Fragiler Frieden in der Südsee
Auseinandersetzung um Umweltschäden durch Kupfermine auf der Insel Bougainville
Von Peter Nowak *
Weitgehend unbemerkt von den Medien
gibt es auf dem Pazifik-Eiland
Bougainville seit Jahren heftige Auseinandersetzungen
um eine der größten
Kupferminen der Welt.
Noch gehört die Pazifikinsel Bougainville
zu Papua-Neuguinea.
Doch bis zum Jahr 2015 sollen die
Inselbewohner in einem Referendum
über die volle Unabhängigkeit
entscheiden. Spätestens dann
wird auch die Zukunft der seit
1989 stillgelegten Panguna-Mine
wieder auf der Tagesordnung stehen.
Die Auseinandersetzung um die
Mine hatte vor 20 Jahren zum
Sturz mehrerer Regierungen und
einem blutigen Bürgerkrieg geführt,
bei dem bis zu 20 000 Menschen
umgekommen sind.
Angeführt wurde der Widerstands
von der Bougainville Revolutionary
Army (BRA), die von einem
Großteil der Bewohner unterstützt
wurde. Sie kämpfte gegen
die Armee der Zentralregierung
von Papua-Neuguinea, die mit allen
Mitteln den Betrieb der Kupfermine
aufrechterhalten wollte.
Der BRA gelang es, die Armee
von der Insel Bougainville zu vertreiben
und die Mine zu schließen.
Nachdem die Zentralregierung
1997 mit einer aus Briten und
Südafrikanern bestehenden Söldnertruppe
die Mine zurückerobern
wollte, kam es auch in Papua-
Neuguinea zu massiven Protesten.
Die Regierung musste zurücktreten,
die Söldner wurden gefangenengenommen
und des Landes verwiesen. Das stärkte die gemäßigten
Kräfte auf beiden Seiten. In
der Folge kam es zu einer Waffenruhe,
die 2001 in einen offiziellen
Friedensvertrag mündete. Darin
erhielt Bougainville den Status einer
autonomen Provinz innerhalb
Papua-Neuguineas mit der Option
eines Referendums über die vollständige
Unabhängigkeit bis 2015.
Ausgespart blieb die Zukunft
der Kupfermine, die den Bürgerkrieg
ausgelöst hatte. Für den in
Australien lebenden Konfliktforscher
Volker Böge bleibt die Zukunft
der Mine die Schicksalsfrage
der Region. Lange stand die Besetzung
der Mine durch eine Fraktion
der in mehrere Flügel gespaltenen
BRA einer Wiederinbetriebnahme
im Wege. Nach dem Tod
ihres Anführers Francis Ona wird
jedoch über eine Wiederaufnahme
des Betriebs diskutiert, die allerdings
an strenge Umweltauflagen
gekoppelt sein soll. Damit können
sich auch ehemalige BRA-Führer
anfreunden. Im Falle einer Unabhängigkeit
sei die Insel auf die
Einnahmen aus der Mine eingewiesen,
lautet ihre Begründung.
Das sehen einige Organisationen
der Inseleinwohner anders:
Für den Kampf um die Schließung
der Mine sei so viel Blut vergossen
worden, dass sie geschlossen bleiben
soll, argumentieren sie. Eine
wichtige Rolle wird auch die Frage
der Entschädigung für die massiven
Umweltschädigungen während
des Betriebs der Mine sein.
Viele Bewohner von Bougainville
fordern auch eine Entschuldigung
des früheren Minenbetreibers Rio
Tinto als Voraussetzung für Verhandlungen
über die Wiedereröffnung.
Bei einem Gericht von San
Francisco in den USA ist zudem
noch eine milliardenschwere Entschädigungsforderung
von Inselbewohnern
anhängig.
* Aus: neues deutschland, 27. Februar 2012
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