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Massenproteste in Thailand eskalieren

Erste Tote bei Straßenkämpfen in Bangkok. Polizei setzt Tränengas gegen Demonstranten ein

Von Thomas Berger *

In der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind die Massenproteste gegen die Regierung am Wochenende weiter eskaliert. Auf dem Gelände der Ramkamphaeng-Universität lieferten sich oppositionelle Studenten und Vertreter der sogenannten Rothemden der Vereinten Front für Demokratie gegen Diktatur (UDD), die locker mit der Regierung verbündet ist, heftige Kämpfe. Mindestens zwei Studenten sollen getötet und 54 verletzt worden sein, schrieb die Bangkok Post. Beim Konkurrenzblatt The Nation war unter Berufung auf Polizeiquellen sogar von fünf Toten die Rede. Die Zahlen konnten nicht verifiziert werden, weil die Lage auf dem Hochschulgelände auch am Sonntag sehr unübersichtlich war.

Gegner von Regierungschefin Yingluck Shinawatra versuchten auch am Sonntag über Stunden, die Barrikaden rund um das schwerbewachte Regierungsgebäude zu überwinden, wurden von den Sicherheitskräften aber zurückgedrängt. Die Polizei beschoß die Demonstranten mit Wasserwerfern und Tränengas. Armeechef General Prayuth Chan-ocha forderte die Polizeiführung daraufhin auf, diese Maßnahmen einzustellen. Prayuth mahnte eine Verhandlungslösung an und stellte sich selbst als Vermittler zur Verfügung. Die Regierung setzte zur Beruhigung der Lage auch mehr als 2700 Soldaten ein.

Die vom Generalsekretär der oppositionellen Demokratischen Partei (DP), Suthep Thaugsuban, angeführten Demonstranten zeigen sich derzeit allerdings nicht gewillt, in irgendeiner Form auf Gesprächsangebote der Regierungsseite einzugehen. Am Wochenende brachten sie weitere wichtige Einrichtungen unter Kontrolle und stürmten beispielsweise das Innenministerium und den Fernsehsender Thai PBS. Dort zwangen sie das Personal, die Forderungen und Reden der Demonstranten zu senden und ansonsten auf Material eines von der DP betriebenen Senders zurückzugreifen. Suthep hatte verkündet, die Regierungsarbeit durch die Stürmung der Behörden und Ministerien komplett lahmlegen zu wollen.

* Aus: junge Welt, Montag, 2. Dezember 2013


Protest in Thailand: Die ersten Toten

Gegner und Anhänger der Regierung attackieren sich mit wachsender Gewalt **

Die Massenproteste gegen Thailands Regierung schlagen zunehmend in Gewalt um. Vier Menschen wurden am Wochenende in der Hauptstadt Bangkok getötet, Dutzende wurden verletzt.

Die Opfer in Bangkok sind die ersten Toten seit Beginn der Demonstrationen vor rund einem Monat. Oppositionelle versuchten am Sonntag erneut, die Regierungszentrale zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas ein, Die Regierung mobilisierte Tausende Soldaten.

Die Gegner von Regierungschefin Yingluck Shinawatra versuchten über Stunden, die Barrikaden rund um das schwer bewachte Regierungsgebäude zu überwinden, wurden von den Sicherheitskräften aber zurückgedrängt. Yingluck Shinawatra traf am Sonntag mit dem Anführer der Demonstranten zusammen. Eine Annäherung wurde nicht erzielt, erklärte Suthep Thaugsuban in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache. »Ich werde Yingluck nicht mehr treffen, bis das Volk gesiegt hat«, sagte er. Bei dem Treffen waren auch Führungskräfte von Armee, Marine und Luftwaffe anwesend.

Nach Angaben der Rettungskräfte wurden seit Samstagabend vier Menschen getötet und 57 verletzt. Die Opfer wiesen demnach Schuss- und Stichwunden auf. Bei mindestens zwei der Toten soll es sich um Unterstützer der regierungstreuen Rothemden handeln. Die genauen Umstände der Attacken blieben zunächst unklar. Regierungsgegner und -anhänger machten sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich.

Zu den Gewalttaten kam es in der Nähe eines Stadions, in dem sich etwa 70 000 Rothemden versammelt hatten. Auf dem Weg dorthin hatten Regierungsgegner einen Bus der Yingluck-Anhänger mit Steinen angegriffen. Die Führung der Rothemden beendete schließlich ihre Großkundgebung. Zur Begründung hieß es, die komplizierte Lage für die Regierung solle nicht zusätzlich erschwert werden. Der Anführer der Regierungsgegner, Suthep Thaugsuban, rief die Staatsbediensteten auf, an diesem Montag ihre Arbeit niederzulegen.

** Aus: neues deutschland, Montag, 2. Dezember 2013


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