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Trügerische Ruhe in Cañaris

Kanadisches Bergbauunternehmen findet in Peru Gold und Silber in unerwartetem Umfang

Von Anne Grit Bernhardt *

Am Freitag hat das kanadische Bergbauunternehmen Candente Copper alle Bohrungs- und Erkundungstätigkeiten im Rahmen des Projektes »Cañariaco« in Peru vorläufig eingestellt. Zunächst wurde das von peruanischen Umweltschützern als Sieg gewertet. Denn die Gemeinden von Cañaris (Departement Lambayeque) im Norden des Landes protestieren schon seit Monaten mit Märschen, Straßenblockaden, einer eintägigen Entführung von Arbeitern des Unternehmens und einer Volksabstimmung gegen die geplante Mine (jW berichtete). Befürchtet werden schwere Umweltverschmutzung und der Zusammenbruch der traditionellen Wirtschaftsweise der vorwiegend indigenen Gemeinden von Cañaris.

Dennoch ist die Betriebspause keine Reaktion auf die Proteste. Der wahre Grund erklärt sich beim Studium der Begründung der Vorgehensweise von Candente Copper: »Die Bohrungs- und Erkundungsarbeiten wurden beendet«, steht dort geschrieben. Die Gesteinsproben würden nun für ihren Transport nach Vancouver, Kanada, vorbereitet, wo sie analysiert werden sollen. Bereits am 9. Mai hatte das Unternehmen bekanntgegeben, daß nach zwei Monaten Bohrungsarbeiten im Gebiet Cañariaco Sur ein unerwartet großes Gold- und Silbervorkommen entdeckt wurde, das durch seine Nähe zu Cañariaco Norte dem Minenprojekt einen ganz neuen Wert zuwachsen ließe.

Die Unterbrechung der Bergbautätigkeiten sollen demnach der Analyse der entdeckten Metallvorkommen dienen. Das unerwartete Volumen von Gold und Silber scheint den Investitionsrahmen der Firma zu sprengen, und so werden bereits Überlegungen zum Verkauf der Konzession laut. Für die Umweltschützer ist noch nichts gewonnen. »Das ist eine Strategie, und die Gemeinde weiß das. Wir werden also nicht mit verschränkten Armen warten, nur weil sie sagen, das Projekt sei beendet. Wir werden erst wirklich ruhig sein, wenn sie (die Bergarbeiter) definitiv weggehen«, erklärte Florentino Barrios, Präsident der Bauerngemeinde San Juan de Cañaris, am Sonntag in der Tageszeitung La República.

* Aus: junge Welt, Mittwoch, 22. Mai 2013


Peru: Untersuchung der Morde an Demonstranten gegen Minas Conga verschleppt

Von Anne Grit Bernhardt **

Die Anwältin Mar Pérez, Mitglied der nationalen Koordination für Menschenrechte, hat den peruanischen Behörden in der Zeitung La República schwere Versäumnisse bei den Ermittlungen gegen die Mörder von César Medina Aguilar, José Silva Sánchez, Paulino García Rojas und José Sánchez Huamán vorgeworfen. Diese vier Bewohner Celendíns, einer kleinen Stadt im Norden von Peru, wurden während der Proteste gegen das geplante Bergbauprojekt Minas Conga im Juli 2012 erschossen (jW berichtete). Mar Pérez beklagte, daß die Staatsanwaltschaft weder die Waffen der an den Unruhen teilnehmenden Polizisten und Militärs untersucht, noch die Kugeln analysiert hat. Sie hat es außerdem unterlassen, die Autopsieberichte zu den Akten hinzuziehen. Pérez kritisierte zudem, daß das Innenministerium seinen Aktionsplan bezüglich der Proteste nicht herausgeben würde. Vorgeladene Militärs würden zu Befragungen einfach nicht erscheinen. Es bestehe die Gefahr, daß der Fall ohne jegliches Ergebnis zu den Akten gelegt werde, wenn es in den kommenden drei Monaten keine Resultate gebe.

** Aus: junge Welt, Mittwoch, 22. Mai 2013


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