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Conga-Gegner politisch verfolgt

Peru: Anklage gegen 41 Gegner eines umweltzerstörerischen Bergbauprojektes

Von Anne Grit Bernhardt, Cajamarca *

Am Dienstag (13. März) vergangener Woche wurde der Präsident der Umweltverteidigungsfront von Cajamarca, Wilfredo Saavedra Marreros, in der südperuanischen Stadt Tacna verhaftet. Von dort wurde er zunächst in die Hauptstadt Lima gebracht und in der Nacht nach Cajamarca im Norden des Landes. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft liegt ein Haftbefehl gegen Saavedra vor, da dieser eine Vorladung in Cajamarca mißachtet hätte. Ihm wird vorgeworfen, die öffentliche Ordnung im November vergangenen Jahres während des Generalstreiks gegen das Bergbauprojekt »Minas Conga« gestört zu haben. Saavedra befand sich damals auf Einladung von Studierendenorganisationen in Tacna, um an einem Forum zum Thema Wasser teilzunehmen. Nach einer Pressekonferenz wurde Saavedra von vier Polizisten gestoppt und festgenommen.

Eine Stunde zuvor waren zwei weitere Führer der Protestbewegung in Cajamarca verhaftet worden. Dabei handelt es sich um Lucio Díaz Chávez, Ex-Präsident der Lehrergewerkschaft SUTEP, und César Tafur Tacilla, Generalsekretär der Bauarbeitergewerkschaft. Inzwischen wurden alle drei wieder freigelassen. Doch gegen 41 Conga-Gegner liegen bei der Staatsanwaltschaft Anklagen vor. Darunter sind auch regionale Autoritäten wie der Regionalpräsident von Cajamarca, Gregorio Santos Guerrero, der Vizeregionalpräsident César Aliaga Díaz, und der regionale Gesundheitsdirektor, Dr. Núñez Campos. Auch der Ex-Priester Marco Arana Zegarra und Sergio Sánchez Ibáñez von der Nichtregierungsorganisation GRUFIDES, die ein alternatives Gutachten zur Umweltverträglichkeitsstudie von Conga organisiert hatten, stehen auf der Anklageliste. Ebenso die Präsidenten der verschiedenen Umweltverteidigungsfronten der einzelnen Regionen Cajamarcas, sowie Reinhard Seifert, ein ausgewanderter Deutscher, der seit über 30 Jahren in Cajamarca lebt und sich gegen den rücksichtslosen Bergbau engagiert. Die Staatsanwaltschaft prüft nach eigenen Angaben, ob Seifert aus Peru ausgewiesen werden kann.

Noch am Dienstag versammelten sich spontan Dutzende Cajamarquinos in der Innenstadt, um gegen die politische Verfolgung der Führer der Protestbewegung zu demonstrieren. Einen Tag später fanden erneut Demonstrationen statt.

Am Mittwoch (14. März) wurde der neue Bericht der peruanischen Ombudsstelle veröffentlicht. Darin wurden 229 soziale Konflikte im Februar dieses Jahres im Land dokumentiert. Davon betreffen 133 Umweltprobleme, die wiederum in ihrer großen Mehrheit auf Bergbau- und Erdölförderprojekte zurückzuführen sind. Die konfliktreichsten Regionen Perus sind Áncash, Puno, Cajamarca und Cusco. Zu den brisantesten Auseinandersetzungen zählten der Konflikt um das Gold- und Kupferbergbauprojekt »Minas Conga« in Cajamarca und jener um die illegale Goldförderung im Regenwald von Madre de Dios.

* Aus: junge Welt, 20. März 2012


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