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Antaminas Skandale

Peru: Leck in Pipeline immer noch nicht aufgeklärt

Von Anne Grit Bernhardt *

Noch immer dauern die Aufräumarbeiten des peruanischen Bergbauunternehmens Minera Antamina nach dem Unglück in der vergangenen Woche an. Am 25. Juli war es zu einem Leck im Rohrsystem von Antamina gekommen (jW berichtete am 31. Juli). Erst hieß es, Blei-Zink-Schlämme seien ausgelaufen, nun spricht das Unternehmen von Kupfererzschlamm. Unbekannt sind noch immer die Menge des ausgelaufenen Mineralkonzentrats sowie die Ursache für das Leck. Die betroffene Bevölkerung des Dorfes Santa Rosa (Departement Áncash), wo sich der Unfall ereignete, ist durch teils falsche und mangelhafte Informationen durch Antamina verunsichert. Inzwischen ist die Zahl der Personen, die in der örtlichen Gesundheitseinrichtung von Santa Rosa wegen Erbrechen, Übelkeit und starker Kopfschmerzen behandelt werden mußten, auf 105 gestiegen. Die Anzahl der Erkrankten, die in die Klinik San Pablo in der Provinzhauptstadt Huaraz transportiert wurden, stieg auf 19.

Es ist nicht der erste Skandal des Bergbauunternehmens. Erst im Mai dieses Jahres wurde Antamina öffentlich angeklagt, als Saúl Juárez (53), ein langjähriger Mitarbeiter der Firma, aufgrund einer Schwermetallvergiftung an Krebs erkrankte. Das staatliche Spital EsSalud, sowie ein kanadisches Laboratorium bestätigten, daß Juárez’ Erkrankung eine Folge seiner Arbeit in der Mine war, wo er im Übermaß Schwermetallkonzentrationen ausgesetzt gewesen ist. Im Körper von Juárez wurden Quecksilber, Thallium, Antimon, Uran, Arsen, Blei, Aluminium und Zinn gefunden. Diese giftigen Stoffe wurden von ihm und seiner Mannschaft trotz des Tragens von Schutzmasken bei der Arbeit eingeatmet.

Auch Konflikte mit der Bevölkerung sind Antamina nicht neu. Im Mai kam es zu Unruhen im Distrikt San Marcos (Áncash), als sich das Unternehmen wegen eines Ölunfalles verantworten mußte. Dabei wurden der Bergsee Hua­tucocha und der Fluß Mosta kontaminiert. Das Unternehmen reagierte mit Gewalt gegen die Proteste. Acht Bauern aus der Gemeinde San Pedro de Pichiu wurden innerhalb des Bergbaukomplexes illegal nach Yanacancha verschleppt und dort geschlagen. Die Polizei, die im Auftrag von Antamina den Minenkomplex überwacht, war bei der Folter der Gefangenen aktiv beteiligt.

* Aus: junge Welt, Samstag, 4. August 2012


Ausnahmezustand verlängert

Peru: Regierung will Minenprojekt in Cajamarca gegen die Bevölkerung durchsetzen

Von Anne Grit Bernhardt **


Kurz vor Ende des Anfang Juli verhängten Ausnahmezustandes in den Provinzen Celendín, Hualgayoc und Cajamarca verlängerte die peruanische Zentralregierung diesen am vergangenem Freitag um zusätzliche dreißig Tage. Damit bleiben die Grundrechte der Bevölkerung weiterhin suspendiert. Polizei und Militär behalten die Kontrolle über diese Provinzen. Die Entscheidung der Zentralregierung wurde in Cajamarca stark kritisiert.

Der Vizepräsident der Verteidigungsfront von Cajamarca, Gabriel Gonzales, erklärte, daß der Ausnahmezustand lediglich die Unfähigkeit der Regierung zeige, den Konflikt um das Gold- und Kupferbergbauprojekt »Minas Conga« zu lösen. Wilfredo Saavedra, Präsident der Umweltverteidigungsfront von Cajamarca, sagte im staatlichen Rundfunk RPP, die Regierung wolle das Projekt gegen den Willen der Mehrheit der Cajamarquinos durchsetzen. Es würde versucht werden, das Bergwerk mittels einer militärischen Besetzung zu sichern.

Die Entscheidung der Regierung wird auch wegen der derzeitigen Dialogversuche zur Lösung des Konfliktes kritisiert. Noch immer bemühen sich die zwei Kirchenvertreter Miguel Cabrejos und Gastón Garatea in ihrer Rolle als Vermittler zwischen der cajamarquinischen Bevölkerung und der Zentralregierung in Lima um eine Lösung. In dieser Woche wollen sie erneut nach Cajamarca reisen, um mit den Betroffenen zu sprechen. Doch die harte Haltung der Regierung erschwert den Dialog.

** Aus: junge Welt, Montag, 6. August 2012


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