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Die "Anwendungsschwelle" für Atomwaffen wurde herabgesetzt

Gemeinsames Militärmanöver "West2009": Moskau und Minsk fahren schweres Geschütz auf

Von Ilja Kramnik *

Russland und Weißrussland führen vom 8. bis 29. September die Militärübung "West 2009" (Sapad-2009) durch.

Eingesetzt werden 12 500 Soldaten, mehr als 220 Panzer, etwa 470 gepanzerte Kampffahrzeuge, 230 gezogene Geschütze und Selbstfahrlafetten, Granat- und Mehrfachwerfer, viel Hilfstechnik, Kampfschiffe der Baltischen, der Schwarzmeer- und der Nordflotte sowie 60 Flugzeuge und 40 Hubschrauber. Es sollen auch Geheimdienste und Rechtsschutzorgane beider Länder zum Einsatz kommen.

Das Ziel der Übung ist laut Pressemitteilung "die Vorbereitung auf die Gewährleistung der strategischen Stabilität in der osteuropäischen Region".

Russland nimmt mit Truppenteilen der 20. Allgemeinen Armee des Moskauer Militärbezirks, operativen Gruppen des Oberkommandos der Luftstreitkräfte, der Kommandos der Transportfliegerkräfte und der Luftlandetruppen, darunter Einheiten der 98. Luftlandedivision an dem Manöver teil, bei dem die Landung von 600 Soldaten und Panzern per Fallschirm geplant ist.

Die Übung sieht nicht nur Gefechtsaufgaben für die Truppenteile vor, sondern auch die Führung der aufgrund der laufenden Armeereform neu formierten Einheiten und Truppen. Die Führung dieser Übung haben die Generalstabschefs von Russland und Weißrussland - Armeegeneral Nikolai Makarow beziehungsweise Generalleutnant Sergej Guruljow - übernommen.

Zudem soll die Mobilmachung von Reservisten und Technik und die mit Transportmitteln zu erfolgende Verlegung von Einheiten über weite Entfernungen, wie sie für moderne Konflikte üblich sind, trainiert werden.

Zuständig für die Schiffsübung, die in der Ostsee stattfinden wird, ist Vizeadmiral Tschirkow, Stabschef der Baltischen Flotte und zugleich amtierender Chef der Baltischen Flotte. Auf hoher See werden Kampfschiffe, darunter die Fregatten "Neustraschimy" und die vor kurzem in Dienst gestellte "Jaroslaw Mudry", ihre Übungen absolvieren. Außerdem sind die Kampfjets und Marineinfanteristen im Einsatz, die zum Teil auf ihren Landungsschiffen von der Nord- und der Schwarzmeerflotte transportiert worden sind.

Die Übung "West 2009" erinnert wegen ihres Ausmaßes an die sowjetische Übung "West 81" (4. - 12. September). Obwohl zeitlich kürzer war die Übung "West 81" in Bezug auf die Zahl der Soldaten und Technik dennoch beispiellos. Bei jenem Manöver wurde eine Offensive der sowjetischen und verbündeten Truppen im Falle eines möglichen Kriegs gegen das Nato-Bündnis geübt.

Die nächste "Sapad"-Übung folgte im Jahr 1999. Damals handelte es sich um das Einüben möglicher Handlungen der russischen Armee gegen die Nordatlantische Allianz im Falle eines Konflikts, wie in Jugoslawien im Frühjahr 1999.

Aufgrund dieser Übung wurde festgestellt, dass Russland einem Angriff des Westens nur mit Atomwaffen widerstehen könne. Die "Anwendungsschwelle" für Atomwaffen wurde herabgesetzt, außerdem verzichtete Russland im Grunde auf die Verpflichtung der Sowjetunion, Atomwaffen nicht für einen Erstschlag einzusetzen.

Die gegenwärtige Übung hat keine ausgesprochen "antiwestlichen" Hintergründe, doch berücksichtigt ihre "Legende" zweifellos die alles andere als einfachen Beziehungen zwischen Russland und den osteuropäischen Staaten sowie die Wahrscheinlichkeit von lokalen Konflikten in dieser Region.

Im Ergebnis besteht das Ziel des Manövers ebenso wie früher nicht so sehr darin, die Truppenführung einzustudieren und Soldaten zusätzlich auszubilden. Russland demonstriert mit der Übung die Möglichkeit, jederzeit sich einmischen zu können, darunter auch auf militärischem Wege.

Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

* Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 9. September 2009; http://de.rian.ru



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