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Bundeswehr jetzt auch in Somalia

Regierung entsendet trotz kritischer Lage bis zu 20 Soldaten in afrikanisches Bürgerkriegsland *

Die Bundeswehr soll sich mit bis zu 20 Soldaten an einer EU-Ausbildungsmission im Bürgerkriegsland Somalia beteiligen. Das beschloß das Kabinett am Mittwoch in Berlin. Die Bundeswehr war bereits bis Dezember an der Schulung somalischer Soldaten in Uganda beteiligt, machte den Umzug der Truppenkontingente in die somalische Hauptstadt Mogadischu aber aus Sicherheitsgründen zunächst nicht mit. Jetzt sollen ab April wieder zwei Berater mit dabeisein und ab August zusätzlich drei Ausbilder. In Somalia kämpft gegenwärtig die islamistische Al-Shabaab-Miliz gegen die Zentralregierung. Der Bundestag muß dem Bundeswehreinsatz noch zustimmen, die erste Beratung darüber soll am heutigen Donnerstag stattfinden.

Kurzfristig von der Tagesordnung des Kabinetts gestrichen wurde die Entscheidung über einen Einsatz der Bundeswehr in der Zentralafrikanischen Republik. Hintergrund ist, daß die Europäische Union trotz inzwischen vier Truppenstellerkonferenzen die nötigen 800 bis 1000 Soldaten aus den Mitgliedstaaten nicht zusammenbekommen konnte. Bisher haben nur zwölf von 28 EU-Mitgliedstaaten sowie Georgien und Moldawien Kräfte angeboten.

»Während in der Hauptstadt Mogadischu Anschläge gegen internationale Truppen verübt werden, beschließt das Kabinett, deutsche Soldaten genau dorthin zu schicken. Das ist an Zynismus kaum zu überbieten«, sagte der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Jan van Aken, am Mittwoch zur Entscheidung des Kabinetts. »Die Bundesregierung selbst hat mehrfach erklärt, sie mache den Einsatz der Bundeswehr von der Sicherheitslage im Land abhängig. Angesichts der desaströsen Sicherheitslage in der somalischen Hauptstadt kann es nur eine Entscheidung geben: Die Soldaten bleiben zu Hause«, so van Aken weiter. Der Linkspartei-Politiker ruft dazu auf, die gerade verlängerte Lockerung des Waffenembargos gegen Somalia zurückzunehmen. Dadurch habe nämlich »die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung massiv zugenommen.«

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 20. März 2014


Marsch in den Krieg

Kabinett billigt Einsatz der Bundeswehr in Somalia **

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einer Beteiligung deutscher Soldaten an einer EU-Ausbildungsmission in Somalia zugestimmt. Bis zu 20 Soldaten sollen bis Frühjahr 2015 eingesetzt werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es handelt sich dabei um die EU-Ausbildungsmission, die bisher in Uganda stationiert war und nun in das Krisenland verlegt wird. Der Verlegung der Bundeswehrsoldaten muss der Bundestag zustimmen.

Seit über 20 Jahren herrscht in Somalia Bürgerkrieg. Anfang März hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen das Waffenembargo für das Land am Horn von Afrika trotz Kritik von Menschenrechtlern nicht verschärft. Das Gremium beschloss, der Regierung in Mogadischu die Einfuhr leichter Waffen für weitere acht Monate zu erlauben. Bereits Anfang der 1990er Jahre haben internationale Truppen in Somalia interveniert.

Unterdessen kommt aus Frankreich Kritik am deutschen Beitrag für den geplanten Truppeneinsatz in der Zentralafrikanischen Republik. Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der Nationalversammlung, Elisabeth Guigou, sagte am Mittwoch bei einem Besuch in Berlin: »Ich bin nicht zufrieden.« Frankreich erwarte von Deutschland keine Entsendung von Kampftruppen, aber mehr Unterstützung im logistischen Bereich. Zuvor hatte das Kabinett eine Entscheidung über einen Einsatz der Bundeswehr in dem Krisenstaat verschoben.

** Aus: neues deutschland, Donnerstag, 20. März 2014

Und das sagt die Bundesregierung

Weiterhin Einsatz in Somalia

Deutschland unterstützt die EU-geführte militärische Mission in Somalia. Das Kabinett hat nun beschlossen, bis zu 20 deutsche Soldatinnen und Soldaten einzusetzen. Ziel ist die Ausbildung somalischer Sicherheitskräfte.

Das deutsche Mandat läuft bis zum 31. März 2015. Der Bundestag muss dem Antrag der Bundesregierung noch zustimmen.

Von Uganda nach Somalia

Bereits 2010 startete die Ausbildungsmission mit deutscher Beteiligung. Die Ausbildung fand in Uganda statt. Bis Ende 2013 wurden in mehreren Ausbildungsdurchgängen etwa 3.600 somalische Soldaten ausgebildet. Diese Soldaten bilden heute den Kern der somalischen Streitkräfte.

Im Dezember 2013 wurde die Ausbildungseinrichtung in Uganda geschlossen und nach Mogadischu, die Hauptstadt Somalias, verlegt. Deutsches Personal wurde bis Jahresende 2013 abgezogen. Jetzt soll es in Somalia wieder eingesetzt werden.

Stabilität für Somalia erreichen

Die kommenden zwei Jahre werden mitentscheidend für die Zukunft des Landes: 2016 wird in Somalia gewählt.

Frieden und Stabilität im Land können dazu beitragen, Fortschritte bei der politischen Konsolidierung, der gesellschaftlichen Aussöhnung und der wirtschaftlichen Entwicklung zu erzielen. Die EUTM leistet dazu einen wesentlichen Beitrag.

Ganzheitlicher Ansatz der EU

Die Europäische Union hat am 14. November 2011 ihren Strategischen Rahmen für das Horn von Afrika (Strategic Framework for the Horn of Africa) beschlossen - ein ganzheitlichen Ansatz. Die EU engagiert sich in enger Zusammenarbeit mit der somalischen Regierung. Durch den Aufbau staatlicher Strukturen soll das Land friedlicher und stabiler werden.

Ziel das Strategischen Rahmens für das Horn von Afrika ist es, die Sicherheit zu erhöhen und die Justiz zu stärken. Dazu muss man wirtschaftliche Entwicklung fördern und Armut bekämpfen. Kooperation und Partnerschaft in der Region sind bei diesen Vorhaben sehr wichtig. Alle Aktivitäten werden abgestimmt mit der Afrikanischen Union und der IGAD.

Deutsche Hilfe am Horn von Afrika

Deutschland engagiert sich als Vertreter der EU am Horn von Afrika bereits stark. Es beteiligt sich neben der EUTM an zwei weiteren Missionen: Die Anti-Piraterie Mission Atalanta schützt die Schiffstransporte des Welternährungsprogramms. Mit der Mission EUCAP Nestor soll eine eigene professionelle Küstenwache in Somalia und den Nachbarstaaten aufgebaut werden. Deutschland beteiligt sich an allen drei Missionen mit Soldatinnen und Soldaten.

Grundlage des Einsatzes ist die Resolution 1872 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2009. In Verbindung mit den Beschlüssen des Rates der Europäischen Union 2010/96-GASP vom 15. Februar 2010 und 2013/44-GASP vom 22. Januar 2013 wurde die EUTM eingerichtet.

Auftrag deutscher Soldaten

Deutsche Soldatinnen und Soldaten bilden die Führungskräfte der somalischen Streitkräfte aus. Zudem werden somalische Ausbilder geführt und angeleitet. Zum Auftrag gehört auch die strategische Beratung des somalischen Generalstabs und des Verteidigungsministeriums. Die gesamte Mission zu sichern, einschließlich Personal, Material und Infrastruktur, zählt ebenfalls zum Aufgabenspektrum.

Eine Begleitung der somalischen Streitkräfte in Einsätze oder eine direkte Unterstützung von militärischen Operationen findet nicht statt.

Quelle: Website der Bundesregierung, 19. März 2014; http://www.bundesregierung.de




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