Eine Woche Staatstrauer in Polen
Präsident Lech Kaczynski und zahlreiche hochrangige Politiker bei Flugzeugabsturz getötet
Von Julian Bartosz, Wroclaw und Irina Wolkowa, Moskau *
Nach dem Tod von Präsident Lech Kaczynski ist Polen in tiefer Trauer
versunken. Das Flugzeug des Staatschefs und seiner Begleitung war am
Sonnabend (10. April) beim Anflug auf das westrussische Smolensk
abgestürzt. Politiker in aller Welt würdigten am Wochenende den
polnischen Politiker.
»Die moderne Welt hat noch nie eine solche Tragödie erlebt«, sagte
Polens Ministerpräsident Donald Tusk am Sonnabend nach einer
Krisensitzung seines Kabinetts. Gemäß Verfassung übernahm
Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski die Amtsgeschäfte des
Staatschefs und ordnete in einer seiner ersten Amtshandlungen eine
einwöchige Staatstrauer an.
Kaczynski und seine Delegation wollten an einer Gedenkfeier in Katyn
teilnehmen, wo sowjetische Einheiten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs
etwa 4000 ermordete Polen verscharrt hatten. An Bord der Tupolew TU-154
saßen nach polnischen Angaben neben Kaczynski dessen Ehefrau Maria der
polnische Generalstabschef Franciszek Gagor, Nationalbankchef Slawomir
Skrzypek und Vizeaußenminister Andrzej Kremer. Auch zahlreiche
Parlamentarier sowie nahezu die gesamte Führung der polnischen Armee
waren unter den Passagieren. Laut der vom russischen
Katastrophenministerium veröffentlichten Passagierliste befanden sich 97
Menschen an Bord: 89 Mitglieder der polnischen Delegation und acht
Besatzungsmitglieder.
Zum Gedenken an die Opfer des tragischen Flugzeugabsturzes hielt das
ganze Land am Sonntagmittag für zwei Minuten inne. Vor dem Parlament in
Warschau würdigte Ministerpräsident Donald Tusk seinen früheren
politischen Widersacher mit einem Kniefall. Die Prachtallee vor dem
Präsidentenpalast im Zentrum von Warschau wurde schon am Sonnabend zum
Ort nationaler Besinnung. Auch in der Nacht zum Sonntag riss der Strom
der Menschen, die dem Staatsoberhaupt die letzte Ehre erweisen wollten,
nicht ab. Selbst junge Leute, die nicht unbedingt zur Wählerschaft des
nationalkonservativen Präsidenten zählten, zeigten Betroffenheit. Der
Platz vor dem Präsidentensitz glich einem Meer aus Kerzen und Blumen.
Auch im Ausland zeigten sich Politiker schockiert über das Unglück. Der
Absturz, so der russische Premier Wladimir Putin, sei nicht nur für das
polnische Volk, sondern auch für Russland eine Tragödie. Die von ihm
geleitete Staatskommission werde gemeinsam mit der polnischen Seite eine
gründliche Untersuchung vornehmen und den Angehörigen der Opfer, die
inzwischen in Moskau eingetroffen sind, jede Hilfe zuteil werden lassen.
Zuvor hatte Putin zusammen mit Präsident Dmitri Medwedjew, der ebenfalls
sehr betroffen wirkte, in dessen Residenz in Moskau eine geweihte Kerze
für die Opfer entzündet.
»Der heutige Verlust ist verheerend für Polen, die USA und die Welt«,
erklärte US-Präsident Barack Obama am Sonnabend. Bundeskanzlerin Angela
Merkel und Außenminister Guido Westerwelle zeigten sich gleichermaßen
erschüttert über den Tod Kaczynskis und seiner Begleitung;
Bundesinnenminister Thomas de Maizière ordnete Trauerbeflaggung am Tag
der offiziellen Trauerfeier für den Präsidenten an.
Für Polens politische Klasse wird der Tod so vieler Spitzenpolitiker und
Staatsbeamter zur Bewährungsprobe. Innerhalb von zehn Wochen sollen nun
vorgezogene Präsidentenwahlen stattfinden. Ursprünglich sollte das neue
Staatsoberhaupt erst im Herbst gewählt werden. Der Parlamentspräsident
und amtierende Staatschef Komorowski, den seine Regierungspartei
Bürgerplattform bereits zum Kandidaten ernannt hatte, musste unerwartet
schnell seine staatsmännische Qualität unter Beweis stellen. Angesichts
des nationalen Dramas gebe es heute »keine Rechte und keine Linke«,
sagte er in einer Fernsehrede an die Nation.
Der Sarg des polnischen Präsident war am Sonntagnachmittag in Warschau
eingetroffen. Die Leichen der anderen Opfer waren nach Moskau überführt
worden, wo sie von Angehörigen in Empfang genommen wurden. Russische und
polnische Ermittler begannen inzwischen mit der Auswertung der beiden
Flugschreiber. Als Unglücksursache wurde menschliches Versagen
angenommen. Von den russischen Behörden wurde ein Pilotenfehler für die
Katastrophe verantwortlich gemacht.
* Aus: Neues Deutschland, 12. April 2010
Für Polen eine "unvorstellbare Tragödie"
Nach dem Flugzeugabsturz im russischen Smolensk zeigen sich die
politischen Lager in Trauer vereint
Von Julian Bartosz, Wroclaw **
Die weiß-rote Fahne schwarz umflort auf Halbmast - landesweit. In allen
Gotteshäusern Polens Totenmessen. Auf dem Domturm des Wawel in Kraków
schlägt die große Zygmunt-Glocke. Vor dem Präsidentenpalast in der
Warschauer Krakowskie Przedmiescie Zigtausende Menschen mit Blumen und
brennende Kerzen. So war es am ganzen Wochenende.
Gestern, am Sonntag (11. April), herrschten überall im Lande zwei
Minuten Gedenkstille. Um 14.30 Uhr wurde der Sarg mit der von Bruder
Jaroslaw in Smolensk identifizierten Leiche Lech Kaczynskis mit
militärischem Zeremoniell empfangen. Am Grab des Unbekannten Soldaten
auf dem Pilsudski-Platz gab es vor Tausenden Menschen eine feierliche
Wachablösung. Polens Kirchenfürsten vergaßen nicht auf die Tatsache
hinzuweisen, dass auf den Tag genau vor fünf Jahren Papst Johannes Paul
II. »zu seinem Vater in den Himmel« gegangen sei.
Polen trauert um Staatspräsident Lech Kaczynski, seine Frau Maria, 19
Parlamentsmitglieder, drei Vizeminister, den Sejm- und den
Senatsvizemarschall, den Zentralbankpräsidenten, den letzten Präsidenten
im Exil, den Ombudsmann, den Chef des Generalstabs und weitere
Mitglieder der Armeeführung und die ehemalige Aktivistin der freien
Gewerkschaften Anna Walentynowicz, jene Kranführerin der Gdansker
Lenin-Werft, deren »Rausschmiss« den Streik in der Werft und die
anschließende Streikwelle in Polen im August 1980 auslöste. 96 Menschen
starben auf dem Weg zur Gedenkfeier für die im April 1940 von
stalinistischen Schergen in Katyn ermordeten polnischen Offiziere.
Der »Fluch der Erde von Katyn«
Sergej Antufjew, der Gouverneur des Gebietes Smolensk, hatte den
polnischen Präsidenten am Sonnabend um 11 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen
Sewerny erwartet. Um 10.50 Uhr verschwand die Präsidentenmaschine vom
Typ TU-154 jedoch vom Radarschirm der Fluglotsen. Nach mehrmaligen
Landeversuchen krachte sie unter schwierigen Wetterbedingungen wenig
später in die Wälder. Bis zur Rollbahn waren es noch ein paar Hundert
Meter. Verschiedenen Quellen zufolge sollen Fluglotsen in Minsk und in
Moskau den Kapitän der Maschine 01 vor dem Nebel gewarnt und empfohlen
haben, wieder abzudrehen.
Drei Tage zuvor war dieselbe Maschine dort problemlos gelandet, an Bord
Ministerpräsident Donald Tusk, der anlässlich des 70. Jahrestages der
Katyn-Morde gemeinsam mit dem russischen Regierungschef Wladimir Putin
auf dem 20 Kilometer entfernten Soldatenfriedhof eine Totenfeier zur
Ehrung polnischer und sowjetischer Opfer des Stalinismus zelebrierte.
Hätte es nach der Einladung Putins an Tusk nicht den »Prestigestreit«
auf höchster polnischer Ebene gegeben, sagte eine Kommentatorin am
Sonnabendvormittag unmittelbar nach Eintreffen der Schreckensnachricht,
dann wäre auch dieses Unglück nicht passiert. Doch darauf ging später
niemand mehr ein.
Lech Walesa sprach in Warschau von einer »unvorstellbaren Tragödie«.
»Vor 70 Jahren haben die Sowjets in Katyn die polnische Elite ermordet«,
sagte er der Nachrichtenagentur AFP. »Heute ist erneut die polnische
Elite ums Leben gekommen, auf dem Weg dorthin, wo sie der getöteten
Polen gedenken wollte.« Stalin, der sich mit Hitler im September 1939
über die Teilung des Landes geeinigt hatte, ließ sofort nach der
Besetzung der Ostgebiete durch die Sowjetunion mit der Deportation von
Offizieren der polnischen Armee beginnen und diese 1940 erschießen.
Insgesamt rund 22 000.
Allein bei Katyn - 30 Kilometer westlich von Smolensk - wurden über 4000
erschossen. Ihrer hatten Putin und Tusk am Mittwoch gedacht. Beobachter
sprachen von einem historischen Moment und einer Wende in den historisch
belasteten Beziehungen zwischen beiden Staaten. Ein Präsident kann
protokollarisch nicht vom Regierungschef eingeladen werden. Zudem
stimmte die Chemie zwischen Kaczynski und Putin so wenig wie zwischen
Kaczynski und Tusk, der den Zwillingsbruder des Präsidenten - Jaroslaw -
2007 im Amt des Ministerpräsidenten beerbt hatte.
Lech Kaczynski hatte sich daher für Sonnabend in Katyn zu einer
gesonderten Gedenkfeier angesagt und dazu Spitzenpolitiker und
Prominente eingeladen. Mit ihm reisten hohe Staatsbeamte,
Sejmabgeordnete aller Fraktionen, Senatoren, oberste Militärseelsorger,
Befehlshaber aller Waffengattungen des Wojsko Polskie, Vertreter
wichtiger staatlicher Institutionen und ausgewählte Repräsentanten der
»Katyn-Familie«. Andere, die in den frühen Morgenstunden mit einem
Sonderzug aus Warschau in Smolensk eingetroffen waren und auf dem
Soldatenfriedhof auf die Eröffnung der Totenmesse für ihre ermordeten
Väter und Großväter warteten, erfuhren als erste von dem Unglück. Für
sie, wie auch für alle Zuschauer der Sonderprogramme im Fernsehen, war
die Nachricht von der auf allen Kanälen so bezeichneten »unvorstellbaren
Tragödie« ein Schock.
Die Tragödie sei eine Wunde im polnischen öffentlichen Leben, die man
nur sehr schwer heilen könne, sagte Altpräsident Aleksander Kwasniewski.
Es sei ein Paradoxon, dass an dem Ort, an dem sie der vor 70 Jahren
ermordeten Polen gedenken wollten, wieder Polen ihr Leben verloren.
Katyn sei ein verfluchter Ort, meinte der sichtbar bewegte Kwasniewski.
Vom »Fluch der Katyn-Erde« war im Fernsehen häufiger die Rede. Der Ort
werde von jetzt an nicht nur mit den Massengräbern im Wald assoziiert
bleiben. Premier Tusk sprach gar von »der größten Tragödie Polens in
Friedenszeiten«. Er appellierte an die Polen, sich entsprechend dem
Ernst der Stunde zu verhalten. Sejmmarschall Bronislaw Komorowski, der
laut Verfassung nun die Funktion des Staatsoberhaupts ausübt, sagte in
einer Ansprache, dass angesichts des dramatischen Verlusts die Polen
zusammenhalten müssen. Er ordnete für eine Woche Staatstrauer an.
Präsidentenwahl muss vorgezogen werden
Spätestens bis zum 20. Juni muss verfassungsgemäß ein neuer
Staatspräsident gewählt werden. Der ehemalige Premier Tadeusz Mazowiecki
mahnte, den Wahlkampf ruhig und ernsthaft zu führen. Kleinlichkeit und
Zynismus, die seit Jahren das politische Klima an der Weichsel
vergifteten, müssten endlich aufhören. Für Polen sei dies die Zeit der
Bewährung. Nicht nur der Staat müsse weiter funktionieren, nötig sei
auch die Besinnung der Menschen.
So wie es menschliche Sitte verlangt, soll über Tote nur Gutes
gesprochen werden. Aus den Worten aller Politiker und Vertreter der
polnischen Eliten, die sich im Fernsehen zum Tod des Staatspräsidenten
befragen ließen, entstand so eine Art Lech-Kaczynski-Legende. Danach war
er seit seiner Jugendzeit, auch als Student und Doktorand der
Rechtswissenschaften an der Gdansker Universität, immer ein
antikommunistischer Aktivist. Er habe als großer Patriot den Helden des
Warschauer Aufstands von 1944 ein Museum einrichten lassen, bis dahin
vergessene »Solidarnosc«-Kämpfer mit höchsten Staatsorden ausgezeichnet,
das nationale Bewusstsein der Polen geweckt und eine alle Hindernisse
bewältigende, selbstbewusste polnische Außenpolitik verantwortet. Er sei
ein wahrer Staatsmann gewesen, dem in der polnischen Geschichte ein
würdiger Platz sicher sein könne.
Blumen umgaben am Wochenende auch die polnische Botschaft in Moskau in
der Klimaschkin-Straße wie ein Schutzwall. In den Sträußen steckten
Fähnchen in den polnischen Landesfarben weiß-rot und Sternenbanner der
EU. Rote Kerzen flackerten in Glasbehältern, die sie gegen Wind und
Sprühregen schützten. Sogar das Wetter schien mitzutrauern um die Opfer
des Flugzeugabsturzes in der Nähe von Smolensk.
Putin: Wir trauern mit euch
Der Absturz, sagte Russlands Premier Wladimir Putin, sei nicht nur für
das polnische Volk, sondern auch für sein Land eine Tragödie. »Wir
trauern zusammen mit euch«, versicherte er in einer kurzen Ansprache für
das polnische Fernsehen. Die von ihm geleitete Staatskommission werde
gemeinsam mit der polnischen Seite eine gründliche Untersuchung
vornehmen. Den Angehörigen der Opfer, die am Sonntag in Moskau
eingetroffen sind, werde jede erdenkliche Hilfe zuteil werden. Zuvor
hatte Putin zusammen mit Präsident Dmitri Medwedjew, der ebenfalls
schwer erschüttert wirkte, in dessen Residenz in Moskau eine geweihte
Kerze für die Opfer entzündet und schweigend für sie gebetet.
Unmittelbar danach war er nach Smolensk aufgebrochen und hatte zusammen
mit seinem polnischen Amtskollegen Donald Tusk, der im belarussischen
Witebsk gelandet war, an der Unglücksstelle Blumen niedergelegt.
Ermittler und Luftfahrtexperten sprechen derweil von schweren Fehlern
der Besatzung. Über den Wäldern von Smolensk lag dichter Nebel, nach
zwei Landeversuchen hatte der Pilot die TU-154 daher wieder hochreißen
müssen. Damit, so schätzte ein russischer Pilot ein, sei die
Schmerzgrenze erreicht gewesen, die Mannschaft hätte auf einen anderen
Flughafen ausweichen müssen.
Genau das soll der Crew schon der Tower in Belarus geraten haben. Ob der
Pilot sich aus eigenen Stücken entschied, aufs Ganze zu gehen, oder
Anweisung - von Kaczynski oder dessen Umgebung - bekam, werden vor allem
die Flugschreiber klären, die gestern Vormittag gefunden wurden. Sie
sollen in »befriedigendem Zustand« sein und haben den Wortwechsel im
Cockpit beim dritten und beim vierten Landeversuch aufgezeichnet, als
die Maschine mit den Tragflächen die Wipfel der Bäume streifte und zerbarst.
Flugzeug erst unlängst generalüberholt
Das Unglück wäre womöglich vermeidbar gewesen, hätten Lech Kaczynski und
seine Begleiter in einem moderneren Flugzeug gesessen, dessen
Bordelektronik Hindernisse auch bei schlechtester Sicht erkennt und
ihnen in Bruchteilen von Sekunden ausweicht. An Derartiges war in den
60er Jahren, als die Tupolew-154 in Serienfertigung ging, jedoch noch
nicht zu denken. Außer Maschinen aus der Frühzeit der zivilen Luftfahrt
wie die AN-24 können aber nur Tupolews in Smolensk landen. Für moderne
Jets ist die dortige Rollbahn zu kurz.
Völlig frei erfunden sind dagegen Darstellungen westlicher Medien, die
Maschinen dieses Typs nach jedem Absturz als Schrott und
Fehlkonstruktion bezeichnen. Die »Tuschkis«, wie die Russen den
Mittelstreckenflieger liebevoll nennen, sind robust und zuverlässig,
fast immer waren schlechte Wartung oder Fehler der Crew die Ursache
früherer Unfälle.
Nicht nur Polen, auch die Slowakei, Bulgarien und Aserbaidshan setzen
sie daher nach wie vor als Regierungsflugzeug ein. Auch war die 1999 in
Dienst gestellte Maschine des polnischen Präsidenten im letzten Dezember
vom Hersteller Aviakor in Samara an der Wolga generalüberholt und von
Warschau danach ohne Beanstandungen abgenommen worden.
An Bord der Unglücksmaschine
Unter den Opfern der Flugzeugkatastrophe von Smolensk sind neben dem
polnischen Präsidentenehepaar Lech und Maria Kaczynski weitere
Politiker, Militärs und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens,
darunter
-
Jerzy Szmajdzinski, Vizemarschall des Sejms, Präsidentschaftskandidat
des Bündnisses der Demokratischen Linken (SLD)
- Krzysztof Putra, Vizemarschall des Sejms
- Krystyna Bochenek, Vizepräsidentin des Senats
- Slawomir Skrzypek, Chef der Nationalbank
- Franciszek Gagor, Generalstabschef
- Andrzej Blasik, Luftwaffenchef
- Andrzej Karweta, Marinechef
- Wlodzimierz Potasinski, Chef der Spezialkräfte
- Bronislaw Kwiatkowski, Chef der Einsatzkräfte
- Bischof Tadeusz Ploski,Katholischer Militärpfarrer
- Erzbischof Miron Chodakowski, Orthodoxer Militärgeistlicher
- Wladyslaw Stasiak, Leiter des Präsidentenbüros
- Aleksander Szczyglo, Leiter des Büros für nationale Sicherheit
- Mariusz Handzlik und Pawel Wypych, Staatssekretäre im Präsidialamt
- Stanislaw Jerzy Komorowski, Vizeverteidigungsminister
- Andrzej Kremer, Vizeaußenminister
- Tomasz Merta, Vizekulturminister
- Piotr Nurowski, Chef des Nationalen Olympischen Komitees
- Janusz Kurtyka, Präsident des Instituts für das Nationale Gedenken
- Janusz Kochanowski, Schiedsmann für Bürgerrechte
- Anna Walentynowicz, Aktivistin der Streikbewegung auf
der Gdansker Werft 1980
- Grazyna Gesicka, Fraktionsvorsitzende der Oppositionspartei PiS
** Aus: Neues Deutschland, 12. April 2010
Nach Katyn
Von Detlef D. Pries ***
Ganz Polen trägt Trauer. Selbst Kritiker des verunglückten Präsidenten
Lech Kaczynski verbergen ihre Tränen nicht und bereuen: Sie hätten ihm
Unrecht getan.
Nicht zuletzt sind es Zeit und Ort der Katastrophe, die Gefühle
aufwühlen. Zu nahe liegt der Gedanke an ein »zweites Katyn«. Wie 1940
habe Polen 70 Jahre später bei Katyn einen Teil seiner intellektuellen
Elite verloren, klagt Altpräsident Lech Walesa, scheut sich aber nicht,
den Finger in die offene Wunde zu legen: Warum wurde der 70. Jahrestag
der Tragödie nach der Gedenkfeier mit den Regierungschefs Polens und
Russlands ein zweites Mal begangen? Warum saßen so viele bedeutende
Persönlichkeiten in der Maschine? Und warum musste der Pilot mehrfach
zur Landung ansetzen? Die Antworten spricht Walesa nicht aus, doch
niemandem in Polen konnte verborgen bleiben, dass der Präsident seinen
politischen Rivalen, Premier Donald Tusk, in den Schatten zu stellen
trachtete. Polens »Elite«, die sich in der Trauer vereint sieht, war es
zuvor nämlich ganz und gar nicht.
Politische Auseinandersetzungen wird es auch künftig geben, doch sollte
die Tragödie Anlass sein, über die Art und Weise ihrer Austragung
nachzudenken. Wie auch über das Verhältnis zwischen Polen und Russland.
So könnte dieses »zweite Katyn« zur Annäherung oder gar zur Versöhnung
beitragen, obwohl Lech Kaczynski - um der Wahrheit auch in der Trauer
die Ehre zu geben - deren Vorkämpfer nicht war.
*** Aus: Neues Deutschland, 12. April 2010 (Kommentar)
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