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Serbien beendet Gespräche

Verhandlungsstopp nach KFOR-Gewalt im Nordkosovo *

Nach den jüngsten Zusammenstößen sind die Verhandlungen zwischen Serbien und dem Kosovo bis auf weiteres beendet worden. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen am Grenzübergang Jarinje im Norden des Kosovo waren am Dienstag mindestens sechs serbische Demonstranten durch Schüsse von KFOR-Soldaten verletzt worden. Laut Bundeswehr eskalierte die Lage, als Angehörige der NATO-Truppe Straßenblockaden räumen wollten. Demnach erwiderten die KFOR-Truppen Schüsse von Demonstranten. In der Nacht beruhigte sich die Lage in der Region wieder.

Am Mittwoch (28. Sept.) kam es dann zu Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kosovo-Albanern im mehrheitlich serbischen Nordteil der ethnisch geteilten Stadt Kosovska Mitrovica. Dabei seien drei albanische Angestellte der US-Entwicklungsorganisation USAID von einer Gruppe Serben angegriffen worden, sagte ein Sprecher der kosovarischen Polizei. Während des Vorfalls seien erneut Schüsse zu hören gewesen.

EU-Unterhändler Robert Cooper teilte mit, daß die Gespräche zwischen den Vertretern Serbiens und des Kosovo in Brüssel von serbischer Seite aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen der KFOR-Soldaten auf unbestimmte Zeit verschoben worden seien. Bereits ein für Dienstag geplantes Treffen mit der kosovarischen Seite war wegen der Ausschreitungen abgesagt worden. Nach Angaben Coopers, der die Gespräche im Auftrag der EU-Außenministerin Catherine Ashton führt, sollte es bei der Verhandlungsrunde um energie- und telekommunikationspolitische Fragen sowie um eine Beteiligung des Kosovo an regionalen Gremien gehen. Zudem sollten bereits erzielte Vereinbarungen in Kraft gesetzt werden.

Ein Sprecher des französischen Außenministeriums verurteilte die Gewalt gegen KFOR-Soldaten und rief die Bevölkerung in der Region zur Ruhe sowie zur Zusammenarbeit mit den NATO-Truppen auf. Das russische Außenamt äußerte indes Besorgnis über die Gewalt der KFOR gegen die serbische Bevölkerung.

Die mehrheitlich serbischen Einwohner im Norden des Kosovo erkennen die Regierung in Pristina nicht an. Seit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Gebietes im Februar 2008 sind die Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad gespannt. Serbien betrachtet das Kosovo als abtrünnige Provinz. Nur 81 der 193 UN-Mitgliedsstaaten erkennen die Republik Kosovo an. (AFP/jW)

* Aus: junge Welt, 29. September 2011


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