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Klare Mehrheit gegen "Minas Conga"

Peru: Streit um Bergbauprojekt in Cajamarca geht weiter. Regierung und Bergbaufirma nicht zum Einlenken bereit

Von Anne Grit Bernhardt *

In der peruanischen Region Cajamarca lehnen 78 Prozent der Einwohner das Gold- und Kupferbergbauprojekt »Minas Conga« des Unternehmens Minera Yanacocha ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Instituts Ipsos Apoyo, das Ende vergangener Woche veröffentlicht wurde. In den ländlichen Gebieten der Region sind sogar 83 Prozent der Bevölkerung gegen das Vorhaben, das die Wasserversorgung der ganzen Region bedroht. Für Energie- und Bergbauminister Jorge Merino spielt das keine Rolle. Er bekräftigte nach Bekanntwerden der Umfrageergebnisse, daß das Projekt dennoch realisiert werden wird. Angeblich sei dies die Entscheidung aller Peruaner. »Die Minenkonzessionen gehören dem ganzen Land. Wir müssen darauf achten, was alle Peruaner denken. Und alle Peruaner wissen, daß wir den Bergbau brauchen, auch um die Mittel zur Verfügung zu haben, gegen die Armut zu kämpfen.« Er vergaß dabei zu erwähnen, daß die Region Cajamarca die zweitärmste Region des Landes ist, obwohl sich dort seit 20 Jahren die größte Goldmine Lateinamerikas befindet. Laut offiziellen Zahlen gelten in Cajamarca im Durchschnitt acht von zehn Personen als arm.

Das Bergbauunternehmen Minera Yanacocha hat aufgrund des hohen Druckes aus der Bevölkerung ihre Bauarbeiten im Conga-Gebiet seit letzter Woche vorübergehend reduziert. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied des US-Unternehmens Newmont Mining Corporation – dem zu 51,35 Prozent die Minera Yanacocha gehört –, Richard O’Brien, versicherte jedoch, daß »Minas Conga« nicht aufgegeben werde. Zunächst solle aber die Kooperation mit der Regierung und den Bauerngemeinden verbessert werden. Präsident Ollanta Humala erklärte am Donnerstag, daß Minera Yanacocha die Wasserversorgung von Cajamarca sicherstellen müsse, bevor die Firma mit der Extraktion der Minerale beginnen dürfe. Yanacochas Vorstandsmitglied José Miguel Morales kündigte an, daß die Arbeiten an den Wasserreservoirs bis zum Jahr 2013 verlängert werden sollen. Erst im Jahr 2014, so Morales, solle der Bergbaukomplex errichtet werden.

Seit vergangenem Dienstag haben sich die Proteste gegen »Minas Conga« weiter verstärkt. Trotz des seit dem 3. Juli über die Region verhängten Ausnahmezustandes wurde in der Provinz Bambamarca ein 48stündiger Generalstreik ausgerufen. Hunderte Personen beteiligten sich daran und an der Demonstration im Zentrum der Provinzhauptstadt Bambamarca. Schulen, Geschäfte und öffentliche Institutionen blieben geschlossen. Ein großer Demonstrationszug erreichte auch den auf 4000 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Bergsee Namococha, der durch das Bergbauprojekt bedroht wird. Danach wanderte der Menschenzug auf den Berg El Lagarto, von wo die Seen El Perol und Azul zu sehen sind, die verschwinden würden, wenn »Minas Conga« realisiert wird. Viele Demonstranten übernachteten auf dem Berg, um am folgenden Tag den Protest fortzusetzen. »Wir müssen das Wasser verteidigen, das wir trinken und für die Landwirtschaft brauchen«, so Manuel Ramos, Sekretär der Bauernwehr aus El Tambo (Bambamarca).

* Aus: junge Welt, Dienstag, 28. August 2012


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