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"Seetiger" von Marine attackiert

Tamilische Befreiungsbewegung bestätigt schwere Gefechte vor der Nordostküste Sri Lankas

Von Raoul Wilsterer *

Zu einem der bislang schwersten Seegefechte zwischen der Marine Sri Lankas und bewaffneten Patrouillen der tamilischen Guerilla LTTE (Befreiungstiger von Tamil Eelam) kam es in der Nacht zum Montag vor der Nordostküste der Insel. Die staatlichen Streitkräfte gaben an, neun Schiffe der »Seetiger« versenkt und zwei in Brand geschossen zu haben. 70 Rebellen seien getötet, 30 verwundet worden, so ein Armeesprecher in Colombo.

Das Seegefecht dauerte nach übereinstimmenden Angaben der Regierungstruppen und der LTTE fünf Stunden. Die srilankische Marine erklärte, sie habe am Sonntag nachmittag vor Mullaitivu – rund 360 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Colombo - etwa 25 Tamilenschiffe entdeckt, die Richtung Süden fuhren. »Allem Anschein nach« seien große Mengen an Waffen und Munition transportiert worden. Bei den Kämpfen sei auch ein Schiff der Marine schwer beschädigt worden. Mindestens fünf Besatzungsmitglieder seien verletzt worden, so die Stellungnahme aus Sri Lankas Hauptstadt.

Der militärische Sprecher der tamilischen Befreiungsbewegung, Irasaiah Ilanthirayan, bestätigte am Montag die Gefechte. Mehr als 20 Schiffe der srilankischen Marine hätten versucht, die 25 Boote der »Seetiger« auf ihrer Patrouillenfahrt von Mullaitivu in den Osten aufzuhalten. Dabei seien drei LTTE-Rebellen getötet worden. Trotzdem sei die Patrouille insgesamt »erfolgreich« gewesen. Auch in Zukunft würde die Flotte der Befreiungstiger ihre Aktivitäten fortsetzen. Zwei Marineschiffe seien beschädigt worden, erklärte Ilanthirayan. Daß sich, wie von der srilankischen Armee unterstellt, unter den Opfern auch die Nummer drei in der LTTE-Marine, Kommandeur Seliyan, befand, wurde von dem Sprecher nicht bestätigt.

Der Waffenstillstand, der zwischen den Befreiungstigern und der Regierung in Colombo 2002 abgeschlossen wurde, steht seit Monaten zur Disposition. Einerseits startete die srilankische Armee eine Offensive in den von der LTTE beherrschten Gebieten des Inselnordens, andererseits stockten die unter norwegischer Moderation geführten Friedensgespräche. Die Lage verschärfte sich weiter, als die EU die LTTE auf ihre Terrorliste setzte. Diplomatische Aktivitäten aus den vergangenen Wochen, die Verhandlungen wiederaufzunehmen, erlitten nunmehr durch die Seegefechte von Sonntag nacht einen erneuten Rückschlag.

* Aus: junge Welt, 26. September 2006


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