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Dialogversuch in Cajamarca

Peru: Kirchenvertreter vermitteln im Streit um das Bergbauprojekt »Minas Conga«

Von Anne Grit Bernhardt *

Trotz Repression weiten die Gegner des Bergbauprojekts »Minas Conga« ihre Proteste aus. Ab Mittwoch soll der Generalstreik in den noch nicht vom Ausnahmezustand betroffenen Provinzen des Departement Cajamarca fortgeführt werden. Zahlreiche Bauerngemeinden verlangten zudem, an dem neuen Dialogprozeß beteiligt zu werden, der seit Anfang der Woche läuft.

Am Dienstag trafen sich der Bischof von Trujillo, Miguel Cabrejos, und der Priester Gastón Garatea mit Präsident Ollanta Humala. Sie forderten ihn unter anderem auf, eine Gruppe von Regierungsvertretern zu bestimmen, die den Dialog mit der Anti-Conga-Bewegung aufnehmen solle. Cabrejos betonte, wie wichtig die Geduld in diesem Prozeß sei. »Wir müssen ruhig arbeiten, zum Wohle des Landes und Cajamarcas«. Es sei nicht leicht, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen, um eine Lösung des Konflikts versuchen zu können, so der Bischof in Lima.

Ziel der beiden ist es, einen neuen Dialog um das Gold- und Kupferbergbauprojekt in Gang zu bringen, da die peruanische Regierung schon vor sechs Monaten die Gespräche mit der Anti-Conga-Bewegung abbrach. Dies hatte zu heftigen Protesten, einem wochenlangen Generalstreik und schließlich zum Ausnahmezustand in Cajamarca geführt.

Am Montag waren die beiden Kirchenvertreter in die Provinzhauptstadt Cajamarca gereist und hatten sich mit lokalen Autoritäten getroffen. An dem Treffen mit Cabrejos und Garatea nahmen verschiedene Bürgermeister sowie Regionalpräsident Gregorio Santos teil. Für Sicherheit und Ordnung bei dem Gespräch sorgte nicht die Polizei – welche aufgrund ihrer brutalen Übergriffe auf die Demonstranten von den Conga-Gegnern abgelehnt wird – sondern die Bauernwehr. Das Treffen wurde vom Lärm zahlreicher protestierender Cajamarquinos begleitet, die einen Stopp des Bergbauprojektes forderten.

Nach Ende des Gespräches zeigte sich Cabrejos zufrieden. Jeder habe seine Ansichten klargestellt. Dies sei ein erster Schritt für weitere Gespräche, so der Bischof. Er forderte das zuständige Unternehmen Minera Yanacocha auf, sich an diesen zu beteiligen. In der kommenden Woche wollen Cabrejos und Garatea zu den bedrohten Bergseen reisen, um weitere Vermittlungsgespräche zu führen.

Trotz der Gespräche gehen die Repressionen seitens des Staates weiter. Die Staatsanwaltschaft von Chiclayo ermittelt offiziell gegen 161 Personen, die am Streik gegen Conga teilgenommen hatten. Allein gegen Wilfredo Saavedra, Präsident der Umweltverteidigungsfront von Cajamarca, liegen 42 Anzeigen vor. Saavedra bezeichnete dies als »politische Verfolgung«. Dennoch erklärte er, sich nicht verstecken, sondern bei der Aufklärung der Fälle behilflich sein zu wollen. Auch gegen andere Führer der Bewegung gegen das Bergbauprojekt, unter ihnen auch Regionalpräsident Gregorio Santos, liegen Anzeigen vor.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 12. Juli 2012


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