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12.000 Äthiopier in Somalia

Übergangsregierung beziffert erstmals Truppenstärke

Die somalische Übergangsregierung hat erstmals die Stärke der ins Land vorgerückten äthiopischen Truppen beziffert. Demnach sind es 12.000.

Mogadischu (Agenturen/ND). Laut Vizeregierungschef Mohamed Hussein Aidid standen am Donnerstag 12 000 äthiopische Soldaten in Somalia, wohingegen Äthiopiens Ministerpräsident Meles Zenawi von 4000 gesprochen hatte. In der Hauptstadt Mogadischu verstecken sich laut Aidid noch rund 3000 islamistische Kämpfer. Die USA-Marine erhielt den Auftrag, vor der Küste Somalias flüchtende islamische Freischärler abzufangen. Im Rahmen des Einsatzes »Enduring Freedom« ist die deutsche Fregatte »Bremen« an der Überwachung des Seeraums vor Somalia beteiligt. Ein kenianischer Hubschrauber wurde an der Grenze zu Somalia durch Schüsse beschädigt.

Wenn die äthiopischen Soldaten für den Kampf gegen die islamistischen Milizen nicht mehr erforderlich seien, würden sie abziehen, erklärte Aidid. Die Milizen der islamischen Gerichte, die Mogadischu bis zur Jahreswende kontrollierten, würden so lange bekämpft, bis jeder »Zentimeter« des Landes befreit sei. Seit der Einnahme der letzten Islamistenhochburg Kismayo am Neujahrstag kontrollieren die Regierungstruppen und ihre äthiopischen Verbündeten praktisch das gesamte Land. Die Kämpfe hatten am 20. Dezember begonnen, Äthiopien hatte seine Verwicklung in den Feldzug nur zögernd eingestanden.

Die in Dschibuti stationierten USA-Kriegsschiffe seien beauftragt worden, die Küstengewässer von Somalia zu überwachen, sagte USA-Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington. Es müsse verhindert werden, dass Anführer oder Mitglieder der islamischen Milizen, »die Verbindungen zu Terrororganisationen wie Al-Qaida haben«, das Land verlassen. Washington arbeite dabei eng mit Somalias Nachbarstaaten am Horn von Afrika zusammen. Kenia hatte Tausenden Flüchtlingen aus Somalia die Aufnahme verweigert und seine Grenze geschlossen.

Die Fregatte »Bremen« ist an der Überwachung des Seeraums vor Somalia beteiligt, ihr Einsatzbefehl hat sich jedoch nach den jüngsten kriegerischen Entwicklungen nicht verändert. Es gebe »keine Besonderheiten«, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Insgesamt seien derzeit im Rahmen des 2001 beschlossenen Einsatzes »Enduring Freedom« 259 deutsche Soldaten am Horn von Afrika stationiert. Die maritimen Kräfte von »Enduring Freedom« haben den Auftrag, illegale Waffen- und Personentransporte zu verhindern.

Der Afrika-Beauftrage des USA-Außenministeriums, Jendayi Frazer, hielt sich in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba auf, wo er von Ministerpräsident Zenawi empfangen werden sollte. Erwartet wurde auch der ugandische Präsident Yoweri Museveni. Uganda hatte sich zur Beteiligung an einer Friedenstruppe bereit erklärt.

Die EU hat die Übergangsregierung in Somalia aufgerufen, Frieden und Stabilität in dem afrikanischen Land voranzubringen. Nach der Niederlage und dem Rückzug der islamischen Milizen sei die Lage in Somalia weiter ernst, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier im Namen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Brüssel. Islamische Vertreter müssten in die Gespräche eingebunden werden.

* Aus: Neues Deutschland, 5. Januar 2007


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