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Tour eins führt nach Asien

Obama reist Ende nächster Woche nach Myanmar, Thailand und Kambodscha

Von Thomas Berger *

Wenige Tage nach seiner Wiederwahl als US-Präsident wird seine erste Auslandsreise Barack Obama nach Asien führen. Myanmar (Burma), Thailand und Kambodscha sind laut Planung die drei Stationen seiner viertägigen Tour vom 17. bis zum 20. November. Vor allem in Myanmar sind dabei die Erwartungen hoch – schließlich wird er das erste US-Staatsoberhaupt überhaupt sein, der in das südostasiatische Land kommt. Mit Obamas Visite schließt sich zudem vorläufig der Kreis, nachdem seine Außenministerin Hillary Clinton im Dezember 2011 nicht nur den Anfang einer ganzen Reihe von Reisen westlicher Regierungsvertreter nach Naypyidaw eingeleitet hatte, sondern seither zugleich auch die bisherige Sanktionsfront tatsächlich zu bröckeln begann. Die USA sind inzwischen mit einem regulären Botschafter vertreten, nachdem in den Jahren der früheren Militärdiktatur zuletzt quasi alle bilateralen Beziehungen auf Eis gelegt gewesen waren.

Welche Worte Obama vor und hinter den Kulissen zu den Fortschritten im Demokratisierungsprozeß finden wird, dürfte maßgebliche Voraussetzung dafür sein, wie sich auch andere westliche Nationen positionieren. Amerikanische Konzerne schauen ebenso wie ihre europäischen oder australischen Konkurrenten mit gierigen Augen auf die Bodenschätze, die Myanmar zu bieten hat. Selbst Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi hat mehrfach vor einem ungeregelten Investitionsboom gewarnt, bei dem das Land nur ausgeplündert würde, ohne daß sich an der sozioökonomischen Situation der Bevölkerung nachhaltig etwas bessere.

Thailand wiederum ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten US-Verbündeten in der Region. Ein Anstandsbesuch bei Freunden, so ließe sich der Zwischenstopp in Bangkok auf den ersten Blick einsortieren. Doch steckt bei dieser Reisestation auch das Bestreben dahinter, den US-amerikanischen Einfluß in Thailands Wirtschaft gegen die Geländegewinne der japanischen und chinesischen Konkurrenz abzusichern.

In Phnom Penh schließlich wird der alte und neue US-Präsident zum Ostasiengipfel erwartet, der sich unmittelbar an den am 17. November beginnenden zweiten ASEAN-Gipfel dieses Jahres anschließt. Kambodscha führt 2012 den Vorsitz des südostasiatischen Staatenbundes, der bis 2015 nach dem Vorbild der EU noch sehr viel stärker als bisher zu einer einheitlichen Wirtschaftszone zusammenwachsen will.

* Aus: junge Welt, Samstag, 10. November 2012


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