Terror gegen die Opposition
Sri Lanka: Linkes Bündnis gegen Armut und Krieg im Visier der Regierung
Von Holger Dröge, Nieuwpoort *
In Sri Lanka wird das regierungskritische Parteienbündnis UMP staatlich verfolgt. Es setzt sich für
die Gleichberechtigung der Tamilen ein, lehnt terroristische Mittel jedoch ab.
Nicht nur Tamilen sind Repressionen durch die Regierung der singhalesischen Mehrheit Sri Lankas
ausgesetzt, auch die politische Opposition erlebt deren Gewalt. Sirituanga Jayasuriya, Koordinator
der Vereinigten Volksbewegung (United People’s Movement – UMP), berichtete letzte Woche auf
einem internationalen Kongress in Belgien, dass eine Gruppe linker Aktivisten am 9. Januar
überfallen wurde. Das Antikriegsbündnis hatte seine erste große Kundgebung gegen die repressive
Politik von Präsident Mahinda Rajapakse organisiert. »Wir hatten bis zu zehntausend Teilnehmer
erwartet«, erklärte der Aktivist. »Etwa 90 Minuten vor Beginn der Veranstaltung stürmten über 100
Leute auf die Bühne und zertrümmerten die Lautsprecher.« Als Anführer glaubt Jayasuriya, den
stellvertretenden Minister Mervyn Silva erkannt zu haben. Dieser habe mit einer Gruppe von
Männern die Verfolgung des Sozialisten aufgenommen, der sich in einen Supermarkt flüchtete und
entkommen konnte. »Durch das Fenster konnte ich sehen, dass sie draußen die gesamte
Ausrüstung für unsere Kundgebung in Brand setzten.« Der Vizeminister wies die Vorwürfe noch am
selben Tag zurück. Er sei an dem Überfall nicht beteiligt gewesen, sagte er.
Wie Jayasuriya berichtete, setzt sich die UMP aus Parteien unterschiedlicher politischer Strömungen
zusammen. Tamilen, Muslime und Singhalesen kämpften in diesem Bündnis gemeinsam für
demokratische Rechte. »Meiner Meinung nach hat die Regierung diesen Anschlag auf uns geplant,
weil wir eine Bewegung gegen Unterdrückung und Armut organisieren«, erklärte der Aktivist.
Seit Präsident Rajapakse 2005 an die Macht kam, hätten sich die Lebensbedingungen für Tamilen
drastisch verschlechtert. »Im Norden, wo die Mehrheit der Tamilen lebt, ist die Situation furchtbar«,
berichtete Jayasuriya. Die Armut sei sehr groß, was unter anderem daran liege, dass die Preise dort
fünfmal so hoch seien wie im Rest des Landes. Es gebe dort kaum Medikamente und
Nahrungsmittel. Seit die Regierung die zentrale Zufahrtsstraße gesperrt habe, seien die Tamilen von
der Versorgung abgeschnitten. Trauriger Höhepunkt der Repressionen war im November 2005 die
Ermordung des Oppositionellen Nadaraja Raviraj, Parlamentarier der Tamilischen National-Allianz.
Die UMP macht sich für das Selbstbestimmungsrecht der Tamilen stark, distanziert sich jedoch von
den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE). »Die terroristische Taktik der LTTE führt zu einer
Vertiefung der Spaltung im Land«, betonte Jayasuriya. »Wir setzen uns für eine Wiederaufnahme
der Friedensgespräche in dem seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg ein.« Doch wegen des
Eintretens der UMP für die Rechte der Tamilen versuche die Regierung, die Bewegung als
»Unterstützer von Terroristen« zu diskreditieren, um gewaltsam gegen sie vorgehen zu können.
* Aus: Neues Deutschland, 22. Januar 2007
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