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UN-Sanktionen gegen Eritrea *

Der UN-Sicherheitsrat hat eine Verschärfung der Sanktionen gegen Eritrea beschlossen. Das höchste UN-Gremium stimmte am Montag (5. Dez.) für eine Resolution, die es erlaubt, weitere Reiseverbote und Kontensperren gegen Unternehmen und Einzelpersonen aus dem nordostafrikanischen Staat zu verhängen. Zudem wird Eritrea aufgefordert, sämtliche »direkten und indirekten Bemühungen, Staaten zu destabilisieren«, zu unterlassen.

Mehrere Staaten, vor allem Kenia und Äthiopien, werfen Eritrea vor, die islamische Shebab-Miliz in Somalia zu unterstützen. Zudem wird Eritrea beschuldigt, einen Anschlag auf einen Gipfel der Afrikanischen Union in Addis Abeba im Januar geplant zu haben. Eritrea weist die Vorwürfe zurück. Die Resolution wurde am Montag mit 13 Ja-Stimmen bei der Enthaltung Russlands und Chinas verabschiedet.

* Aus: neues deutschland, 7. Dezember 2011


Hier geht es zum vollen Text der Resolution des UN-Sicherheitsrats in einer deutschen Übersetzung Resolution 2023 (2011)
verabschiedet am 5. Dezember 2011.



Inkonsequent

Von Martin Ling **

Der Vorwurf ist kaum von der Hand zu weisen: Eritrea wird seit geraumer Zeit verdächtigt, die islamistische Shebab-Miliz in Somalia mit Waffen zu unterstützen. Das hat den UNO-Sicherheitsrat nun veranlasst, die Sanktionen gegen Eritrea zu verschärfen, auch wenn Asmara die Anwürfe selbstredend bestreitet.

Waffenlieferungen in Konfliktgebiete gehören in der Tat durch den Sicherheitsrat sanktioniert - solange die Utopie einer waffenlosen Welt noch in weiter Ferne ist. Doch dabei sollte konsequent vorgegangen werden. Im Fall Somalia ist das offensichtlich nicht so. Denn dass in den Konflikt dort seit Jahren jede Menge Länder involviert sind und nicht nur Eritrea, ist allseits bekannt. Äthiopien, Jemen und Ägypten zumindest in der Ära Mubarak haben die Übergangsregierungen in Mogadischu mit Waffen in der Auseinandersetzung mit der Union islamischer Gerichtshöfe und ihr nahestehender Milizen wie der Shebab versorgt, während neben Eritrea auch Saudi-Arabien als Waffenlieferant für die Milizen angeprangert wird. Im Gegensatz zu Saudi-Arabien ist es beim säkularen Regime in Eritrea keine ideologische Nähe, die zur Unterstützung der Milizen animiert, sondern der Hass auf den Erbfeind Äthiopien, den das Land mit der Mehrheit der somalischen Bevölkerung teilt.

Das Versagen der UNO und des Sicherheitsrates, dem 1991 einsetzenden Staatszerfall in Somalia politisch entgegenzusteuern, lässt sich durch einseitige Sanktionen nicht kompensieren. Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass islamische Milizen vor 1991 ein weithin unbekanntes Phänomen waren. Sanktionen können sie nicht mildern.

* Aus: neues deutschland, 7. Dezember 2011


Security Council expands sanctions on Eritrea over support for armed groups

5 December 2011 – The Security Council today placed additional sanctions on Eritrea for continuing to provide support to armed groups seeking to destabilize Somalia and other parts of the Horn of Africa, building on the arms and travel embargoes it imposed exactly two years ago.

The new measures are contained in a resolution which received the support of 13 of the Council’s 15 members. China and Russia abstained. It follows an earlier meeting today at which the Council heard a briefing from the Intergovernmental Authority on Development (IGAD).

The Council expressed its grave concern in the text that “Eritrea has continued to provide political, financial, training and logistical support to armed opposition groups, including Al-Shabaab, engaged in undermining peace, security and stability in Somalia and the region.”

It also condemned the planned terrorist attack of January 2011 to disrupt the African Union summit in Addis Ababa, as expressed by the findings of the Somalia/Eritrea Monitoring Group in July.

The group found that the Eritrean Government “conceived, planned, organized and directed a failed plot” to disrupt the summit by bombing a series of civilian and governmental targets.

In December 2009, the Council adopted a resolution which imposed sanctions on Eritrea for supporting insurgents trying to topple the government in nearby Somalia. The measures included an arms embargo on Eritrea, travel bans on the country’s top political and military officials, and the freezing of assets of some of its senior political and military officials.

By today’s text, which was sponsored by Gabon and Nigeria, the Council condemned Eritrea’s violations of earlier resolutions.

It demanded that it “cease all direct or indirect efforts to destabilize States,” including through financial, military, intelligence and non-military assistance, such as the provision of training centres and camps for armed groups, passports, living expenses, or travel facilitation.

The Council also voiced concern at the potential use of the Eritrean mining sector as a source of finance to destabilize the Horn of Africa. It decided that States should take measures to ensure that their companies involved in mining in Eritrea exercise “due diligence” so that funds derived from the sector are not used to destabilize the region.

In addition, the Council called on Eritrea to engage constructively with Djibouti to resolve their border dispute.

*** UN News Centre, 5 December 2011; www.un.org


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