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Angriffsziele im Sudan

Sunday Times: 50 Tote bei drei israelischen Luftattacken auf Waffentransporte

Von Knut Mellenthin *

Nach einem Bericht der Sunday Times hat Israel im Januar und Februar zweimal Konvois auf sudanesischem Gebiet angegriffen, die iranische Waffenlieferungen für die Hamas transportierten. Angeblich sollten sie über Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt werden. Mindestens 50 Menschen seien bei den Angriffen getötet worden. Außerdem sei ein iranischer Frachter, der Waffen an Bord hatte, im Roten Meer versenkt worden.

Für die Militärschläge seien unbemannte Flugkörper vom Typ Hermes 450 benutzt worden, die von einem israelischen Unternehmen produziert werden. Die Drohne dient zur Luftüberwachung über längere Zeiträume, sie kann aber auch mit zwei US-amerikanischen Hellfire-Raketen ausgerüstet werden. Israel hatte vor dem Südossetien-Krieg im August 2008 mehrere Dutzend Hermes 450 an Georgien geliefert.

Nach Angaben der britischen Sonntagszeitung, die sich aber auf anonyme Quellen – »westliche Diplomaten« – beruft, habe Israel zugeschlagen, weil Fajr3-Raketen transportiert worden seien. Deren Reichweite, die das Blatt mit »mehr als 40 Meilen« (über 64 Kilometer) angibt, würde es ermöglichen, vom Gazastreifen aus Tel Aviv und angeblich sogar den israelischen Atomreaktor in Dimona zu erreichen.

Eine ägyptische Zeitung hatte vor einer Woche zunächst über einen US-amerikanischen Luftschlag berichtet. Ein CBS-Korrespondent, der diese Meldung nachrecherchierte, bekam von US-Militärs die Auskunft, es habe tatsächlich ein Angriff stattgefunden, aber durch israelische Flugzeuge.

Militärstellen in Tel Aviv wollten die Berichte bisher weder dementieren noch bestätigen. Das entspricht der dort üblichen Praxis. Noch-Regierungschef Ehud Olmert erklärte am Donnerstag voriger Woche auf einer Sicherheitskonferenz in Herzliya, ohne direkt zu den Gerüchten Stellung zu nehmen: »Wir operieren überall, wo wir terroristische Infrastruktur treffen können – an nahegelegenen Orten, an weiter entfernten Orten (…) und wir treffen sie auf eine Weise, die die Abschreckung verstärkt. (…) Es ist nicht zweckmäßig, ins Detail zu gehen, jeder kann seine Vorstellungskraft benutzen. (…) Es gibt keinen Ort, wo Israel nicht operieren kann. So einen Ort gibt es nicht.«

* Aus: junge Welt, 30. März 2009


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