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Südafrikas Währung im freien Fall

Regierung versucht Anleger zu beruhigen

Von Armin Osmanovic, Johannesburg *

Die Probleme in Südafrikas wichtigster Branche, dem Bergbau, schlägt nun auch auf die Währung durch.

Der Rand hat innerhalb weniger Tage gegenüber Euro und US-Dollar fast zehn Prozent seines Außenwertes eingebüßt. Damit fiel Südafrikas Währung auf ein Vierjahrestief. Die Situation ähnelt der in den Jahren 2001 und 2008, als ausländische Investoren ihr Kapital aus Staatsanleihen und Aktien in großem Umfang abzogen. Präsident Jacob Zuma hatte vergangene Woche versucht, die Investoren zu beruhigen. Er machte klar, dass der Staat die Krise im Bergbau sehr ernst nehme.

Südafrikas wichtigste Branche, in der massive Entlassungen drohen, leidet unter Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gewerkschaften. Ein Team von Ministern, unter ihnen Finanzressortchef Pravin Gorhan, wurde von Zuma beauftragt, mit den verschiedenen Seiten zu verhandeln. Der Präsident machte klar, dass der Staat gewalttätige Auseinandersetzungen wie im vergangenen Jahr, als wilde Streiks den Bergbaubetrieb für Wochen lahm legten, nicht tolerieren werde.

Der Sektor macht sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, erwirtschaftet aber 60 Prozent der Exporterlöse und steuert einen großen Teil zu den Steuereinnahmen des Landes bei. Die ANC-Regierung ist äußerst besorgt, stehen doch nächstes Jahr Wahlen bevor, die viele Experten als die schwersten bezeichnen, welche der ANC bisher zu bestehen hatte. Statt die Lage zu beruhigen, beschleunigte sich nach der Rede des Präsidenten der Wertverfall des Rand.

Mit der schwachen Währung droht die Inflation in Südafrika weiter anzusteigen. Gerade Erdöl, das in US-Dollar zu bezahlen ist, wird teurer. Eine Erhöhung der staatlich festgelegten Benzinpreise ist absehbar. Aber auch viele Konsumgüter wie Autos, Waschmaschinen und Elektrogeräte, die aus Europa, den USA und Japan eingeführt werden, drohen nun deutlich im Preis zu steigen.

Die Inflation liegt mit knapp sechs Prozent bereits am oberen Ende der von der Zentralbank vorgegebenen Spanne. Diese könnte noch 2013 die historisch niedrigen Leitzinsen erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Höhere Zinsen wären aber Gift für die Konjunktur. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten in Afrika, die einen Wirtschaftsboom erleben, stagniert Südafrikas Wirtschaft derzeit. Die hohe Arbeitslosigkeit von offiziell 25 Prozent droht weiter zu steigen.

Für die wirtschaftliche Stagnation werden neben strukturellen Problemen wie dem schwachen Bildungssystem auch die relativ hohen Arbeitskosten verantwortlich gemacht. Südafrikas Gewerkschaften drängen im Bergbau auf deutliche Lohnsteigerungen. Der Verfall des Rand könnte den Unternehmen gerade Recht kommen, denn dadurch sinken ihre Arbeitskosten. Nicht überraschend zählen ihre Aktien zu den Gewinnern der letzten Tage. Sollte es gelingen, die Inflation weitgehend unter Kontrolle zu halten, könnte der schwächere Rand, den die Gewerkschaften seit Jahren fordern, Südafrikas Wirtschaft stimulieren.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 4. Juni 2013


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