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Milliardär Thaksin gewinnt Parlamentswahl in Thailand
Die "schmutzigste Abstimmung aller Zeiten" in der südostasiatischen Musterdemokratie
Im Folgenden dokumentieren wir erste Agentur- und Zeitungsberichte über die Wahlen in Thailand, die am 6. Januar 2001 stattfanden.
Bangkok (dpa/AP/AFP) – Die Partei des Milliardärs Thaksin Shinawatra hat nach inoffiziellen Angaben die
Parlamentswahlen in Thailand deutlich gewonnen. Wie die Medien des Landes am Sonntag berichteten, kam die
Thai-Rak-Thai (Thais lieben Thais) unter Thaksin auf 245 der insgesamt 500 Sitze. Die demokratische Partei von
Ministerpräsident Chuan Leekpai wurde den Angaben zufolge mit 124 Mandaten zweitstärkste politische Kraft.
Leekpai gestand die Niederlage ein. Mit dem offiziellen Wahlergebnis wurde wegen Verzögerungen bei der
Auszählung und Beschwerden über Unregelmäßigkeiten in einigen Bezirken am heutigen Montag gerechnet.
Die Abstimmung war nach Einschätzung der unabhängigen Wahlkommission „die schmutzigste Wahl aller Zeiten“ mit
weit verbreitetem Stimmenkauf und Betrug. Der 51 Jahre alte Thaksin will ungeachtet eines gegen ihn laufenden
Ermittlungsverfahrens Premierminister werden. Die staatliche Anti-Korruptions-Kommission wirft dem
Telefon-Unternehmer vor, Vermögenswerte nicht ordnungsgemäß angegeben zu haben. Sollte Thaksin schuldig
gesprochen werden, darf er fünf Jahre kein öffentliches Amt bekleiden. Ein Urteil wird innerhalb der nächsten sechs
Monate erwartet.
Zur Wahl stellten sich 43 Parteien mit mehr als 3700 Kandidaten. Es war die erste Wahl im Königreich nach der
Verabschiedung einer neuen Verfassung im Jahr 1997, durch die der traditionelle Stimmenkauf durch Politiker
verhindert werden sollte. Dennoch berichtete die Polizei von Stimmenkäufen in erheblichem Umfang. Die Wahlbehörde
hatte bis zum Sonntag Nachwahlen in mindestens zwei Bezirken angeordnet.
Thaksin wurde als Sohn einer wohlhabenden Handelsfamilie in der nordthailändischen Stadt Chiang Mai geboren.
Zunächst strebte er eine Polizeilaufbahn an und studierte in den USA Kriminologie. Während seiner Tätigkeit bei der
Polizei leitete seine Frau Potjaman Unternehmen, die Computer an staatliche Betriebe verkauften. 1987 brach Thaksin
seine Polizeikarriere ab, übernahm die Leitung der Unternehmen und stieg in die Telekommunikation ein. Der
geschäftliche Durchbruch gelang ihm 1990, als er von der Regierung die Exklusivrechte zum Betrieb von Mobiltelefonen
erhielt. 1994 wurde Thaksin parteiloser Außenminister in der ersten Regierung des derzeitigen Ministerpräsidenten
Leekpai. Mutmaßliche Verflechtungen zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen führten zu seinem Rücktritt.
Von 1995 bis 1996 war er sieben Monate lang Vize-Ministerpräsident und nahm das Amt erneut 1997 ein. 1998
gründete er seine eigene Partei.
Aus: Süddeutsche Zeitung, 8. Januar 2001
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