Ausufernde Korruption in Südsudan
Präsident beklagt Veruntreuung von Milliarden *
Ausufernde Korruption behindert den
Aufbau Südsudans, dem eine Flüchtlings-
und Hungerkrise droht. Milliarden
Dollar sollen im jüngsten Staat
Afrikas veruntreut worden sein. Jetzt
erhielten Minister und Beamte einen
ungewöhnlichen Brief.
Der Präsident
von Südsudan, Salva Kiir, beschuldigt
Regierungsmitglieder,
Milliardensummen veruntreut zu
haben. Nach einem Bericht des
britischen Senders BBC vom Montagabend
schrieb Kiir an 75 ehemalige
und aktive Mitglieder seiner
Regierung. Er forderte sie auf,
die unterschlagenen Gelder zurückzugeben,
gegen Straferlass.
»Mindestens vier Milliarden Dollar
wurden nicht abgerechnet, oder,
um es einfacher auszudrücken:
gestohlen«, zitierte BBC aus dem
Schreiben.
Die UNO warnte unterdessen
vor einer Hunger- und Flüchtlingskrise
in Südsudan. »Die Menschen
leiden, und trotzdem denken
einige Regierungsmitglieder
nur an sich selbst«, schrieb Kiir.
Das gestohlene Geld sei überwiegend
auf Konten ausländischer
Banken eingezahlt oder zum
Landkauf verwendet worden.
Südsudan, erst vor elf Monaten
von (Nord)-Sudan unabhängig geworden,
ist zu 98 Prozent auf Erdöleinnahmen
angewiesen. Im Januar
ließ Kiir die Produktion jedoch
einstellen, weil sich der Süden
mit dem Norden nicht über die
Aufteilung der Exporterlöse und
der Kosten für den Transport einigen
kann. Während sich die
Erdölvorkommen überwiegend im
Süden befinden, gehören dem
Norden die Häfen, Pipelines und
Raffinerien.
Unterdessen spitzt sich die
Flüchtlingskrise im Grenzgebiet zu
Sudan zu. Allein in den vergangenen
drei Wochen hätten rund
35 000 Sudanesen hinter der
Grenze in Südsudan Zuflucht vor
Kämpfen gesucht, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk
in Genf.
* Aus: neues deutschland, Mittwoch 6. Juni 2012
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