Geheimer Einsatz
120 US-Soldaten und eine unbekannte Zahl von CIA-Agenten sind am somalischen Bürgerkrieg beteiligt. Auch Kenia und Äthiopien kämpfen dort um Einfluß
Von Knut Mellenthin *
Die USA haben offenbar erheblich mehr Militärpersonal in Somalia stationiert als bisher bekannt war. Einem ausführlichen Bericht zufolge, den die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch veröffentlichte, handelt es sich um bis zu 120 Männer und Frauen. Die Agentur beruft sich für diese Angabe auf anonyme »US-Offizielle«.
Zuletzt hatte Wendy Sherman, Staatssekretärin im US-Außenministerium, am 3. Juni in einem Vortrag am US-amerikanischen »Institute of Peace« unbestimmt von einem »kleinen Kontingent« gesprochen, zu dem auch einige Angehörige der Spezialeinheiten gehörten. In der Vergangenheit habe deren Aufgabe hauptsächlich darin bestanden, die internationale afrikanische Interventionstruppe AMISOM zu beraten und mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen zu versorgen. Jetzt habe das US-Militärpersonal begonnen, auch mit den somalischen Streitkräften zusammenzuarbeiten. Unter anderem unterstützen die USA nach Shermans Darstellung die Ausbildung einer 150 Mann starken somalischen Spezialeinheit.
Zuvor hatte das Pentagon im Januar mitgeteilt, die USA hätten »ein kleines Team uniformierter Militärberater« in Somalia stationiert. Ein Sprecher behauptete damals, die Gruppe sei »winzig« und bestünde nur aus drei Personen. Sie sei seit Dezember 2013 im Land. Ihre Aufgabe sei es, der AMISOM und den somalischen Streitkräften »logistische, planerische und kommunikationstechnische Unterstützung« im Kampf gegen islamistische Aufständische zu leisten. Es sei die erste Stationierung US-amerikanischen Militärpersonals in Somalia seit dem hastigen Abbruch der internationalen Militärintervention 1993. Damals waren 18 US-Soldaten nach dem Abschuß zweier Kampfhubschrauber getötet worden. US-Truppen hatten zuvor ein Massaker unter der somalischen Zivilbevölkerung angerichtet.
Aus dem an Mittwoch erschienenen Reuters-Bericht geht hervor, daß in Wirklichkeit nicht erst seit Ende vorigen Jahres, sondern bereits seit 2007 wieder Angehörige der US-Streitkräfte in Somalia tätig sind. In jenem Jahr begann der Einsatz von AMISOM, damals mit wenigen tausend Mann aus Uganda und Burundi. Gegenwärtig ist die Truppe rund 22000 Mann stark. Hinzugekommen sind Soldaten aus Kenia, Sierra Leone, Dschibuti und Äthiopien. Die kenianischen und äthiopischen Einheiten unterstehen dem AMISOM-Oberkommando allerdings nur nominell. In Wirklichkeit führen die Soldaten aus den beiden Nachbarländern in Somalia Krieg auf eigene Faust, rekrutieren Milizen aus Einheimischen und konsolidieren Einflußzonen auf somalischem Territorium.
Wie sich die angeblich rund 120 US-amerikanischen Militärpersonen zusammensetzen, wo sie genau stationiert sind und was sie dort machen, wird auch aus dem Reuters-Bericht nicht deutlich. Ihre Aufgabe wird nur allgemein mit »Berater und Ausbilder« beschrieben, und es wird hervorgehoben, daß sie nicht an Kämpfen beteiligt seien. Daß sich daneben schon seit vielen Jahren auch eine unbekannte Zahl von CIA-Agenten in Somalia befindet, wird nur angedeutet.
Unerwähnt bleiben bei Reuters außerdem die Kosten dieser Einsätze. Wendy Sherman sagte im Juni, daß die USA seit 2007 mehr als 500 Millionen Dollar für Ausbildung, Ausrüstung und logistische Unterstützung von AMISOM ausgegeben haben. Die Rekrutierung und Ausbildung somalischer Streitkräfte haben sich die USA »in den letzten Jahren« laut Sherman mehr als 170 Millionen Dollar kosten lassen. Das ist, verglichen mit der Militärhilfe für andere afrikanische Staaten, ein außergewöhnlich hoher Betrag.
* Aus: junge Welt, Samstag 5. Juli 2014
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