Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Schweden will weg vom Erdöl

15-Jahres-Limit für Komplett-Umstellung auf erneuerbare Energien

Von Wolfgang Weitlaner

Stockholm/London (pte/09.02.2006/11:59) - Schweden will als erstes westeuropäisches Land seine Abhängigkeit von Erdöl beenden. In 15 Jahren sollen Biotreibstoffe und erneuerbare Energien fossile Brennstoffe ablösen, berichtet die britische Tageszeitung The Guardian http://www.guardian.co.uk. Das nordeuropäische Land will zudem keine neuen Atomkraftwerke bauen, erklärte die Ministerin für nachhaltige Entwicklung Mona Sahlin.

Die Vorbereitung des neun Millionen Einwohner Staates auf die gänzlich neue Energiepolitik wird von einem Komittee bestehend aus Industrieexperten, Akademikern, Bauern, Autoherstellern, Zivildienern und anderen Personen durchgeführt. In einigen Monaten werden die Mitglieder den ersten Bericht im Parlament vorlegen. Die Gründe für Schwedens Umstieg auf erneuerbare Energien ergeben sich aus der Notwendigkeit heraus einer eventuellen Wirtschaftskrise wegen extrem hoher Rohölpreise entgegenzuwirken. "UnsereAbhängigkeit von Erdöl soll spätestens 2020 beendet sein", kündigte Mona Sahlin an. "Es gibt bessere Alternativen zu Öl", so die Ministerin.

Das Energiekomittee der königlich-schwedischen Akademie der Wissenschaften teilt die Ansichten der Ministerin und räumt zusätzlich ein, dass eine größere Nachfrage nach Öl zu einer globalen Wirtschaftsrezession führen werde. "Zudem werden die Ressourcen immer knapper, die Nachfrage steigt aber weiter", so die Experten. Sahlin hat die Abhängigkeit von öl als größtes globales Problem bezeichnet. Seit 1996 habe sich der Ölpreis in Schweden verdreifacht. In den 70er Jahren wurde Schweden durch die Energiekrise schwer getroffen.

Die Energieversorgung basiert seit damals in erster Linie auf Wasser- sowie Atomkraft. Fossile Brennstoffe werden in erster Linie für das Transportwesen verwendet. Heizungen in Häusern wurden in den vergangenen Jahren sukzessive auf Geothermie oder Abwärme aus Müllverbrennung umgestellt. Eine Volksabstimmung im Jahre 1980 leitete das Ende der Atomenergie ein. In den kommenden Jahren werden die Atomkraftwerke stillgelegt. Die schwedische Regierung arbeitet mit den beiden großen lokalen Automobilherstellern Saab und Volvo zusammen, um neue Motoren für Ethanol und Biotreibstoffe voranzutreiben. Schon im Vorjahr hat die schwedische Energiebehörde angekündigt im öffentlichen Sektor auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Schweden wäre mit dem kompletten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ohne Errichtung weiterer Atomkraftwerke das umweltfreundlichste Land der Welt. Island will bis 2050 ebenso ausschließlich auf fossile Brennstoffe verzichten. Autos und Boote werden dann mit Wasserstoff betrieben, der aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Erst in der Vorwoche hatte US-Präsident George Bush angekündigt, die Abhängigkeit von Öl verringern zu wollen und zusätzlich Atomkraftwerke zu errichten. Ökologen warnen indes vor einer "Renaissance der Atomkraft". Die Technologie sei veraltet und zudem zu teuer - rechnet man die Kosten für die Entsorgung von atomarem Müll hinzu.

-pte.de-


Sweden plans to be world's first oil-free economy

Auszüge aus dem Artikel im "Guardian" (8. Februar 2006)

(...) The intention, the Swedish government said yesterday, is to replace all fossil fuels with renewables before climate change destroys economies and growing oil scarcity leads to huge new price rises.
"Our dependency on oil should be broken by 2020," said Mona Sahlin, minister of sustainable development. "There shall always be better alternatives to oil, which means no house should need oil for heating, and no driver should need to turn solely to gasoline."
According to the energy committee of the Royal Swedish Academy of Sciences, there is growing concern that global oil supplies are peaking and will shortly dwindle, and that a global economic recession could result from high oil prices.
Ms Sahlin has described oil dependency as one of the greatest problems facing the world. "A Sweden free of fossil fuels would give us enormous advantages, not least by reducing the impact from fluctuations in oil prices," she said. "The price of oil has tripled since 1996."
A government official said: "We want to be both mentally and technically prepared for a world without oil. The plan is a response to global climate change, rising petroleum prices and warnings by some experts that the world may soon be running out of oil."
(...)
The decision to abandon oil puts Sweden at the top of the world green league table. Iceland hopes by 2050 to power all its cars and boats with hydrogen made from electricity drawn from renewable resources, and Brazil intends to power 80% of its transport fleet with ethanol derived mainly from sugar cane within five years.
(...)
Energy ministry officials in Sweden said they expected the oil committee to recommend further development of biofuels derived from its massive forests, and by expanding other renewable energies such as wind and wave power.
Sweden has a head start over most countries. In 2003, 26% of all the energy consumed came from renewable sources - the EU average is 6%. Only 32% of the energy came from oil - down from 77% in 1970.
The Swedish government is working with carmakers Saab and Volvo to develop cars and lorries that burn ethanol and other biofuels. Last year the Swedish energy agency said it planned to get the public sector to move out of oil. Its health and library services are being given grants to convert from oil use and homeowners are being encouraged with green taxes. The paper and pulp industries use bark to produce energy, and sawmills burn wood chips and sawdust to generate power.

Guardian, February 8, 2006


Zurück zur Schweden-Seite

Zur Erdöl-Seite

Zurück zur Homepage