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Klima-Erwärmung: Der Südsee-Inselstaat Tuvalu versinkt nach und nach im Meer

11.000 Menschen betroffen. Von Christiane Potzner*

11.000 Bewohner des Inselstaates Tuvalu sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Nicht aus politischen, ethnischen oder religiösen Gründen, nein. Der Grund für die Zwangs-Emigration ist ein geologischer: Angesichts der zunehmenden Erderwärmung und dem damit verbundenen ansteigenden Wasserspiegel der Meere versinkt der Inselstaat nach und nach im Meer.

Zu Tuvalu, zwischen Australien und Hawaii gelegen, gehören insgesamt neun Inseln, die dem Washingtoner "Earth Policy Institute" zufolge durch Erosion der Strände derart dem Versinken drohen, dass seine Bewohner zur Migration gezwungen sind. Neuseeland werde sie ab kommenden Jahr aufnehmen, hieß es.

Diese Fakten entstammen einem dpa-Artikel aus der Hersfelder Zeitung, Rubrik "Blick in die Welt", Sa., 17.11.01, S. 48. Ein kleiner Artikel am unteren rechten Rand. Warum so klein, hat er doch so große Bedeutung!

1. Land unter: Ganze Inseln versinken im Meer. Klimabedingter Anstieg der Meereshöhe. Grenzüberschreitende Umweltverschmutzung. Wie fern/nah sind wir einer weltweiten Klimakatastrophe?

Fragen zur Lokalität/ Globalität sind angesprochen:
Hat die Katastrophe nur lokale Ausmaße? Tuvalu ist von Europa weit entfernt. Und in Europa wird doch auf Umweltschutz gesetzt, zudem herrscht FCKW-Verbot und es werden nur noch Autos mit Katalysatoren gebaut. So werden doch wohl keine globalen Auswirkungen der weltweiten Umweltzerstörung in Deutschland spürbar sein?

Welches Land wird es als nächstes treffen? Wird der Anstieg der Meereshöhe Amsterdam in den Niederlanden, kurz über dem Meeresspiegel gelegen, in die zweite Katastrophe stürzen? Sylt plätschert ja seit langem vor sich hin - die Erosion von Stränden steht hier seit Jahren auf der Tagesordnung. Aber sicherlich, denkt man sich in Europa, bleibt das Ausmaß einer derartigen Katastrophe innerhalb Asiens und so kann, wenn denn, nur Bangkok, ebenfalls auf Höhe des Meeresspiegels gelegen, als nächstes versinken.

2. Wie ergeht es den 11.000 Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen und keine Chance auf eine Wiederkehr haben? Zunächst Staatenlose, die auf Hilfe und Aufnahme-bereitschaft eines anderen Landes angewiesen sind. Wie wird es ihnen ergehen in einem neuen Land? Gibt es für sie Arbeit, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Und wie sieht es mit ihren Rechten aus - werden sie und wenn ja, wie schnell, Staatsangehörige im Aufnahmeland, wenn es ihren "Geburtsstaat" nicht mehr gibt?

Flucht und Auswanderung führen zu Umsiedelung und Arbeitsmigration. Dies wirft folglich Fragen der Staatsangehörigkeit auf. Wie willkommen sind diese Menschen in einem neuen Land? Ist die Aufnahmebereitschaft des Staates sowie dessen Bürger in einem solchen Fall größer als unter anderen Umständen? Nicht nur staatliche, arbeitspolitische und rechtliche Fragen werden aufgeworfen, sondern auch die Frage nach der Aufnahmebereitschaft jedes Bürgers. Genügend Schlagworte, die eine internationale Regelung für Menschen, die ihre Heimat verlieren, in dem Fall Staatenlose, erfordern. Hier ist der Handlungsbedarf wohl noch recht groß und sollte doch so schnell als möglich in internationaler Abstimmung stattfinden.

3. Das Schicksal des Einzelnen: Der Verlust der Heimat, der Arbeit, der Verlust von Eigentum, Hab und Gut und des Gewohnten erfordert einen Neubeginn und Handlungsbereitschaft beim Betroffenen. Gleichzeitig muss eine gewisse Aufnahmebereitschaft und Solidarität beim Gegenüber vorhanden sein. Einwanderung ist hier das Thema, das ebenfalls noch staatlichen Handlungsbedarf erfordert.

Mit diesem kleinen Artikel sind also der Staat, die Gesellschaft und der Einzelne angesprochen, weil die Folgen des Versinkens der Insel Tuvalu alle möglichen Dimensionen betreffen. Insofern hätte diesem Artikel eine größere Aufmerksamkeit und somit einen größeren Textabschnitt gebührt, aber vielleicht geschieht das dann, wenn die globale Umweltzerstörung ein näher an Deutschland gelegenes Land oder Deutschland gar selber trifft.

* Christiane Potzner, Soziologin, betreute früher das "Weltarchiv" der AG Friedensforschung an der Universität Kassel, das auch Grundlage der "Regionen/Länder"-Seite dieser Homepage ist.


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