Sierra Leone: Wieder Hoffnung auf Frieden?
Vereinte Nationen: "Entwaffnungsprogramm macht große Fortschritte"
Unter dem Titel "UN loben Sierra Leone" beschrieb Christoph Link in der Frankfurter Rundschau am 11. August 2001 Fortschritte im Friedensprozess in Sierra Leone. Der Afrika-Korrespondent der FR machte solche Fortschritte u.a. daran fest, dass in den vergangenen zwei Monaten 14.000 RUF-Rebellen und regierungsfreundliche Freischärler die Waffen abgegeben und "der Schrottpresse anvertraut" hätten. Von Sprechern der Vereinten Nationen sei die Bilanz als "positiv" gelobt worden. Nach einigen Rückschlägen scheint das westafrikanische Land "wieder auf dem Weg zum Frieden" zu sein.
Immerhin war es zwei Monate zuvor - wieder einmal - zu einem Waffenstillstand zwischen den regierungfreuundlichen Kamajores-Kämpfern und der Vereinigten Revolutionären Front (RUF) gekommen. Damit war eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Entwaffnungsprogramms der Vereinten Nationen gegeben.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Entwaffnungsprogramm, es macht Fortschritte", wird der Kommandant der UN-Mission in Sierra Leone, Generalmajor Martin
Luther Agwei, im UN-Radiosender zitiert. Laut Agwei sollte das Entwaffnungsprogramm eigentlich schon Ende Juli beendet werden, wegen der "hohen Nachfrage" wurde es aber verlängert. In einigen Sammelstellen habe es sogar Engpässe gegeben, so stark sei der "Andrang" gewesen. Die ehemaligen Kämpfer erhalten eine finanzielle Starthilfe, sie bekommen Bildungsangebote und können in Lagern wohnen, von denen es sieben im Lande gibt. In der Rebellenhochburg Kono, die für ihren
Diamantenreichtum bekannt ist, haben 1.000 Krieger allein an einem Tage Waffen übergeben. Mindestens 4.000 Rebellen sind in dieser Region allerdings noch bewaffnet, schätzen die UN. In diesen Tagen rückten 800 pakistanische Soldaten unter der UN-Flagge in Kono ein, das als gefährlichster Teil des Landes gilt.
Die FR berichtet weiter, dass auch die Wirtschaft von diesem Prozess profitiere. So habe das Bergbauministerium in Freetown mitgeteilt, dass auch Investoren wieder Interesse zeigten. Beispielsweise prüfe der kanadische Konzern "Diamond Works" die Kriegsschäden,
die bei seiner Diamantenmine im Kono-Distrikt entstanden sind, und er will nach
Darstellung von Bergbauminister Mohammed Deen 40 bis 50 Millionen US-Dollar
investieren, "sobald die Sicherheitslage geklärt ist".
Die Regierung von Sierra Leone hat außerdem mitgeteilt, dass 41 RUF-Rebellen aus
dem Hochsicherheitsgefängnis in Freetown entlassen worden seien. Nach
Schätzungen der Presse in Sierra Leone, so der FR-Redakteur, sind noch weitere 90 Rebellen inhaftiert, darunter auch der ehemalige Anführer der RUF, Foday Sankoh, der im vergangenen Jahr verhaftet worden war. Die RUF hatte
bereits im Mai die sofortige Freilassung der Gefangenen verlangt. Seit Januar sind sieben ihrer Mitglieder in der Haft an Krankheiten verstorben, zuletzt der
RUF-Generalsekretär.
Für Januar 2002 sind in Sierra Leone allgemeine Wahlen
geplant. Es wird angenommen, dass die RUF-Bewegung danach eine Teilhabe an
der politischen Macht anstrebt.
Die hatte sie nach dem Friedensvertrag vom Juli 1999 schon einmal für ein Dreivierteljahr innegehabt, bis das fragile Bündnis zwischen dem gewählten Präsidenten Kabbah und dem RUF-Rebellenführer Sankoh und "Vizepräsidenten" erwartungsgemäß wieder auseinander brach und das Land im Frühjahr 2000 wieder in blutige Kämpfe stürzte. Insofern könnte die Friedenserwartung der Vereinten Nationen und des FR-Korrespondenten zu optimistisch ausgefallen sein. Schon einmal, Anfang des Jahres 2000, waren unter UN-Aufsicht die Waffen von damals 4.200 RUF-Kämpfern abgegeben worden. Die Gesamtzahl der RUF-Rebellen wurde aber auf etwa 43.000 geschätzt. Kurze Zeit darauf gingen die Kämpfe wieder los.
Pst
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