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Klimaneutrale Kriegsmarine?

US-Militär setzt auf Biodiesel

Von John Dyer, Boston *

Die US-Marine will grün werden. Hühnerfett und Algen sollen im nächsten Jahr einen Teil der Flotte antreiben: Für ihre großen Manöver im Pazifik kauft sie 1,7 Millionen Liter Biodiesel ein. Damit will sie von Ölimporten aus unsicheren Regionen unabhängig werden - und natürlich die heimische Biokraftstoffbranche fördern.

Die US-Navy testet die »Große Grüne Flotte«. Im nächsten Jahr soll ein Teil der Schiffe, die am traditionellen Manöver vor Hawaii teilnehmen, mit Biodiesel angetrieben werden. Dieser wird auf der Basis von Hühnerfett und Algen hergestellt. Die Marine will nicht länger von Ölimporten abhängig sein, die aus unruhigen Regionen der Welt stammen.

Für Marineminister Ray Mabus ist die Entscheidung keine Eintagsfliege. »Das ist ein großer Schritt in Richtung auf eine energetische Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten. Die US-Marine verringert damit ihre Abhängigkeit von unsicheren ausländischen Energiequellen. Sie macht sich auch unabhängig von potenziellen Preisschocks.«

Die Marine kauft zunächst 1,7 Millionen Liter Biodiesel. Dafür zahlt sie 12 Millionen Dollar (9 Millionen Euro), rund sechseinhalb Mal mehr als für konventionellen Diesel. Allerdings macht die Menge nur einen Bruchteil des jährlichen Dieselverbrauchs der Flotte aus, der bei 4,8 Milliarden Litern liegt. Wenn die Schiffe problemlos mit dem Biodiesel fahren, soll der Einsatz des Treibstoffs bis 2016 verlängert werden. Bis 2020 will die Marine dann die Hälfte ihres Treibstoffs aus nicht-fossilen Quellen beziehen.

Landwirtschaftsminister Tom Vilsack wies allerdings darauf hin, dass der Biodiesel nur noch die Hälfte dessen koste, was noch vor einem Jahr zu zahlen gewesen wäre. Mit dem Kauf helfe die Regierung der Industrie, eigene Kapazitäten aufzubauen. Insgesamt will die Regierung Biotreibstoffe für 510 Millionen Dollar kaufen.

Die beiden Unternehmen, die der Marine den Diesel liefern dürfen, sind begeistert. »Der Auftrag bringt neue Dynamik in unsere Verkäufe von alternativem Treibstoff«, sagt Jeff Bigger, Chef von Dynamic Fuels in Louisiana. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft des Hühnerzüchters Tyson Foods. Solazyme in Kalifornien wiederum liefert Biodiesel aus Algen. Es stellt Biotreibstoffe auch aus Siedlungsabfällen her.

Die Marine setzt auf Veränderung. So hat das Pentagon ein Schiff in Auftrag gegeben, das sowohl mit konventionellen als auch mit Biotreibstoffen fahren kann. Ältere Schiffe werden umgerüstet. Die Umrüstung auf Biotreibstoffe geht aber weiter. »Dieser Auftrag unterstreicht, dass die Zukunft unseres Landes und der Marine in der Energiesicherheit liegt. Wir wollen die Produktion unserer Treibstoffe selbst in der Hand haben«, sagte Vilsack. Dafür nimmt die Regierung in Kauf, dass die Biotreibstoffpreise noch auf lange Sicht deutlich über den Preisen für fossile Treibstoffe liegen werden.

* Aus: neues deutschland, 12. Dezember 2011


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