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Gnassingbé bleibt Togos Präsident

Wahl verlief fair und ohne Zwischenfälle

Sieger der Präsidentenwahl im westafrikanischen Togo ist Amtsinhaber Faure Gnassingbé. Wie BBC berichtete, bekam der 43-Jährige nach Angaben der Wahlkommission etwa 1,2 Millionen Stimmen. Für seinen schärfsten Herausforderer Jean-Pierre Fabre votierten bei der Wahl am vergangenen Donnerstag demnach knapp 700 000 Togoer. Bei diesem Ergebnis handelt es sich um das vorläufige Resultat. Das togoische Verfassungsgericht wird in den kommenden Tagen das offizielle Endergebnis bekannt geben.

Fabres Partei, die Union der Kräfte für einen Wandel (UFC), wirft der Wahlkommission Manipulation vor. Auch die Wahlbeobachter der EU hatten mangelnde Transparenz bei der Auszählung und Übermittlung der Stimmen kritisiert. Die Wahl selbst ist nach Einschätzung internationaler Beobachter fair und ohne größere Zwischenfälle verlaufen.

Die UFC will das Wahlergebnis anfechten und hat weitere Proteste angekündigt. Bereits am Sonnabend demonstrierten Anhänger der Opposition wegen der angeblichen Unregelmäßigkeiten. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Gnassingbé ist der Sohn des Militärdiktators Gnassingbé Eyadema. Das Militär hatte ihn nach dem Tod seines Vaters 2005 als Staatsoberhaupt eingesetzt. Nach internationalen Protesten stellte sich Gnassingbe noch im gleichen Jahr einer Wahl, die von der Opposition jedoch boykottiert wurde.

* Aus: Neues Deutschland, 8. März 2010


Proteste gegen Wahlmanipulation in Togo: Polizei setzt Tränengas ein

Lomé. Die Proteste in Togo halten an. Drei Tage nach Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentenwahlen demonstrierten am Dienstag über tausend Oppositionelle gegen Manipulationen vor und nach der Abstimmung vom vergangenen Donnerstag. Der erneut zum Sieger erklärte Amtsinhaber Fauré Gnassingbé ließ in der Hauptstadt Lomé eine Spezialeinheit der Polizei aufmarschieren. Diese setzte Tränengas und Schlagstöcke gegen die Menschenmenge ein.

Insbesondere Wahlbeobachter der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, aber auch der Europäischen Union hatten bereits am Wochenende starke Zweifel an einem fairen Verlauf der Abstimmung geäußert. In einer Erklärung der Delegation aus Brüssel hieß es, da es keine Möglichkeit zur Überprüfung der Stimmzettel gegeben habe, sei Mißtrauen angebracht. Bereits vor den Wahlen war von Oppositionskräften berichtet worden, daß in manchen Regionen mehr Wähler registriert worden waren, als tatsächlich vorhanden. Nach Angaben der Wahlkommission erhielt der 43ährige Gnassingbé nun 1,2 Millionen und damit gut 60 Prozent der Stimmen, während für seinen stärksten Herausforderer Jean-Pierre Fabre nur 700000 Togolesen votierten. Fabres Partei, die Union der Kräfte für einen Wandel (UFC), rief ihre Anhänger zu friedlichen Protesten auf.

Im Zuge der Wahl vor fünf Jahren hatte es schwere Auseindersetzungen gegeben, bei denen bis zu 800 Menschen starben. Zuvor war der 43jährige Gnassingbé mit Billigung der früheren Kolonialmacht Frankreich zum Nachfolger seines verstorbenen Vaters, des langjährigen Diktators Gnassingbé Eyadéma, an die Schalthebel der Macht gekommen.

* Aus: junge Welt, 10. März 2010


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