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Eine Million Unterschriften für Fonseka

Sri Lankas Opposition startet Kampagne für die Freilassung des Exarmeechefs

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

In einer großangelegten Kampagne will Sri Lankas Opposition eine Million Unterschriften für die Freilassung des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Sarath Fonseka sammeln. Das kündigte Oppositionsführer Ranil Wickremasinghe von der United National Party am Mittwoch in der Hauptstadt Colombo an. Fonseka war keine zwei Wochen nach den Präsidentschaftswahlen vom 26. Januar auf Anweisung seines siegreichen Konkurrenten Mahinda Rajapakse verhaftet worden. Seitdem kommt es fast täglich zu Protesten auf Sri Lankas Straßen. Doch knapp anderthalb Monate vor den von Rajapakse für den 8. April angesetzten Neuwahlen des von ihm aufgelösten Parlaments hat der Präsident seinen politischen Gegner zunächst einmal kaltgestellt.

Der Präsident glaubt, damit alle Weichen für einen Sieg seiner regierenden Vereinten Volksfreiheitsallianz (UPFA) gestellt zu haben und sein Regime auf lange Sicht stabilisieren zu können. Sowohl Rajapakse als auch dessen ehemaliger Armeechef Fonseka buhlen um die gleichen Zielgruppen: die singhalesische Mittelschicht und Oberklasse sowie um die ländlichen Massen. Von ihnen werden sie wegen ihres noch in Koproduktion durchgeführten militärischen Sieges vom Mai 2009 über die Befreiungstiger von Tamil Eelam (­LTTE) geradezu vergöttert.

Indem Rajapakse den Exgeneral nun von der politischen Bühne hat verschwinden lassen, stellt er die Opposition vor ernsthafte Probleme. Denn ohne ihr Zugpferd werden die stark zersplitterten Kräfte um die United National Party des einstigen Präsidenten Ranil Wickremasinghe auch kaum in der Lage sein, ihre teils tiefen Meinungsverschiedenheiten zu überbrücken.

In einer gemeinsamen Erklärung der Oppositionsparteien zur Festnahme Fonsekas hieß es, man habe Gründe zu glauben, daß auf dessen »ungesetzlichen Arrest« nach einiger Zeit die Ermordung folgen könnte. Fonseka hatte schon vor, während und nach der Präsidentenwahl immer wieder Befürchtungen geäußert, hinter Gittern zu landen können. Immerhin hat er ja über Jahre mit Mahinda Rajapakse zusammengearbeitet und kennt dessen Stil und Methoden. Am Dienstag hat Fonseka aus der Haft eine Petition vor dem Obersten Gericht eingereicht, in der er das Resultat der Präsidentenwahl »wegen Wahlbetrugs« anficht. Die Aussichten auf Erfolg sind jedoch gering.

Gewichtiger als die Stellungnahme der Oppositionsparteien dürfte jedoch der Massenprotest sein. Inzwischen gingen Tausende Anhänger Fonsekas für dessen Freilassung auf die Straße. Auch der buddhistische Klerus, der beträchtlichen Einfluß auf politische Entscheidungen ausübt, bezog Stellung und erklärte in einem Schreiben an den Präsidenten, der »geachtete General« müsse unverzüglich auf freien Fuß gesetzt werden.

* Aus: junge Welt, 19. Februar 2010


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