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Kurze Feuerpause

Sri Lanka: Zwei Tage ohne Gefechtslärm für die in der nördlichen Kriegszone gestrandeten Zivilisten

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Zwischen den Regierungstruppen und den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) trat am Montag (13. April) im Norden Sri Lankas eine zweitägige Feuerpause in Kraft. Weltweit nahmen über Ostern die Proteste von Auslandstamilen und ihren Sympathisanten gegen den Krieg zu. »Wir führen keine Offensivoperationen durch. Und wir sind auch nicht unter Feuer von der Gegenseite gekommen.« Das erklärte am Montag mittag Militärsprecher Brigadier Udaya Nanayakkara. Den Zivilisten verschaffte das 48 Stunden ohne Gefechslärm, eine knapp bemessene Frist zum Durchatmen.

Präsident Mahinda Rajapakse hatte am Vortag eine Feuerpause für Montag und Dienstag verkündet, die den in der nördlichen Kriegszone gestrandeten Zivilisten während des singhalesischen und des tamilischen Neujahresfestes humanitäre Hilfe erlauben und ein Verlassen der sogenannten Sicherheitszone ermöglichen soll. In diesem 14 Qudadratkilometer großen Areal haben sich auch die Reste der LTTE verschanzt. In einer Erklärung aus dem Präsidentensekretariat hieß es: »Das singhalesische und tamilische Neujahr ist symbolisch für das Einvernehmen unter allen Gemeinschaften Sri Lankas. Im Geiste der Festsaison ist es für die LTTE an der Zeit, ihre militärische Niederlage einzugestehen, die Waffen zu strecken und zu kapitulieren. Die LTTE muß zugleich Terrorismus und Gewalt permanent abschwören.«

Außenminister Rohita Bogollagama äußerte, bei der 48stündigen Feuerpause im Januar hätten die Rebellen ihre Granatwerfer und schweren Waffen in die »Sicherheitszone« verlegt und von dort anzugreifen begonnen. Die Armee habe einen hohen Preis dafür bezahlt, »maximale Zurückhaltung« zu üben und nicht zurückzuschießen, um Opfer unter den Zivilisten zu vermeiden. Inzwischen hätten die Rebellen in dieser Zone ihre Stellungen ausgebaut.

UNO-Generalsekretaer Ban Ki Moon begrüßte am Montag (13. April) die Entscheidung Colombos als »einen ersten nützlichen Schritt und eine Möglichkeit, in Richtung der so dringend erforderlichen friedlichen und ordentlichen Beendigung der Kämpfe zu wirken«. Allerdings hatte er sich in den letzten Wochen für eine bedeutend längere Feuerpause eingesetzt. Nach Schätzungen der Weltorganisation halten sich in der sogenannten Sicherheitszone zwischen 150000 und 190000 Menschen auf, die angeblich von der LTTE daran gehindert werden, auf Regierungsgebiet überzuwechseln. In der Stellungnahme des Generalsekretärs hieß es, dieser schreckliche Konflikt müsse so schnell wie möglich beendet werden, denn inzwischen sind Zehntausende Menschenleben an den zur »Schutzzone« gehörenden Stränden des nördlichen Sri Lanka in Gefahr. Ban Ki Moon appellierte an die LTTE, sofortige konkrete Schritte zum Schutz der Zivilisten für die gesamte Dauer der Feuerpause zu unternehmen und ihnen das Verlassen der Zone zu gestatten. Colombo rief er auf, sich an die Verpflichtung zu halten, dort auch nach der Feuerpause keine schweren Waffen einzusetzen.

In Großbritannien, Frankreich, Norwegen und anderen europäischen Ländern, in Kanada, Indien und Australien kam es über Ostern zu Protestkundgebungen gegen die Fortführung des Krieges in Sri Lanka. Tausende Menschen verlangten einen Waffenstillstand und eine gerechte, dauerhafte Lösung des ethnisch-sozialen Konflikts zwischen der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit. In Oslo drangen Demonstranten kurzzeitig in die Botschaft Sri Lankas ein. Der indische Innenminister Chidambaram erklärte am Sonntag, die Regierung in Delhi habe wiederholt von Colombo gefordert, einen sofortigen Waffenstillstand auszurufen und eine Konfliktlösung zu finden, in der den Tamilen »in jeder Hinsicht gleiche Rechte eingeräumt werden.«

* Aus: junge Welt, 14. April 2009


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