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Streik gegen "Minas Conga"

Peru: Tausende Einwohner der Region um Cajamarca gegen Bergbauprojekt

Von Anne Grit Bernhardt *

Seit dem 31. Mai wird im peruanischen Cajamarca wieder gestreikt. Es geht darum, das Gold- und Kupferbergwerkprojekt »Minas Conga« zu stoppen, das die Wasserreserven der gesamten Region gefährden würde. Schulen und Geschäfte sind geschlossen, die Universität wurde von Studierenden besetzt, zahlreiche Straßen von Demonstranten und Bauernwehr blockiert. Schon einen Tag zuvor reisten Hunderte Bauern aus der ganzen Region in die Stadt, um an den Protesten teilzunehmen. Zahlreiche Volksküchen versorgen die Demonstranten. Am 31. Mai wurde auch zeitweise der Flughafen von Cajamarca gesperrt, als dort drei Bomben gefunden wurden. Die Stadt befindet sich im militarisierten Zustand, inzwischen wurden mindestens acht Menschen festgenommen.

Die Demonstranten tragen nicht nur verschiedene Spruchbänder und Plakate bei sich, sondern teils auch Wasser in Flaschen. So eine Gruppe aus El Tambo, die den Journalisten zwei Flaschen Wasser zeigten. In einer war klares Wasser zu sehen. »Das ist das Wasser aus den Bergseen«, sagte einer von ihnen. In der anderen war gelblich-rötliches Wasser. »Und das ist das kontaminierte Wasser des Flusses Hualgayoc. Dort wachsen keine Pflanzen am Ufer, denn dieses Wasser tötet. Deswegen protestieren wir hier. Der Bergbau vergiftet unser Wasser, aber ohne Wasser können wir nicht leben.« Auch in den Städten Bambamarca und Celendín, die sich im Einflußbereich von »Minas Conga« befinden, sowie an verschiedenen von den Minenarbeiten bedrohten Bergseen demonstrierten Tausende Menschen.

Doch der Großteil der peruanischen Presse bestreitet die Legitimität der Proteste und publiziert teure Werbekampagnen des verantwortlichen Bergbauunternehmens Minera Yanacocha. »Wasser gibt es genug«, heißt es da. Schon am 29. Mai verpflichtete der Konzern seine Arbeiter zu einem »Marsch für Frieden und Entwicklung«, der die Cajamarquinos von der Durchführung von »Minas Conga« überzeugen sollte. Doch Glauben schenkt der Firma keiner mehr. Den Río Grande, den »großen Fluß«, der einst die Stadt Cajamarca mit Trinkwasser versorgte, gibt es heute nicht mehr. Vier Rohre leiten behandeltes Abwasser aus Yanacocha, Lateinamerikas größter Goldmine, in sein einstiges Flußbett. Da es keine andere Wasserversorgung gibt, ist mehr als die Hälfte der Bewohner Cajamarcas gezwungen, dieses mit Schwermetallen verseuchte Gebräu zu konsumieren. Genaue Studien über die Zusammensetzung des Wassers und gesundheitliche Risiken hält Yanacocha unter Verschluß.

Cajamarca mit seinen 300000 Einwohnern ist im Vergleich zur Mine Yanacocha winzig. Letztere ist rund fünf mal größer als die Stadt. Und »Minas Conga« soll noch größer werden. 180000 Tonnen Gestein sollen pro Tag gemahlen werden, um Gold und Kupfer zu gewinnen. Das Abwasserreservoir würde größer als die gesamte Stadt Celendín werden, und halb so groß wie die Provinzhauptstadt Cajamarca. »In Ländern der ersten Welt hätte man ein solches Projektes nie zugelassen.« Man könne es mit den Lebensbedingungen der Menschen, mit Ackerbau und Viehzucht nicht in Einklang bringen, sagte ein Ingenieur Cerán aus Cajamarca. Aber dies seien die Haupteinnahmequellen der Bewohner der betroffenen Region.

* Aus: junge Welt, Dienstag 5. Juni 2012


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