringen, und auch mit jenen unter uns, die nicht wissen, wann sie die nächste Mahlzeit bekommen. Die Unterstützung der Muslime für andere Menschen ruft uns unsere Verantwortung in Erinnerung, Chancen und Wohlstand für alle Menschen überall auf der Welt zu fördern. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Welt, die wir aufbauen – und die Veränderungen, die wir bewirken wollen – in unseren Herzen und unseren Nachbarschaften ihren Anfang haben müssen.

In diesem Sommer haben Menschen überall in den Vereinigten Staaten in ihren Gemeinden Aufgaben übernommen – sie haben Kinder unterrichtet, sich um kranke Mitbürger gekümmert und Menschen die Hand gereicht, die in Not sind. Glaubensorientierte Organisationen, darunter viele islamische, standen in diesem Sommer der gemeinnützigen Arbeit an erster Stelle. In diesen schwierigen Zeiten ist das ein Gefühl der Verantwortlichkeit, das wir in den kommenden Monaten und Jahren aufrechterhalten müssen.

Wir sind auch entschlossen, jenseits der amerikanischen Grenzen unserer Verantwortung nachzukommen, eine friedlichere und sicherere Welt aufzubauen. Aus diesem Grund werden wir den Krieg im Irak auf verantwortungsvolle Weise beenden. Aus diesem Grund isolieren wir gewalttätige Extremisten und stärken die Menschen in Ländern wie Afghanistan und Pakistan. Aus diesem Grund befürworten wir vehement und aktiv eine Zweistaatenlösung, die das Recht von Israelis und Palästinensern anerkennt, in Frieden und Sicherheit zu leben. Und aus diesem Grund werden sich die Vereinigten Staaten immer für die grundlegenden Rechte aller Menschen einsetzen, ihre Meinung frei zu äußern, ihre Religion auszuüben, einen vollständigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit zu haben.

All diese Bestrebungen sind Teil des amerikanischen Bekenntnisses, einen Dialog mit Muslimen und mehrheitlich muslimischen Ländern basierend auf gemeinsamen Interessen und gegenseitiger Achtung zu führen. In dieser Zeit der Erneuerung möchte ich mein Bekenntnis zu einem Neuanfang zwischen den Vereinigten Staaten und Muslimen überall auf der Welt bekräftigen.

Wie ich in Kairo gesagt habe, muss dieser Neuanfang aus dem fortwährenden Bemühen entstehen, einander zuzuhören, voneinander zu lernen, einander zu achten und Gemeinsamkeiten zu suchen. Ich bin der Meinung, dass das Zuhören ein wichtiger Teil des Unterfangens ist, und in den vergangenen zwei Monaten haben Amerikanische Botschaften überall auf der Welt nicht nur ihre Kontakte zu Regierungen, sondern direkt zu den Menschen in mehrheitlich muslimischen Ländern verstärkt. Von überall auf der Welt haben wir eine Fülle von Rückmeldungen darüber erhalten, wie die Vereinigten Staaten ein Partner bei der Verwirklichung der Wünsche der Menschen sein können.

Wir haben zugehört. Wie Sie konzentrieren wir uns darauf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, die mit der Zeit etwas bewirken – sowohl, was die politischen und sicherheitspolitischen Themen angeht, auf die ich eingegangen bin, als auch die Bereiche, von denen wir von Ihnen gehört haben, dass sie Einfluss auf das Leben der Menschen haben werden.

Diese Gespräche helfen uns, die Partnerschaften umzusetzen, die ich in Kairo gefordert habe – um Austauschprogramme auszuweiten, Unternehmertum zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen, um die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie zu verstärken und gleichzeitig mehr Alphabetisierung und mehr berufliche Bildung zu ermöglichen. Wir machen auch Fortschritte bei unseren Bestrebungen, Partnerschaften mit der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) und OIC-Mitgliedsländern einzugehen, um Polio abzuschaffen. Gleichzeitig arbeiten wir eng mit der internationalen Gemeinschaft zusammen, um gemeinsame gesundheitspolitische Herausforderungen wie das H1N1-Virus anzugehen – von dem ich weiß, dass es vor allem vielen Muslimen Sorge bereitet, die sich auf den Hadsch vorbereiten.

All diese Bestrebungen sind darauf ausgerichtet, unser aller Wünsche zu erfüllen: in Frieden und Sicherheit zu leben, eine Ausbildung zu erhalten und in Würde zu arbeiten, unsere Familien, unsere Gemeinschaften und unseren Glauben zu lieben. All das wird Zeit brauchen und Geduld und Kraft kosten. Wir können die Dinge nicht über Nacht ändern, aber wir können uns ehrlich vornehmen, das zu tun, was nötig ist, und gleichzeitig einen neuen Kurs einzuschlagen – in Richtung des Ziels, das wir für uns und für unsere Kinder wollen. Diesen Weg müssen wir gemeinsam gehen.

Ich freue mich darauf, diesen entscheidenden Dialog fortzusetzen und in Maßnahmen zu übersetzen. Heute möchte ich den Muslimen in den Vereinigten Staaten und überall auf der Welt einen gesegneten Monat wünschen, wenn sie jetzt den Beginn des Ramadan begehen. Möge der Friede Gottes mit Ihnen sein.

Originaltext (siehe unten): President Obama Delivers Message on Ramadan

Herausgeber: US-Botschaft Berlin, Abteilung für öffentliche Angelegenheiten
http://amerikadienst.usembassy.de/



President Obama Delivers Ramadan Message

The White House, Office of the Press Secretary
Washington, DC
August 21, 2009


On behalf of the American people – including Muslim communities in all fifty states – I want to extend best wishes to Muslims in America and around the world. Ramadan Kareem.

Ramadan is the month in which Muslims believe the Koran was revealed to the Prophet Muhammad, beginning with a simple word – iqra. It is therefore a time when Muslims reflect upon the wisdom and guidance that comes with faith, and the responsibility that human beings have to one another, and to God.

Like many people of different faiths who have seen Ramadan through our communities and families, I know this to be a festive time – a time when families gather and meals are shared. But I also know that Ramadan is a time of intense devotion and reflection – a time when Muslims fast during the day and perform tarawih (TA-RA-WEEH) prayers at night, reciting and listening to the entire Koran over the course of the month.

These rituals remind us of the principles that we hold in common, and Islam’s role in advancing justice, progress, tolerance, and the dignity of all human beings.

For instance, fasting is a concept shared by many faiths – including my own Christian faith – as a way to bring people closer to God, and to those among us who cannot take their next meal for granted. And the support that Muslims provide to others recalls our responsibility to advance opportunity and prosperity for people everywhere. For all of us must remember that the world we want to build – and the changes that we want to make – must begin in our own hearts, and our own communities.

This summer, people across America have served in their communities – educating children, caring for the sick, and extending a hand to those who have fallen on hard times. Faith-based organizations, including many Islamic organizations, have been at the forefront in participating in this summer of service. And in these challenging times, this is a spirit of responsibility that we must sustain in the months and years to come.

Beyond America’s borders, we are also committed to keeping our responsibility to build a world that is more peaceful and secure. That is why we are responsibly ending the war in Iraq. That is why we are isolating violent extremists while empowering the people in places like Afghanistan and Pakistan. That is why we strongly and actively support a two-state solution that recognizes the rights of Israelis and Palestinians to live in peace and security. And that is why America will always stand for the universal rights of all people to speak their mind, practice their religion, contribute fully to society and have confidence in the rule of law.

All of these efforts are a part of America’s commitment to engage Muslims and Muslim-majority nations on the basis of mutual interest and mutual respect. And at this time of renewal, I want to reiterate my commitment to a new beginning between America and Muslims around the world.

As I said in Cairo, this new beginning must be borne out in a sustained effort to listen to each other, to learn from each other, to respect one another, and to seek common ground. I believe an important part of this is listening, and in the last two months, American embassies around the world have reached out not just to governments, but directly to people in Muslim-majority countries. And from around the world, we have received an outpouring of feedback about how America can be a partner on behalf of peoples’ aspirations.

We have listened. And like you, we are focused on pursuing concrete actions that will make a difference over time – both in terms of the political and security issues that I have discussed, and in the areas that you have told us will make the most difference in peoples’ lives.

These consultations are helping us implement the partnerships that I called for in Cairo – to expand education exchange programs; to foster entrepreneurship and create jobs; and to increase collaboration on science and technology, while supporting literacy and vocational learning. We are also moving forward in partnering with the OIC and OIC member states to eradicate polio, while working closely with the international community to confront common health challenges like H1N1 – which I know is of particular to concern many Muslims preparing for the hajj.

All of these efforts are aimed at advancing our common aspirations – to live in peace and security; to get an education and to work with dignity; to love our families, our communities, and our faith. It will take time and patient effort. We cannot change things over night, but we can honestly resolve to do what must be done, while setting off in a new direction – toward the destination that we seek for ourselves, and for our children. That is the journey that we must travel together.

I look forward to continuing this critically important dialogue and turning it into action. And today, I want to wish Muslims across America and around the world a blessed month as you welcome the beginning of Ramadan. May God’s peace be upon you.

Source: www.state.gov




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