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Neuanfang mit Humala

Peruaner fordern vom künftigen Präsidenten einen Kurswechsel. Der besucht erst mal die Nachbarländer

Von Santiago Baez *

Perus Gewerkschafter hoffen auf einen politischen Neuanfang nach dem Wahlsieg von Ollanta Humala. Der Chef der Peruanischen Nationalistischen Partei (PNP) hatte sich an der Spitze des Bündnisses Gana Perú (Peru gewinnt) am vergangenen Sonntag (5. Juni) bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen knapp gegen seine Kontrahentin Keiko Fujimori durchsetzen können. Den letzten offiziellen Zahlen der Wahlbehörde ONPE nach Auszählung von fast 99 Prozent der Stimmen zufolge erreichte Humala 51,489 Prozent und lag damit um rund 650000 Stimmen vor der Tochter des früheren Staatschefs Alberto Fujimori, der wegen unter seiner Amtszeit begangenen Menschenrechtsverletzungen eine 25jährige Haftstrafe absitzt.

Bei einer Pressekonferenz würdigte Mario Huamán, Generalsekretär des größten peruanischen Gewerkschaftsbundes CGTP, Humala als den ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, der aus der Volksbewegung stamme. Der Erfolg der neuen Regierung hänge davon ab, daß sie die eingegangenen Verpflichtungen gegenüber ihren Unterstützern erfülle. »Wir fordern Sicherheit für das gesamte peruanische Volk und nicht nur für die Investoren. Wir brauchen Sicherheit auch für die Arbeiter, Jugendlichen, Frauen, Hausfrauen und andere«, unterstrich er. Die Bilanz des scheidenden Staatschefs Alan García belege, was passiert, wenn Wahlversprechen gebrochen würden. Er habe Humala ein »aufgewühltes und zutiefst ungleiches« Land hinterlassen.

Wie zur Bestätigung blockierten Streikende am Donnerstag (9. Juni) zwei wichtige Autobahnen, die Peru mit Bolivien verbinden, während ein großes Polizeiaufgebot eine erneute Sperrung der Brücke über den Grenzfluß Desaguadero verhinderte. Die Zufahrt zu diesem wichtigen Übergang wurde jedoch auf einer Länge von zwölf Kilometern durch Felsen und Sandhaufen behindert, berichtet die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina. Einwohner der Region, die in ihrer Mehrheit der Ethnie der Aymara angehören, fordern von der Zentralregierung in Lima einen Stopp des Bergbaus und der Erdölförderung im Departament Puno, da diese die Landwirtschaft und Viehzucht in der Region beeinträchtigten. Der aus der Region stammende Kongreßabgeordnete Yonhy Lescano forderte ein Eingreifen Humalas. »Puno hat in seiner Mehrheit für Ollanta gestimmt, und er könnte die Spannung in der Zone auflösen, denn die Gemeinden vertrauen der jetzigen Regierung nicht, die sich kaum für sie interessiert hat«, sagte Lescano der Tageszeitung La Primera.

Humala selbst äußerte sich zu dem Konflikt bislang nicht. Statt dessen begann er mit einem Besuch in Brasilien seine erste Antrittsreise bei den Staaten der Region, die ihn bis kommenden Mittwoch auch nach Argentinien, Paraguay, Uruguay und Chile führt. Nach einer zeitweiligen Rückkehr nach Peru wird der künftige Staatschef dann in einer zweiten Etappe auch Venezuela, Ecuador, Kolumbien und Bolivien besuchen. Auch einen Besuch in Washington hat Humala angekündigt, nachdem US-Außenministerin Hillary Clinton eine entsprechende Einladung ausgesprochen hat.

Die offizielle Amtseinführung Ollanta Humalas findet am 28. Juli in Lima statt.

* Aus: junge Welt, 10. Juni 2011


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