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Endlose Geschichte
Gründung einer Kosovo-Armee
Von Werner Pirker *
Das Mafiagebilde Kosovo hat sich eine Armee zugelegt. Zum
Oberbefehlshaber der neugegründeten Kosovo-Sicherheitskräfte (KSF) wurde
der ehemalige UCK-Kommandant Sylejman Salimi ernannt. Selbst in den USA
und in der EU war man seinerzeit nicht umhingekommen, die sogenannte
Kosovo-Befreiungsarmee als terroristische Organisation einzuschätzen.
Das änderte sich, als die NATO einen kosovo-albanischen Verbündeten für
ihren Bombenkrieg gegen Jugoslawien suchte. Dazu war nur jene Kraft in
der kosovo-albanischen Gesellschaft geeignet, die im Konflikt mit
Belgrad keine andere Lösung als die Lostrennung der Provinz von Serbien
zulassen wollte und dieses Ziel unter Anwendung terroristischer Gewalt
verfolgte. Im Krieg des Westens gegen Jugoslawien nannte man die UCK die
leichte Infanterie der NATO.
Offiziell ist die UCK inzwischen aufgelöst worden. Doch sie bildet nach
wie vor die alle kosovo-albanischen Institutionen beherrschende
Machtstruktur. Als KSF ist sie nun auch offiziell auf die politische
Bühne zurückgekehrt. Die UCK, in welcher Gestalt sie auch immer
auftreten mag, ist eine durch und durch kriminelle Organisation. Selbst
Mitarbeitern des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) ist es nicht
verborgen geblieben, daß die kosovo-albanischen Machtorgane in engster
Verbindung mit der Organisierten Kriminalität existieren. Die Mafiapaten
sind überwiegend frühere Feldkommandanten der UCK: Egal, ob die
Kosovo-Sicherheitskräfte nun die Kriminalität in einen gesamtnationalen
Ordnungsrahmen zwingen wollen oder ob sie selbst zum Schlachtfeld von
Verteilungskämpfen werden: Die Kosovo-Armee ist so illegitim wie das
Gebilde, zu dessen Schutz sie gegründet wurde. Würde das Haager
Kriegsverbrechertribunal seinem vorgegebenen Zweck gerecht werden und
nicht bloß dazu dasein, die Politik der früheren serbischen Führung zu
kriminalisieren, dann müßte Pristinas gesamtes politisches Personal auf
der Anklagebank Platz nehmen.
Obwohl sich die antiserbische Allianz übermächtig wähnt, ist deren
Kosovo-Politik im Grunde bereits gescheitert. Die De-facto-Spaltung des
Gebildes wird sich nicht mehr vermeiden lassen. Pristinas Machtanspruch
werden die Kosovo-Serben niemals hinnehmen. Und auch unter den
Kosovo-Albanern wächst die Einsicht, daß die »volle Unabhängigkeit von
Serbien« mit der demütigenden Abhängigkeit von den westlichen
Befriedungsmächten erkauft worden ist. Die eigentliche Staatsmacht in
der Provinz wird von EU-Beamten ausgeübt. Doch auch die sind der
Kontrolle durch die UNO ausgesetzt. Es ist der Versuch einer Quadratur
des Kreises. Die UNO bleibt, um die Fiktion der weiteren Gültigkeit der
UN-Resolution 1244 aufrechtzuerhalten. Obwohl diese von der
territorialen Integrität Serbiens ausgeht und mit der Proklamation der
Unabhängigkeit des Kosovos eigentlich hinfällig geworden ist. So wird
die Kosovo-Krise zu einer endlosen Geschichte.
* Aus: junge Welt, 22. Dezember 2008
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