Colombos Krieg: LTTE-Appell für Waffenruhe
Von Hilmar König, Neu-Delhi *
Der Krieg Colombos gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), der
Guerilla der tamilischen Bevölkerung im Norden Sri Lankas, ging auch am
Wochenende unvermindert weiter. Dabei gab es erneut Dutzende Opfer in
der Zivilbevölkerung, da die Regierungstruppen ein Krankenhaus im
umkämpften Rebellengebiet mit Granaten beschossen hatten. 64 Zivilisten
seien getötet und 87 weitere verletzt worden, berichtete die tamilische
Website TamilNet. Das Krankenhaus ist demzufolge die einzige noch
verbliebene medizinische Einrichtung im Rebellengebiet. Sri Lankas
Außenminister Rohitha Bogollagama dementierte, wie bei ähnlichen
Übergriffen der Vergangenheit, umgehend: An den Berichten sei »überhaupt
nichts Wahres«.
Ebenfalls am Samstag (2. Mai) veröffentlichte die LTTE einen
dramatischen Appell. Darin wurden Frankreich und Großbritannien gebeten,
sich weiter für einen Waffenstillstand einzusetzen. Die
Befreiungsbewegung sei bereit, »Verhandlungen über eine dauerhafte
Lösung des Konflikts« aufzunehmen, schrieb der politische Führer der
LTTE, Balasingham Nadesan, in einem Brief an den britischen und den
französischen Außenminister. Die srilankische Regierung blieb stur: Ein
Waffenstillstand wird weiterhin ablehnt. In dem rund fünf Kilometer
langen Streifen an der Nordostküste der Insel, der von Colombos Armee
mit schweren Waffen attackiert wird, sind Schätzungen zufolge etwa 50000
Menschen eingeschlossen.
Der französische UN-Botschafter hatte am Donnerstag (30. April) die
Regierung Sri Lankas ermahnt, »sich zu benehmen und zu ihren
Verpflichtungen« gegenüber den Zivilisten in der Konfliktzone und den
Flüchtlingen zu stehen.
Mitte der Woche hatte es zwischen dem Präsidenten und den Außenministern
Großbritanniens und Frankreichs, die zu einer vergeblichen
»Friedensmission« in Sri Lanka weilten, einen scharfen Wortwechsel
gegeben. Auf das Gesuch der beiden Gäste um eine »humanitäre Waffenruhe«
soll Staatschef Mahinda Rajapakse erwidert haben: »Wir brauchen keine
Lektionen von westlichen Repräsentanten.«
Die UNO fordert Zugang ihrer Hilfsagenturen zur Kriegszone. Die
Lebensbedingungen der dort Festsitzenden, besonders der Kranken und
Verletzten, so wiederholte das Internationale Rote Kreuz, seien
katastrophal. Indien hat sich adem internationalen Ruf angeschlossen,
die Arbeit von Hilfsorganisationen in den Notlagern, in denen mehr als
100000 Flüchtlinge unter primitiven Verhältnissen hausen, nicht zu
behindern.
* Aus: junge Welt, 4. Mai 2009
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