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Russisches Kriegsschiff läuft in Syriens Hoheitsgewässer ein *

LATAKIA, 25. September (RIA Novosti). Das russische Landungsschiff „Nikolai Filtschenkow“ ist am Mittwoch ins syrische Hoheitsgewässer eingelaufen. Zwei syrische Raketenboote begrüßten das russische Kriegsschiff, das Latakia einen Freundschaftsbesuch abstattet, an der Seegrenze, wie ein syrischer Militärsprecher RIA Novosti mitteilte.

Laut inoffiziellen Angaben wird die „Nikolai Filtschenkow“ einen Tag lang in der Hafenstadt Latakia weilen, die 50 km südlich der Grenze zur Türkei und ca. 350 km nördlich der Hauptstadt Damaskus liegt. Auch ein Freundschafts-Fußballspiel zwischen russischen und syrischen Matrosen soll geplant sein.

In Latakia sind unterdessen mehrere Stadtbewohner mit syrischen und russischen Flaggen auf die Straße gegangen. Das russische Verteidigungsministerium hält sich mit Kommentaren zurück.

Vor dem Hintergrund der Vorbereitungen auf eine mögliche US-Intervention hat Russland in den vergangenen Wochen mehrere Kriegsschiffe vor die Küste Syriens geschickt, in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren ein Bürgerkrieg tobt.

* Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, Mittwoch, 25. September 2013


Kicken im Krieg

Von René Heilig **

Vor der syrischen Küste fliegt und schwimmt viel Bedrohliches, jederzeit bereit, Raketen abzufeuern. Das würde das Bluten innerhalb des Landes nur noch grausamer gestalten. In all dem Irrwitz läuft ein Kriegsschiff, die russische »Nikolai Filtschenkow«, seelenruhig in Latakia ein. Zum Freundschaftsbesuch, wie es unsensibel heißt. Sogar ein Fußballspiel sei zwischen russischen und syrischen Matrosen geplant.

Kicken, während Menschen weiter in Angst fliehen? Während Militärs weiter morden, Islamisten die Scharia einführen, UN-Inspektoren abermals nach Belegen für Chemiewaffeneinsätze suchen, deren Urheber weiter unbekannt sind? Während Diplomaten eine Deklaration zusammendebattieren, die alles und nichts beinhaltet? Warum nicht. Nebenbei. Vermutlich geht es der Landungsschiff-Besatzung darum, Wege und Möglichkeiten zu testen, wie man Assads C-Waffen aus dem Land heraus in sichere Verbrennungsöfen schaffen und dort entschärfen kann.

Schwierig genug, doch der leichtere Part. Zunehmend komplizierter ist es, die Anti-Assad-Fanatiker zu »entschärfen«. Es wird – jenseits von markigen Sprüchen gegen Damaskus – vor allem Obamas Aufgabe sein, Leute zu finden, die aus dem Ruder laufenden Islamisten Stoppzeichen setzen können. Die USA wollen vieles in der Region anders gestalten. Doch dazu gehört sicher nicht der Aufbau eines neuen Terrorherdes.

** Aus: neues deutschland, Freitag, 27. September 2013 (Kommentar)


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