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"Dreieck" gab sich diplomatisch

Außenminister Indiens, Chinas und Russlands für multipolare Ordnung

Von Hilmar König, Delhi *

Indien, China und Russland haben auf ihrem sechsten trilateralen Treffen ihr Streben nach einer multipolaren Weltordnung bekräftigt.

Wer erwartet hatte, dass das »Dreieck« in die offenen Worte des russischen Präsidenten Wladimir Putin in München einfallen würde, sah sich auf dem Holzweg. Gleich im ersten Abschnitt ihres Kommuniqués betonten die Außenminister Indiens, Chinas und Russlands, Pranab Mukherjee, Li Zhiaoxing und Sergej Lawrow, dass ihre Kooperation sich nicht gegen die Interessen irgendeines Drittlandes richte, sondern internationale Harmonie und Verständigung fördern wolle.

Sie äußerten die Überzeugung, »dass die Demokratisierung der internationalen Beziehungen der Schlüssel für die Schaffung einer zunehmend multipolaren Weltordnung ist, die basieren sollte auf den Prinzipien der Gleichheit der Nationen, auf Respektierung der Souveränität und territorialen Integrität der Länder, auf dem Völkerrecht und auf gegenseitiger Achtung«. Die Rolle der UNO müsse gestärkt werden, auch im Kampf gegen den Terrorismus, der ohne Doppelstandards zu führen sei.

Vor der Presse nannte Lawrow einige Kinder beim Namen, die dem »Dreieck« Sorgen bereiten: Afghanistan, Irak, Iran und der Streit um dessen Nuklearprogramm sowie der Nahostkonflikt. Zu diesen Fragen habe man gemeinsame Auffassungen, sagte der Minister und sprach sich für ein »faires und gut ausbalanciertes System internationaler Beziehungen« aus.

Li Zhiaoxing machte sich allgemein für eine Demokratisierung der internationalen Ordnung und die Prinzipien des Multilateralismus stark. Auf eine Frage zur Zukunft des »Dreiecks« verwies er auf bereits »gemachte bedeutsame Fortschritte zum Wohle der Menschheit«, auf das von Zhou Enlai und Jawaharlal Nehru gelegte Fundament der fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, die strategische Partnerschaft mit Russland sowie auf die Möglichkeiten der trilateralen Kooperation in Handel und Wirtschaft.

Pranab Mukherjee erinnerte an den ersten Gipfel der drei Staats- und Regierungschefs im Juli 2006 am Rande des G-8-Treffens in St. Petersburg. Indien werde noch in diesem Jahr Gastgeber eines dreiseitigen Business-Meetings sowie eines Seminars über geostrategische Trends sein.

Auf eine Frage zur Militarisierung des Kosmos erwiderte Mukherjee, dazu habe man einen gemeinsamen ablehnenden Standpunkt. Russland arbeite am Entwurf eines entsprechenden Vertrages.

* Aus: Neues Deutschland, 16. Februar 2007

Weitere Meldungen zum "Dreiertreffen"


Außenminister von Russland, China und Indien rufen zur Vermeidung von Konfrontation bei der Lösung regionaler Konflikte auf

NEU DELHI, 14. Februar (RIA Novosti). Die Außenminister von Russland, Indien und China haben sich bei einem Dreier-Treffen in der indischen Hauptstadt für die Beilegung aller regionalen Konflikte im Dialog und ohne Konfrontation ausgesprochen. Das teilte der russische Außenminister Sergej Lawrow mit.
„Wir sind uns darin einig, dass alle regionalen Konflikte über den Dialog und ohne Konfrontation zu lösen sind. In diesem Zusammenhang haben wir die Situation im Nahen Osten, in Afghanistan und im Irak sowie die Situation um das iranische Nuklearprogramm und die Problematik der Koreanischen Halbinsel betrachtet“, sagte Lawrow auf einer Pressekonferenz nach dem Treffen.
Ihm zufolge haben die Minister auch die Perspektiven einer tieferen Zusammenarbeit im Rahmen der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit behandelt. Unter anderem die Bemühungen um die Förderung der Stabilität in Zentralasien unter Achtung der Souveränität der Länder der Region ohne Versuche, dort künstlich Spannungen zu schüren.

China: Zusammenarbeit mit Russland und Indien nicht gegen Drittstaaten ausgerichtet

PEKING, 15. Februar (RIA Novosti). Die Zusammenarbeit zwischen China, Russland und Indien sei nicht gegen Drittländer ausgerichtet, sondern sie diene der Harmonie, dem Frieden und der Stabilität in der Region und in der Welt, sagte die chinesische Außenamtssprecherin Jiang Yu auf einem Briefing am Donnerstag (15. Feb.).
Am Vortag hatten die Außenminister dieser drei Staaten in Neu-Delhi verhandelt. Sergej Lawrow, Pranab Mukherjee und Li Zhaoxing erörterten wichtige internationale und regionale Probleme, darunter die Krise um das iranische Atomprogramm, das nukleare Problem der Korea-Halbinsel und die Zusammenarbeit in Ostasien, sagte die chinesische Diplomatin. In vielen Fragen haben die Seiten einen Konsens erzielt, teilte sie weiter mit.

Warenumsatz zwischen Russland und China erreicht einmaligen Spitzenwert von 33,4 Milliarden Dollar

PEKING, 14. Februar (RIA Novosti). Russland ist 2006 mit einem Warenumsatz von 33,4 Milliarden Dollar zum achtgrößten Handelspartner Chinas geworden, während umgekehrt Peking zum viertgrößten Handelspartner der Russischen Föderation wurde. Das teilte der chinesische Stellvertretende Wirtschaftsminister Yu Guangzhou am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Peking mit. Damit wurde die Kennzahl des Vorjahres um 15 Prozent überboten und ein historischer Höchstwert in der Geschichte der bilateralen Handelsbeziehungen erzielt.
Laut chinesischen Angaben belief sich der Umfang der direkten nichtfinanziellen Investitionen aus China in 79 Projekte in Russland auf 410 Millionen Dollar. Damit wuchsen sie gegenüber dem Vorjahr um 131 Prozent.

Besonderes Investitionsinteresse zeige China für die Energiewirtschaft, Erschließung von Mineralressourcen, Leicht- und Textilindustrie, Landwirtschaft und Bauwesen sowie Dienstleistungen in Russland, stellte Yu Guangzhou fest.
Die russischen Unternehmen investierten im vergangenen Jahr rund 230 Millionen Dollar in die chinesische Wirtschaft. Die Zahl der Investitionsprojekte erreichte 126. In einem hohen Tempo entwickelt sich die Handels- und Wirtschaftskooperation in den Hochtechnologien, Atomenergiewirtschaft, Luft- und Raumfahrt. Der bilaterale Grenzhandel stieg gegenüber 2005 um 25 Prozent auf sieben Milliarden Dollar.




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